Verzweifelt renne ich durch den Wald und dreh mich um.
Die Gang folgt mir noch immer.
"Bleib stehen!"
"Flüchten bringt nix!"
"Wir kriegen dich schon, wart ab!"
Ich renne, stolper, rappel mich wieder auf, keuche, schnappe nach Luft.
Wann werden die mich endlich in Ruhe lassen?!
Plötzlich stolper ich über eine Wurzel.
Ich versuche mich zu fangen, wobei ich unglücklich umknicke und zusammenbreche.
Meine Lunge schmerzt beim hastigen ein- und ausatmen der Luft, als ob tausende Messer mir in die Lunge gerammt werden.
Wieder höre ich sie rufen.
Schnell richte ich mich wieder auf.
Ein stechender Schmerz durchfährt mein Knöchel.
Nicht auch das noch!
Behutsam setze ich mein verletztes Bein auf.
Mit zusammengepresste Lippen fang ich an zu laufen und beschleunige meine Geschwindigkeit. Je schneller ich laufe, desto kürzer werde ich mein Knöchel belasten. So ist meine Meinung.
"Dich haben wir gleich!",
höre ich sie rufen.
Ich dreh mich um und seh sie schon aus der Entfernung auf mich zudonnern.
Scheiße!
Humpelnd versuche ich, mein Tempo zu steigern.
Plötzlich höre ich neben mir im Gebüsch ein Rascheln und werde augenblicklich
zur Seite hinter ein Gebüsch geschubst und zu Boden gerissen.
"Hey! Was glaubst du eigentlich, wer du bist!?"
"Psssst!" zischt die Gestalt.
Ich setze mich mit mein gesundes Bein in die Hocke und funkel die Gestalt böse an.
"Ich halt jetzt bestimmt nicht mein Mund!
Du weiß nicht, mit wem du es zu tun hast!
Mich kann man nicht einfach..."
Weiter komm ich nicht, da der Fremde mich zu Boden drückt, wobei ich auf dem Rücken lande, mir dem Mund zuhält und sich schützend über mich beugte.
Dann höre ich, wie die Stimmen meiner Verfolger lauter werden.
Panik steigt auf.
Will dieses Etwas mich ausliefern?
Ich versuche mich aufzustützen, wobei die Gestalt mich sanft wieder zurückdrückt.
"Du bist hier in Sicherheit!" beruhigt sie mich.
Dann rast die Horde, die mich verfolgt hat, vorbei.
Wir warten solange, bis ihre Stimmen nicht mehr hörbar sind.
Dann lässt die Gestalt mich los.
"Ich weiß schon, mit wem ich es zu tun habe, Leila!"
Die Stimme ist tief und rau.
Woher weiß dieser Mensch meinen Namen?
Erstaunt schau ich ihn an.
"Wer oder was bist du?"
Die Person lacht leise.
"Ich bin der oder das, was du im Moment am wenigsten erwartet hast."
Ein paar Sonnenstrahlen fallen auf das Gesicht der unbekannten Person.
Ich betrachte sie lange.
Sie hat ausgeprägte Wangenknochen und blaue Augen.
Die Haare sind blond und mittelkurz geschnitten. Das Pony leicht hochgestylt.
Eine Goldkette baumelte am Hals.
Die Person lächelt.
"Und?"
Wangenkrübchen erscheinen.
Dann trifft es mich wie ein Blitz.
Geschockt rutsche ich von der Person weg.
"Das kann nicht sein! Das...das ist unmöglich!" flüster ich.
Die Person schließt den Abstand zwischen uns.
"Es ist alles möglich Leila.
Nur wenn du fest daran glaubst..."
Verzweifelt schau ich die Person an.
"Elias? Bist du es wirklich?!"
Er lächelt und schaut mich mit seinen blauen Augen an.
"Hier stehe ich vor dir.
Elias Brimfield."
Überfordert mit der Lage steh ich auf und laufe vor ihm hin und her.
"Das kann nicht sein, das darf nicht sein!"
Ich drehte mich um und schau ihn an.
Tränen steigen mir in die Augen.
"Sieben...sieben verdammte, beschissene,
horromäßige Jahre warst du nicht da, plötzlich weg...und jetzt...jetzt bist du auf einmal da und bist für mich da...warum?
Warum hast du dich nicht gemeldet?"
Eine Träne rollt über meine Wange.
Dann die nächste.
Ich kneife die Augen zusammen und beiß mir auf die Lippe.
Es tut weh, ihn wieder zu sehen.
Und ich will ihm nicht zeigen, dass er mir so gefehlt hat.
Niemals.
Ich verenge meine Augen zu einem Schlitz und wische die Tränen weg.
Dann trete ich ein Schritt auf ihn zu und funkel ihn böse an.
Er ist ein paar Zentimeter größter als ich, weshalb er leicht zu mir runterschauen muss.
"WARUM HAST DU DICH NICHT GEMELDET?
GEFRAGT, OB ICH WAS MIT DIR UNTERNEHMEN MÖCHTE ODER WIE ES MIR GEHT?! DU HATTEST MEINE NUMMER!!
ABER NEIN, STATTDESSEN HAT MR. BRIMFIELD GEMEINT, DASS ER MICH WIE EIN STÜCK SCHEIßE DARSTELLEN MUSS!" schreie ich.
Die Tränen, die ich bis jetzt zurückbehalten konnte, laufen nun in kleinen Tröpfchen mein Gesicht runter.
Betroffen sieht er mich an.
"Leila, ich...es..."
Er will meine Wange trockenwischen, doch ich weiche mit schmerzverzerrten Blick zurück.
"Ich hätte dich gebraucht!
Ich hätte dich gebraucht, als ich gefühllos von vielen Jungs ausgenutzt wurde und verletzt! Ich wollte unbedingt, das mein Bruder sie zur Sau machte!"
Ich schau ihn verletzt an.
"Vor allem bei Luke."
Er schaut auf den Boden.
"Weiß du, wie weh es tut, jemand zu vermissen, der einem wichtig war?
Hast du jemals jemand vermisst?"
Er nickt leicht.
"Ich weiß wie es sich anfühlt."
Ich lächel kurz.
"Elias, es tut scheiße weh, dich zu sehen..."
Damit dreh ich mich um und lauf weg. Elias hebt den Blick und schaut mir nach.
Plötzlich dreh ich um, humpel auf ihn zu und umarme ihn.
"Ich hab dich so vermisst Elias.
Ich bin froh, dass du da bist!"
Er lächelt und nimmt mich in den Arm.
"Keine Angst Schwesterherz.
Ich bin da und werde dich beschützen!"
Ich fahre hoch. Meine Herz rast wie ein Stier. Ich atme schwer.
Was war das für ein Traum?
Warum hab ich von Elias geträumt?
Dann seh ich die Bilder wieder vor mir.
Wie er sich schützend über mich lehnt, wie er mich anlächelt, seine blonde Haare, blaue Augen und die Goldkette.
Und wie er mich schließlich in die Arme nimmt.
Plötzlich spüre ich etwas nasses auf meiner Wange.
Eine Träne.
Der Druck auf meiner Brust wird stärker.
Immer mehr Tränen rollen über meine Wange.
Ich schließe die Augen.
Ich vermisse ihn.
Sogar sehr.
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Todesurteil "Liebe" 《BEENDET》
Teen FictionMeine Kindheit lief schief. Teddybär? Besaß ich nicht. Stattdessen wuchs ich mit Drogen auf. Was das Problem für meine Jugend ist. "Love,Kiss, Hope?" Kenne ich nur aus Büchern. Bei mir war das anders. "Hass, Liebeskummer, Schmerzen." So kannte ich...