Tag 1 - Laney

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Laney.

"Verschwinde, bevor ich dir mein Knie zwischen die Eier ramme."

Sie hatte nichts mehr mit meiner kleinen Schwester gemein: Einzig ihre großen Augen, die beiden Muttermale unter ihrer Nase, die parallel zueinander standen und das weißblonde Haar zeugte davon, dass diese selbstbewusste junge Frau meine schüchterne Schwester war.

"Lass die knallen", johlte Deryn in meinem Kopf.
"Das ist meine Schwester, du Idiot", dachte ich und probierte eine gewisse Schärfe in meine Stimme zu legen.

"Runter von mir", knurrte sie, aber ich bewegte mich keinen Millimeter.

Sie hatte sich ihr weißblondes Haar wachsen lassen und es fiel ihr jetzt in leichten Wellen über die Schultern. Früher hatte sie es immer herunter hängen lassen und ich hatte sie immer geärgert.

Außerdem hatte sie sich die Augenbrauen gefärbt, einen hellen Braunton, was ihr Gesicht irgendwie markanter machte.
Obwohl es sich anfühlte, als hätte ich meine Schwester gestern das letzte Mal gesehen, stand hier eine ganz neue Person von mir.

"Das ist mir sowas von scheiß egal", maulte er: "Sie ist heiß."
"Halts Maul", knurrte ich, vergaß dabei aber meine Worte gedanklich an Deppyn zu richten und meine Schwester schnappte nach Luft.

Ups.
In diesem Moment hob sie ihr Knie und rammte es mit einer Kraft, die ich ihr niemals zugetraut hätte, in Deryns Weichteile.

"Fuck", entwischte es mir und vor Schmerzen verzog ich das Gesicht. Okay, das tat weh. Das tat sehr weh. Hiermit entschuldige ich mich bei allen männlichen Typen, denen ich mal zwischen die Beine getreten hatte.

"Scheiße. Bist du eigentlich total bescheuert?", heulte Deryn in meinem Schädel: "Jetzt kann ich keine Kinder mehr bekommen."

"Wer würde dich schon vögeln wollen?", entwischte es mir und meine kleine Schwester starrte mich wütend an, dann schlug sie mir mit der festen Hand ins Gesicht.

Das Geräusch von Laneys zarter Hand auf meinen definierten Wangenknochen hallte im ganzen Raum wider und das lockte jetzt auch noch den Lehrer an. Och nö.

"Ich werde dir jetzt was erklären", tobte Deryn in meinem Schädel: "Wenn ich Kontrolle über meinen Körper hätte, dann wäre ich schon tausendmal ausgewichen. Es ist verdammt mühsam, da ich die ganze Zeit probiere meinen Körper zu bewegen. Es macht mich müde, so verdammt müde und wenn du Hohlbirne es nicht schaffst meinen Körper gegen ein Mädchen zu verteidigen, dann ... dann ... wirst du das bereuen."

"Beeindruckend", schnaubte ich und Laney, die immer noch unter mir lag, verzog das Gesicht.

"Ihr beide. Sekretariat. Jetzt", motzte der Lehrer und langsam rappelte ich mich auf.
"Ich kann nicht mehr laufen, das tut so weh", jammerte ich gedanklich und hörte Deryn schnauben.
"Selber schuld die Olle."

"Ich habe nichts gemacht", protestierte meine Schwester und warf mir einen giftigen Blick zu: "Er hat mich belästigt."
"Habe ich nicht", widersprach ich und der Depp in meinem Kopf johlte: "Hast du wohl."
"Hab ich nicht", wiederholte ich für Deryn und der Lehrer sah mich ein wenig verstört an: "Wir haben dich beim ersten Mal schon verstanden."

"Du bist so doof", stöhnte es in meinem Kopf und zickig erwiderte ich: "Du bist doof."

Laney und der Lehrer wechselten einen Blick: "Kommt jetzt mit. Beide", dann stiefelte er los und ich folgte ihm mit einem Meter Abstand.

"Die halten uns jetzt für total bescheuert", seufzte es in meinem Schädel und ich stimmte ihm zu: "Aber kannst du mir eine Frage beantworten?"
"Ja, ich werde deine Schwester knallen. Sobald ich meinen Körper wieder habe."
"Das wirst du nicht tun", zischte ich und ein Schüler, der an uns vorbei lief starrte mich irritiert an.
"Du kannst nichts tun", antwortete Deryn.

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt