11. Das Wasser

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Wie in Zeitlupe spürte ich, dass wir nach rechts kippten. Meine Hände umklammerten die Taschenlampe wie meine Augen den Blick von Marius, als er aus dem Boot geschleudert wurde. Dann knallte mein Kopf gegen den Bootsrand und ich erkannte nichts mehr, als Dunkelheit, die mich umfing wie ein Schleier und meinen Geist in ein Gefühl von Einsamkeit tauchte.

Die Welle wirbelte mich herum, bis ich nicht mehr wusste wo unten und oben war. Verzweifelt versuchte ich, zurück an die Wasseroberfläche zu gelangen, als eisige Kälte an meinem Körper zog wie gierige Hände, doch sie war so weit entfernt. Und meine Arme waren so schwer...

Dann durchstieß mein Kopf den glasklaren Spiegel und sog klirrende Luft in meine brennenden Lungen, während Wasserperlen, gemischt mit salzigen Tränen, über mein brennendes Gesicht liefen.

Bevor ich einen weiteren Atemzug hätte nehmen können, brach die zweite Welle über meinem Kopf zusammen, sodass ich nur noch das unterdrückte Gurgeln und Sprudeln der eisigen Flüssigkeit wahrnahm. Ich wurde herum geschleudert wie das rote T-Shirt von Marius.

Marius?

Meine Gedanken begannen zu zerfließen wie Eis in der Sonne und hinterließen nichts als Einsamkeit, während ich versuchte, die letzte Luft, die in meinen Lungen verblieben war, nicht zu verlieren. Das Brennen in meiner Lunge wurde unerträglich, sodass mein Körper Wasser inhalierte, das wie Feuer meine Luftröhre hinunterrann.

Mein schlaffer Körper wurde von den Strömungen umhergewirbelt, wie eine Puppe, bis sie nach Sekunden oder Jahren nichts mehr wahrnahm und nichts mehr fühlte.

Die Kälte und die Angst, die ich im Moment wahrnahm.

Die Hoffnung Marius zu verstehen zu lernen.

Das Glück, Freya, Aimo, Maila und die wunderschöne Stadt kennen gelernt zu haben.

Die Liebe, die ich durch meine Eltern und, wenn auch irgendwie verzerrt, durch Noah erfahren durfte.

Die schreckliche Trauer um Neo.

Nichts davon existierte mehr.

Ich würde niemals mehr, als eine Erinnerung sein. Für niemanden. Nicht für Noah, nicht für meine Eltern, Freya, Aimo, Marius. Für niemanden etwas Wichtigeres, als Vergangenheit, und für manche nicht mal das.

Ich würde niemals mehr Gegenwart sein. Oder Zukunft.

Aber vielleicht, ganz vielleicht, würde ich jetzt bei meinem Bruder sein.


Hallo :),

Erstmal vielen Dank für die Reads, Votes und Kommentare, habt bitte keine Angst mir eure Meinung mitzuteilen, ich beiße nicht :D

Eigentlich wollte ich euch nur Bescheid sagen, dass ich mich jetzt, wie ihr vielleicht bemerkt habt, wieder mehr Marta und Ben aus meiner eigentlichen Geschichte, Of Foxes and Failure, widmen und dieses Buch nur sehr langsam updaten werde. Da Filia - Morbus nur ein Projekt der Justwriteit-Challenge von April war, wollte ich das Buch eigentlich noch im April beenden, aber da ich Juno und die anderen doch sehr ins Herz geschlossen habe und ihre Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, werde ich trotzdem, wenn auch etwas langsamer als gewohnt, weiterschreiben.

Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür :)

Liebste Grüße, modestia ♡

Filia - MorbusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt