Angel Book

1. Engelleben [1]

Nur langsam glitt mein Blick über die Erde.
Eine Wolke stand mir im Weg.
Angestrengt schob ich sie bei Seite.
Auf einer anderen machte ich es mir nun bequem und zog meine Flügel ein.
Sie wachsen gerade und tun dabei verdammt weh.
Aber meine Aufgabe, darf ich trotzdem nicht auslassen.
Ich bin ein Engel und muss nunmal auf die Menschen aufpassen.
Mein heutiges Gebiet lag über der USA.
Hier war es immer sehr interessant.
Ich muss zugeben, ich war nicht der fleißigste Engel und beobachtete lieber die Menschen wie sie ihre Geschichte schrieben.
Die Geschichte ihres Lebens.
Anstatt Unheil aufzuhalten, was mich oft in Schwierigkeiten brach.
Ich wollte ja helfen, doch hatte ich erst Leute entdeckt, die gerade einen wichtigen Schritt gingen, konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
Die Welt war für mich wie ein Buch und jeden Tag kann man eine andere Geschichte sehen.
Ich winkelte meine Beine an und strich meine langen blonden Locken hinter mein Ohr.

Gerade dort sah man wieder eine:

,,Carolin?", rief ein dunkelhaariger Mann.

Er war vielleicht 19.
Sein Gesicht merke ich mir, da ich später in der großen Menschen-Bibliothek nachsehen wollte, wer er genau war. Und auch die blonde Frau die nun zu ihm trat.

Der Mann war gerade in ein Haus eingetreten.
Scheinbar nicht sein eigenes.

,,Hey, James!", begrüßte die Blonde, wahrscheinlich Carolin, traurig den Mann.

,,Was hat meine aller beste Freundin, der ganzen großen Welt?", wollte nun James wissen.

,,Bin nur müde", log die Gleichaltrige.

Ich sah in jedem Menschen die Wahrheit. Ich konnte in ihre Köpfe eindringen.
Etwas, was wir in der Engel-Akademie lernen.
Jeder Engel verbringt mindestens 5 Jahre dort.

,,Ok. Tolle Neuigkeiten! Rate mal!", rief der Mann freudig aus.

Das Mädchen wurde immer trauriger.

,,Du bist mit Vanessa zusammen?", riet sie von Anhieb richtig.

,,Jaa!"

Ich schaute in den Kopf des Mädchen und lauschte ihrem inneren Monolog:

Jetzt springt er hier auf und hab, vor Freude, dass er mit der blöden Kuh zusammen ist.
All die Jahre...ganze 6 war ich seine beste Freundin und liebe ihn.
Doch er ist blind.
Schon immer ist er hinter dieser Schla*** her!
Ich liebe ihn und er merkt es nicht.
Es tut so weh...
Nein nicht weinen!!!

Und doch rollt nun die erste Träne...

,,Carolin?"

,,James."

,,Was hast du?", Sorge stand dem Mann ins Gesicht geschrieben.

,,Verdammt! Du siehst es nicht! Du merkst es einfach nicht! Willst du es nicht verstehen oder kannst du es wirklich nicht, weil dich diese dumme Kuh von Vanessa blind macht?
Ich liebe dich verdammt!
Ich schenke dir jeden Tag aufs Neue alles! Und du zerstörst es als wäre es nichts! Du verletzt mich! Ich hasse mich dafür dich zu lieben!!
Und jetzt wo ich es endlich gesagt habe ist alles kaputt!"

Nicht immer gibt es Happy Enden in den Geschichten der Menschen.
Nein sehr oft nicht.
Anders als in den Filmen, die sie sich manchmal ausdachten.
So schien auch diese keinen schönen Verlauf zu nehmen.
Es war so interessant und spannend jeden Tag eine neue Geschichte.
Ich lächelte und mein Heiligenschein fing an zu leuchten.

,,Skarb Koruma?", fragte eine bekannte Stimme.

Der männliche Engel gesellte sich zu mir.

Ich war nicht äußerst erfreut.
Er war aufdringlich. Klar er sollte mein Verlobter werden, aber ich kannte ihn kaum. Und lieben erst recht nicht.
In unserer Welt wird bestimmt wer mit wem zusammen ist.
Da wir nur bestimmte Engel zeugen dürfen.
Die so genannten Purement Engel.
Also reine Engel. Dessen Stammbaum die gleichen Fähigkeiten und Werte aufweisen müssen.
Damit alles geordnet ist.
Wenn jedoch zwei Engel die Dreistigkeit besitzen und ein Kind zeugen, welches nicht vom Hohengericht so gewünscht ist, ist dies ein Saleté.
Ein schmutziger Engel.
Einer dessen Haarfarbe nicht in die eine Familie passt, oder seine Augenfarbe. Wessen Flügel eine ungleiche Form zu andern Flügeln der Familie haben.
Wessen Gaben blind gemischt sind.
Solche Engel werden irgendwo hingebracht. Gott sagt, es sei das Paradies. Dort können sie frei leben und hier keine Schande bringen, da solche Engel keine Kontrolle über sich haben.
Auch in meiner Familie gab es solch ein Vorfall.
Meine Ururoma zeugte ein Kind mit einem Engel, der nicht für unsren Stamm geeignet war.
Danach wurde sie gezwungen, mit jemanden anderen noch ein Kind zu zeugen, damit unsere Familie rein bleibt.
Ein wenig brutal ist es schon.
Gezwungen jemanden zu lieben...
Man sagt aber sie liebte ihn, meinen Ururopa ,dann trotzdem auch.

Ich bin 15 und es ist an der Zeit für mich. Mit 16 soll ich verheiratet sein und mit 18 mein erstes Kind haben.

,,Tesoro", begrüßte ich den Gleichaussehenden.

Er war auch blond, auch blauäugig, auch ein Engel des Schutzes.
Obwohl ja fast alle Engel Schutzengel sind.
Seine Haut war auch ganz hell und so rein und schön wie meine.
Wir waren nach dem Hohengericht, perfekte Engel.
Nur seine Flügelform war anders.
Während ich lange, schmale für Geschwindigkeit und Flexibilität hatte, waren seine breit und kürzer.
Damit hatte er mehr Kraft und konnte länger fliegen.

Unser Kind sollte etwas besonderes werden.

Ein Weltschützer. Ja unser Kind soll auf die Erde, als Mensch getarnt leben um die Leute von dort zu beobachten und zu hüten.

Leider konnte ich die Geschichte der Menschen nicht weiter verfolgen...

,,Du machst schon wieder deine Arbeit nicht gescheit! Willst du, dass sie dir den Heiligenschein abnehmen? Sei froh, dass du die Prüfung überhaupt bestanden hast und ihn bekommen hast!", bemängelte er.

Ja ich war vielleicht nicht der fleißigste Engel.
Aber ich habe die Prüfung zum Schutzengel bestanden und meinen Heiligenschein bekommen. Also!

,,Da siehst du! Das Kind fliegt gleich die Treppe runter!", der Muskulöse zeigte auf einen Teil meines Schutzgebietes.

Ich folgte seinem Blick.
Blitz schnell sorgte ich für einen Wind der das Kind nach hinten auf den Hintern fallen ließ, damit es nicht vorwärts die Treppen runter fliegt.
Und damit es weint und die Mutter darauf aufmerksam wird.

,,Geht doch! Hätte man aber auch besser lösen können!"

,,Maul nicht so rum!", forderte ich ihn auf und pickste ihn in die Seite.

,,Na warte! Ich zeig dir gleich was Rummaulen ist!", verkündigte er spaßig.

Tesoro fing an mich wild zu kitzeln.
Irgendwann lang ich erschöpft unter ihm.

,,So! Nocheinmal eine solche Unachtsamkeit bei der Arbeit und die Strafe wird härter!"

,,Was willst du machen? Mich unter den Füßen kitzeln??", spottete ich mit einem Grinsen.

Auch er grinste über beide Ohren.:,,Nein dann werde ich dich solange küssen und dir meine Zunge in den Hals stecken bis du erstickst!"

,,Tatsächlich...eine schlimme Strafe..."

Und schon lagen zwei warme, weiche Lippen auf meinen...