Ich hatte definitiv schon bessere Ideen gehabt, als mir schon um zehn Uhr morgens die Kante zu geben, aber nachdem ich meiner Schwester übers Gesicht geleckt und mich über meinen eigenen Tod amüsiert hatte, war mir das alles herzlich egal.
„Ich kenne eine Bar, die hat den ganzen Tag auf. Und schenken auch an mich aus." Deryn mochte die Idee. Vor Allem, da er der Meinung war, dass ich abgelenkt war und nichts dummes anstellen würde.
„Wie viel kann ich trinken ohne dass dein Körper schlapp macht?", fragte ich möglichst beiläufig, während ich seiner Wegbeschreibung folgte. „Viel", erwiderte er, klang dabei ein wenig eingeschnappt. „Ich bin trainiert."
„Sicher", höhnte ich und kickte eine Dose weg, die im Weg lag.
„Wenn wir beide tot sind, dann machen wir im Himmel ein Wettsaufen", schlug er vor. „Deal?"
„Deal."
„Und wenn du gut aussiehst, dann vögeln wir."
„Nein, das werden wir nicht." Eine Frau, die an mir vorbei joggte sah mich ein wenig verstört an und ich zwinkerte ihr zu. „Vermutlich landen wir beide eh in der Hölle."
„Hm, da hast du bestimmt Recht. Was hast du eigentlich angestellt, dass man dir den Zutritt in den Himmel verweigert?"
„Das wäre die eine Geschichte, in der ich den Klassenhamster erwürgt habe."
In meinem Kopf kicherte Deryn wie ein kleiner Junge. „Wieso hast du das getan? Der arme Hamster."
„Irgendein Trottel hat den Käfig offengelassen und der Hamster ist ausgebrochen, dann wollte ich ihn fangen und habe irgendwie zu fest zugedrückt."
„Du hast einfach ..." Er prustete los und auch ich musste lachen, was mir noch mehr merkwürdige Blicke bescherte. „Das ist ... definitiv schlimm ..."
Wir lachten beide weiter und als wir uns erholt hatten, fuhr ich fort: „Dann habe ich mal mein Meerschweinchen verhungern lassen."
„Und das hat niemand bemerkt?", lachte Deryn.
„Doch, schon. Wir waren das Wochenende weg und ich habe halt vergessen dem Tier Essen zu geben. Als es mir dann wieder eingefallen ist, hat es sich nicht mehr bewegt."
„Du bist ein schlimmer Mensch, der in die Hölle gehört", tadelte Deryn mich und ich stimmte ihm zu.
„War das alles? Deswegen kommst du nicht in den Himmel?"
„Na ja, da war ich noch jung", verteidigte ich mich. „Aber ich habe ab und zu mal was mitgehen lassen, hab gedealt und ..."
„Du hast gedealt?", fragte er auf einmal ganz aufgeregt: „Ja ... Nein ... Ab und zu mal hab ich ein paar Tütchen verteilt."
„Vielleicht habe ich mich getäuscht und du bist doch ganz cool", stand er mir dann doch ein und ich grinste: „Wenn die Hoheit das sagt."
„Kein Wunder, dass die dich nicht in den Himmel lassen wollen."
„Das Beste habe ich dir noch nicht erzählt", kicherte ich und ich hörte die Neugier in seiner Stimme, als er nachfragte.
„Ich habe Kameras in den Duschen unserer Sporthalle versteckt und die Bilder dann an solche Perverslinge aus dem Internet verkauft."
„Hast du nicht", protestierte er.
„Doch", kicherte ich.
Klar, das war ziemlich asozial und ich hatte echt mit Gewissensbissen zu kämpfen, aber es brachte viel Geld und über die Karma-Scheiße hatte ich mir nie wirklich Gedanken gemacht.
„Jetzt musst du mir aber auch erzählen, was mit deinem Vater los ist", forderte ich und Deryn verstummte.
„Es ist ... kompliziert."
„Anscheinend weiß jeder Bescheid, außer ich, und ich bin du. Das ist ein bisschen hinderlich, findest du nicht auch?"
„Ist ja gut", brummte er und gespannt lauschte ich seiner Geschichte.
„Früher war mein Vater total okay, aber dann hat er diesen neuen Job bekommen und war plötzlich nur noch im Stress. Und dann ist er total ausgerastet, wenn irgendetwas nicht geklappt hat und ist auf meine Mutter und mich losgegangen. Meine Mutter hat angefangen zu trinken und so und hat das total ausgeblendet. Irgendwann wurde er dann festgenommen."
„Das tut mir leid", sagte ich.
„Nein, er ist ein total cooler Mensch. Er hat mir geschrieben und sich total verändert. Der tut mir nichts mehr."
„Sicher?", fragte ich vorsichtig noch einmal nach, aber er war sich zu hundert Prozent sicher.
„Übrigens ... Auch wenn meine Meinung sich über dich ein wenig geändert hat, werde ich deine Schwester trotzdem ficken."
„Wirst du nicht, das weiß ich zu verhindern", widersprach ich und er setzte noch ein „Wetten?" hinterher.
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Zwischen Himmel und Hölle
Novela JuvenilLeann steht nach ihrem Tod wortwörtlich zwischen Himmel und Hölle: Zu gut für die Hölle, zu böse für den Himmel. Das himmlische Gericht gewährt ihr eine zweite Chance: Sie darf zurück auf die Erde. Allerdings wacht sie nicht in ihrem eigenen Körper...