Mal wieder liege ich in meinem Bett.
Der Tag heute war sehr anstrengend.
Zwar war Marko nicht da, aber dafür hat die Mathelehrerin von Arschhausen meine Nerven strapaziert.
Und zwar gewaltig.
"Leila, kannst du die Beine vom Stuhl tun!?"
"Leila, sei still!!"
"Leila, was hab ich gerade gesagt?!"
"Leila, hör auf meinen Unterricht zu stören!"
"Leila...Leila...Leila!"
Man!
Was kann ich dafür, dass sie ihre Tage hat oder ihr Freund kein Bock auf sie hat?!
Wenn sie überhaupt einen hat.
Auf jeden Fall war sie heute nicht geschminkt, was aussieht, als wäre sie frisch aus der Leichenhalle entkommen oder hat die ganze Nacht geweint.
Ich bin für Variante eins.
Und als Sahnehäubchen hat Ashley heute rumgehetzt und rumgezickt wegen nix.
Schlimm.
Doch wie ein Rettungsring im tosenden Meer kam Amy.
Um mich aufzumuntern.
Herrlich.
Auch sie hat heute die allbekannte "Regenbogen-Pille" genommen und war total aufgedreht.
Lol.
Diese Pille hat solche Auswirkungen wie aufgedrehtes Verhalten, Lachflash und auf alles und jeden zu scheißen.
Marko hätte mich heute auch als Schlampe bezeichnen können und ich hätte ihn ausgelacht und "Waschlappen "
genannt.
Tolle Erfindung.
Ich halt.
Nun liege ich in meinem Bett und höre die heilige Sprachnachricht an.
Elias Stimme ist wie Schokolade.
Wenn ich sie höre, muss ich anfangen zu grinsen und fühle mich leicht.
Der Schokoladen-Ersatz für unterwegs!
Nach ein paar Minuten schlafe ich ein.
Ich sitze an der ausgemachte Haltestelle auf einer Stange.
Meine Ohrstöpsel hab ich in meinen Ohren stecken.
Ich versuche, den Rap-Refrain mitzurapen.
Warum ich mich auf das Treffen eingelassen habe, frage ich mich wirklich.
Vielleicht wollte ich ihm eine Chance geben.
Ich sitze mit geschlossenen Augen da, wippe meinen Fuß zum Takt mit und wispere den Text vom Lied mit.
Langsam vergesse ich alles um mich herum. Außer Luke.
"Na Pferdemädchen? Wartest du auf mich?"
Genervt nehme ich einen Ohrstöpsel raus.
"Tut mir leid Luke...aber ich steh nicht auf reiche, eingebildete Muttersöhnchen, die denken, sie sind die größten!"
Er schaut mich grimmig an.
"Was hast du gesagt? Ich bin kein Muttersöhnchen!!"
Grinsend springe ich von meiner Stange runter und lauf zu ihm rüber.
Jetzt ihm eine reinwürgen!
"Ach nein? Wer ist den zu uneigenständig und wird von seiner Mutter rumkutschiert?"
"Ich kann mir sowas wenigstens leisten!"zischt er.
"Tja...ich kann mir das als Arzttochter auch leisten...sonst hätte ich keine Tunierpferde!"
Was natürlich nicht ganz stimmt.
Es sind Freizeitpferde.
Also nicht ganz gelogen!
"Ach und Luke?"
Er schaut mich auffordernd an.
"Lass dich nicht so schnell aufregen. Ist total uncool. Und du willst ja nicht, dass jemand sieht, dass du dich von ein Mädchen ärgern lässt!"
Dann drück ich ihm seine Cape ins Gesicht und stoß ihn weg.
"Und jetzt zieh Leine!"
Dann pflanze ich mich wieder auf die Stange und höre weiter Musik.
Nach fünf Minuten merke ich, wie eine Person sich von hinten auf die untere Stange stellt und mir ein Ohrstöpsel rausnimmt und sich bei sie reinsteckt.
Gerade läuft "Lose Yourself" von Eminem.
Ich grinse.
Dann kam der große Einsatz:
"You better lose yourself in the music, the moment. You own it, you better never let it go.
You only get one shot, do not miss your chance to blow.
This opportunity comes once in a lifetime yo..."
Ich muss anfangen zu lachen.
Auch die Person neben mir lacht.
Doch ich will sie weiterhin prüfen.
"I never meant to hurt you..."
"...I never meant to make you cry, but tonight, I'm cleanin' out my closet !"
Okay, die zweite Prüfung hat die Person bestanden.
"And I am, whatever you say I am..."
"...If I wasn't, then why would I say I am..."
Obwohl der Unbekannte fertig mit seiner Strophe ist, lasse ich meine Augen geschlossen.
Es ist so schön, die vertraute Stimme zu hören.
"Das hast du so schön gerapt..."
Sie lacht.
"Hab ich die Prüfung also bestanden?"
"Ich würde sagen, ja!"
Sofort fängt der Unbekannte an zu lachen.
"Ich glaub, ich hab noch nie so einfach eine Prüfung bestanden!"
Ich öffne meine Augen und dreh den Kopf ihn die Richtung, woher die bekannte Stimme kommt.
Lange muster ich das Gesicht.
Er hat nicht mehr das kindliche Gesicht.
All die weichen Stellen haben einen harten Zug eingenommen.
An paar Stellen im Gesicht sind kleine Narben.
An sein Kinn ist ein vereinzelter, heller Flaum.
Ich bin sehr erstaunt, wie gut er sich verändert hat.
Im positiven.
Seine blauen Augen strahlen mich an, wenn er lacht und an seiner Wange bilden sich Grübchen.
Er hat einen erwachsen Eindruck und trotz allem steckt der kleine freche Junge in ihm.
Elias.
Erst nach ein paar Minuten merke ich, dass ich ihn total anstarre und schlage meine Augen nieder auf dem Boden.
"Hey..."
Er hebt mein Gesicht wieder hoch, so dass ich ihm in die Augen schauen muss.
"Du bist von den starken, kleinen Mädchen zu einer starke Teenagerin geworden!"
Von Verlegenheit überschüttet, senke ich meinen Blick und merke, wie ich rote Backen bekomme.
Peinlich!
Sofort springe ich von meinem Sitzplatz runter und stecke mein Handy ein.
"Du hast gar keine Ahnung wovon du redest!"
Ich schnappe meine Tasche und laufe an der Bahn entlang.
Von Elias gefolgt.
"Hey, Leila!"
Er packt mich an die Hand und wirbelt mich zu sich herum.
"Wie meinst du das? Du bist doch ein starkes Mädchen! Nachdem, was du alles als Kind erlebt hast..."
"Nein, Elias, ich bin nicht stark und werde es nie sein!"
Er lässt mich los.
"Warum? Warum sollst du nicht stark sein? Was ist der Grund, dass du so verunsichert bist und anderen glaubst!?"
Ich kneife die Augen zusammen und laufe weiter.
Kontrollier es!
"Verstehst du nicht..."
Plötzlich werde ich gepackt und umgedreht wieder hingestellt.
"Was Leila!? WAS IST MIT DIR LOS?! WO IST "MEINE" LEILA GEBLIEBEN!?"
Jetzt reicht es!
Soll er halt wissen, was mit mir passiert ist.
"SIE IST WEG! WEG FÜR IMMER! SIE IST TOD! ERMORDET!! KAPIERT!?"
Jetzt schaut Elias mich sprachlos an.
Schnell schaue ich auf den Boden.
Das er so verletzt schaut, tut so weh.
Scheiße!
Tränen-Alarm!
"Leila?"
Bloß nicht reagieren!
Bleib cool!
Aber leider kennt er mich ZU gut.
Er hebt meinen Kopf und sieht sofort das Glitzern.
"Wer hat dir das angetan?"
Keine Antwort.
"Wer hat dir so wehgetan, Leila?!
Welches Arschloch..."
"Luke."
"Was? Wer?!"
"Luke..."
"Luke O'Brien?!"
Ich nicke.
Schweigend nimmt er mich an seine Brust.
"Er ist das größte Arschloch!"
Schnief.
"Lias?"
"Ja?"
"Woher kennst du Luke?"
Er schweigt kurz.
"Mit Luke hab ich immer mal wieder ein paar Konflikten."
"Er war vorhin bei mir. Als du nicht da warst..."
Ich merke, wie sein Blick sich verfinstert.
"Der kann froh sein, dass ich ihn nicht gesehen habe..."
"Lias...bitte keine Gewalt. Okay? Versprich es mir!"
Er nickt.
"Okay."
Ein paar Minuten stehen wir Arm im Arm da.
"Lias?"
"Ja Leila?"
"Können wir Fußball spielen? Ich muss meine Wut loswerden!"
Er nickt.
"Kein Problem! Kommt sofort My Lady!"
Sofort muss ich anfangen zu lachen.
Erschöpft lässt Elias sich neben mich ins Gras fallen.
"Puh...Ich hab noch nie ein Mädchen gesehen, dass so gerne Fußball spielt!
Respekt!"
Ich liege da und schau in die Wolken.
"Im Sommer spiel ich immer mit meinen Cousins eine kleine WM."
Plötzlich richtet er sich auf und stützt sich auf seinen Ellbogen ab.
"Leila?"
Ich dreh den Kopf zu mir.
"Leila, ich..."
"piep piep, piep piep, piep piep..."
Ich haue den Wecker aus.
Dann erst blicke ich, dass ich nicht mit Elias auf eine grüne Wiese liege und unser erstes Treffen hab, sondern in meinem Bett liege.
Was?!
Ich reibe mir die Augen.
Ich hab nur noch eine Frage.
Wann?
Wann werde ich ihn wiedersehen?
Ich weiß es nicht.
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Todesurteil "Liebe" 《BEENDET》
Teen FictionMeine Kindheit lief schief. Teddybär? Besaß ich nicht. Stattdessen wuchs ich mit Drogen auf. Was das Problem für meine Jugend ist. "Love,Kiss, Hope?" Kenne ich nur aus Büchern. Bei mir war das anders. "Hass, Liebeskummer, Schmerzen." So kannte ich...