Auf Wiedersehen

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Eine zarte, leicht kühle Brise weht durch meine Haare.

Ich sitze auf meinen Balkon und beobachte ein Rabe, der vom Walnussbaum meines Opas flüchtet, im Schnabel eine Walnuss.
Ich schliesse die Augen und lass die letzten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen.
Bunte Blätter, die von Bäumen fallen, kündigen den Herbst an.
Mittlerweile haben wir Oktober.
Und die erste Prüfung rückt näher.

Ich zieh den Reißverschluss von meiner Jack höher und verstecke meine Hände in der Tasche.
Dieses Jahr wird für mich kurz.
Dieses Jahr werde ich die Schule hinter mir lassen.
Der Realschulabschluß steht an.
Nix wird mehr so sein wie es war.
Nach 10 Jahre kommt das Ende.
Ich schüttel mich fröstelnd und beschließe, wieder rein zu gegen.

Schon seit fast ein Jahr hab ich mit Elias Kontakt.
Ich grinse.
Elias Brimfield.
Der Junge, der mir als Einziger die Sicherheit gegeben hat, die ich brauchte.
Der mich als Einziger kannte.
Mit meiner Vergangenheit.
Mit diesem Schuljahr wird auch die Geschichte "Liebe - ein Todesurteil" enden... Und somit die Geschichte zwischen mir und Elias.
Doch ich will nicht, dass sie endet.
Sie hat so schön angefangen und war so schön...und dies soll alles auf einen Schlag enden?

Ich hab oft darüber nachgedacht, weiterhin zu warten, um die Geschichte weiterzuführen und vielleicht ein Happy End zu geben.
Doch wo ein Ende ist, ist ein Ende.
Und wenn die alte Geschichte sich fortsetzt, kann man daraus einen zweiten Teil machen.
Ein zweites Band von einer Geschichte.
Und wer weiß...vielleicht hat dann der zweite Band ein Happy End?

Ab und zu muss ich wieder darüber grinsen.
Grinsen, über dass, was geschehen ist.
Grinsen, was sich aufgebaut hat, aus ein Bauchgefühl und ein Herzklopfen.
Manchmal denke ich an den Anfang zurück.
Elias hat mir Kusssmileys geschickt und mir gesagt, dass ich ein starkes Mädchen bin.
Erst jetzt hab ich verstanden, wie er es gemeint hat.
Ich bin durch all den Verletzungen im Herzen und in der Seele stärker geworden.
Ich weiß jetzt, was angepasst ist und was nicht.
Ja, Elias vermisse ich manchmal.
Sogar sehr.
Zu sehr.
Er ist für mich wie ein großer Bruder, der mich unterstützt hat und Mut zugesprochen.
Ich erwische mich sogar manchmal, wie ich mich freue, wenn ich von ihm träume.
Und wie ich den Traum dann schwärmerisch Amy und Ashley erzähle.

Doch dann spüre ich einen Stich im Herzen, wenn Amy anfängt, die Augen zu verdrehen und nur "Jetzt hat sie schon wieder geträumt!" als Kommentar abgibt.
Ich weiß, das es manchmal echt ätzend sein kann, wenn ich sowas träume, aber für mich ist sowas etwas Besonderes.
Dann spüre ich, wie mein vernarbtes Herz einen Takt aussetzt und ich mit von Tränen glitzernden Augen auf den Boden schaue, die Lippen aufeinander presse und zu mir sage, dass ich aufhören soll zu träumen und der Realität ins Auge schauen soll.
Auch jetzt, spüre ich wie ein paar Tränen runterkullern, weil ich mir verbiete, von ihm zu träumen.


Die Liebe ist eben wie ein Todesurteil.
Sie kann schön sein und dich zu glücklichsten Menschen der Welt machen.
Es ist dir dann egal, was andere über dich sagen, du scheißt auf alles und jeden.
Doch dann gibt es die dunkle, giftige Seite, die dir wie eine Schlinge vorkommt, die sich langsam um dein Herz legt und es langsam und qualvoll erwürgt.
Dann liegst du da, weinst und hoffst, das irgendjemand dich von dieser Qual erlöst.

Ich kenne beide Seiten.
In guten und in schlechten.


Ich weiss, das dieses knappe Jahr ein manchmal schlechtest, doch gleichseitig Gutes Jahr war.

Denn ich hab mich zum ersten mal geborgen und frei gefühlt.
Ich musste mich nicht hinter einer Maske verstecken und meine Vergangenheit verstecken.


Ich konnte ich sein.
Leila Overland.

Und wer weiß....
Vielleicht fängt irgendwann ein neuer Teil über Elias und mich an.
Mit ein besseren Ende.
Vielleicht schon nach den Prüfungen.
Man weiß nie!  

Todesurteil "Liebe"   《BEENDET》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt