Part 5: Irgendwann kommt alles ans Licht

41 3 0
                                    

Als ich im Wohnzimmer ankam erkannte ich Kai wie er mit einer ernsten Miene im Sessel saß und mein Gesicht fokussierte. In der Hand hielt er sein schwarzes Sony Xperia Z3 was anscheinend noch entsperrt war. Mit einer kurzen Handbewegung signalisierte er, dass ich mich gegenüber auf dem Sofa setzen sollte. Dabei hielt er ununterbrochen Augenkontakt was mich noch nervöser machte. Als ich es mir, so gut wie es ging, auf dem Sofa bequem machte, sah ich zum ersten mal in Kai's Augen Besorgnis. Er legte nun das gesperrte Handy vor ihm auf den weißen Ikea Tisch und fing mit einem kurzen räuspern an zu reden.
»Marie.. Ich habe gerade mit Mama gesprochen. Sie wird gleich hier sein. Du musst verstehen, dass...«
Alles an diesem Satz verursachte in mir eine unbeschreibliche Wut. Von dem Wort "Mama" bis "Wird gleich hier sein" und zum Schluss "Du musst verstehen". Ich wollte den Rest nicht hören, denn nichts daran kann das Gesagte davor besser machen.
»Nein! Ich will nichts mehr hören! Ich will diese Frau auch nicht mehr sehen oder sprechen!«
»Marie ich kann dich verstehen aber...«
»Nichts kannst du! Du warst immer Mamas Liebling. Der Hetero Kai mit seiner hübschen Freundin und seinem Erfolg. Mamas einziger, starker Mann. Wie willst du verstehen können wie sich das alles für mich anfühlt!?«
Das hat anscheinend gesessen. Kai's Besorgnis aus seinen Augen verblasste und Wut trat stattdessen hervor. Er fing an seine Hände anzuspannen und die Zähne fest aufeinander zu pressen. Er überlegte kurz, atmete tief ein und schloss für einen Moment die Augen bevor er begann mir zu antworten.
»Das stimmt nicht. Ich sprach oft mit Mama über das Thema. Sie macht sich Sorgen über dich und möchte dass du glücklich bist. Sie liebt dich, ok?«
»Und so kann ich also nicht glücklich sein? Mit einen MÄDCHEN?«
»Marie!...«
Weiter kam er nicht, denn die Klingel unterbrach ihn. Sein Blick ruhte noch kurz auf mir bevor er zur Tür ging. Ich wusste genau was mich nun erwarten würde und das wühlte mich innerlich noch mehr auf. Worüber sie tatsächlich mit mir reden möchte weiß ich zwar nicht aber das ist mir auch gleichgültig, ich will diese Frau einfach nicht sehen. Von weitem hörte ich die beiden im Flur flüstern bevor sie durch die Tür traten. Ich sah meiner Mutter direkt an, dass sie recht nervös war und kurz überlegte mich zu umarmen aber ich zeigte ihr mit meiner ablehnenden Körperhaltung und Mimik sofort, dass ich keinerlei Berührungen erwünschte. Dementsprechend blieb sie im Zimmer mit einer guten Distanz stehen und blickte auf den schwarzen Teppich. Kai bemerkte die Anspannung und begann das Gespräch.
»So, nun werdet ihr euch endlich VERNÜNFTIG aussprechen. Ich kann diesen ganzen Krach nicht mehr ertragen und finde es echt traurig, ihr seid eine Familie. Also los.«
Bei diesem Satz musste ich schmunzeln was von meinem Bruder nicht unentdeckt blieb, denn er sah mich mit einem tödlichen Blick an.
»Was denn? Ich fragte mich einfach seid wann wir drei eine Familie sind. Ich dachte nur Heteros zählen dazu. Außerdem habe ich den Streit nicht angefangen. «
»Marie es reicht! Ich werde in die Küche gehen und ihr werdet reden. Wenn ihr euch umbringt passt bitte mit dem Blut auf, die Möbel sind neu.«
Nachdem ich das aussprach und Kai das Wohnzimmer verließ merkte ich wie meine Mutter sich innerlich Zuspruch gab um nicht zu explodieren. Von dieser Selbstbeherrschung war ich wirklich beeindruckt aber das hielt nicht lange, weil sie sofort konterte.
»Du hast aber angefangen einfach irgendwelche Weiber in meine Wohnung zu bringen und mit denen auch noch öffentlich vor dem Haus Speichel auszutauschen, was von den Nachbarn auch nicht unbemerkt blieb. Wie soll eine Mutter da bitteschön reagieren?«
Mit jedem Wort mehr stieg meine Wut bis ich mich nicht mehr beherrschen konnte.
»Du bist so ein intolerantes Wesen! Kein Wunder, dass Papa gegangen war! Bei dir kann es ja niemand aushalten!«
Damit hatte ich nun einen wunden Punkt getroffen. Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr ganzer Körper spannte sich an.
»Du bist so undankbar! Ich habe mich jahrelang um dich gekümmert und wie dankst du es mir!? Indem du erst zu so einem Homo wirst und dann noch Zuspruch verlangst?! Woanders wären solche Menschen gesteinigt geworden!«
Bevor sie die mit diesen Worten den Raum verließ kam nun auch Kai rein. Er erschien völlig hilflos und verwirrt. Bevor er aber was sagen konnte war Mama auch schon fast aus der Haustür raus und ich schrie ihr noch brüllend hinterher.
»Fick dich! Du bist für mich gestorben!«
Die Tür knallte zu und ich brach zusammen. Kai sagte nichts sondern wandte sich mir wortlos zu und drückte mich so dolle wie noch nie. 10 Minuten blieben seine muskulösen Arme um meinen Körper bis ich mich verheult von der Umarmung löste. Unsicher ließ er es zu und versicherte sich bei mir, ob es mir nun besser gehen würde. Ich nickte bloß und bekam nur wenige Wörter raus, er musterte mich aber akzeptierte die Antwort. Wir verharrten in den Positionen bis ich die Stille durchbrach.
»Ich gehe mal ins Zimmer und bespreche mit Luisa kurz was mit Heute ist..«
Fragend betrachte er mich bis mir einfiel, dass ich es ihm nicht erzählt hatte.
»Sie hat heute Sturmfrei und hatte mich gefragt, ob ich vorbei kommen möchte. DVD's schauen, Pizza und so ein Kram. «
Lächelnd willigte er da ein und meinte solange ich nicht schwanger zurück komme wünscht er uns viel Spaß. Dabei musste ich sogar kurz lachen und verschwand danach ins Zimmer und wählte ihre Nummer. Nach wenigen Sekunden nahm sie auch ab.
»Hallo schöne Frau, was kann ich für Sie tun?«
Ich musste schmunzeln aber war für Albernheiten noch nicht in Stimmung und habe ihrem Kommentar keine Beachtung geschenkt, sondern kam direkt zur Sache und sagte ihr für den Abend zu. Ihr fiel meine distanzierte Art auf aber ich verschob das Gespräch auf Später. Nachdem wir auflegten war mir bewusst, dass ich ihr wenigstens verpflichtet war mein Geheimnis zu offenbaren.




Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 24, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Suche nach dem wahren IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt