08 | Berstende Sterne

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k a p i t e l a c h t

[ b e r s t e n d e s t e r n e]

"Eine ganz petite Figur hat sie da", piepste die korpulente Frau aufgeregt und ließ ihr Maßband zusammenschnallen. "Und ziemlich mager ist sie auch noch. Wird nicht gerade leicht sein."

Davut sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Sie werden das doch irgendwie schaffen, nehme ich an? Ihren Ruf als beste Schneiderin der Stadt haben Sie schließlich nicht bedeutungslosen Gerüchten zu verdanken?"

"Sie wissen, wie man einer Frau schmeichelt, Vitali", kicherte sie und machte eine abwerfende Handgeste. "Ihre Verlobte muss ganz verrückt nach ihnen sein."

Bestimmt, dachte sich Asya trocken. Ich krieg kaum genug von ihm.

Asya hatte kein einziges Wort gesagt, als sie Vitalis sie in diesen Laden drängten, damit eine Schneiderin ihren Körper für die Hochzeit abmaß. Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, dass sie heiraten würde. Dass in wenigen Tagen - die ihr wie endlose Wochen vorkommen werden - Davut zu ihrem rechtmäßigen Ehemann ernannt werden würde, und sie zu seiner rechtmäßigen Ehefrau.

"Ich bitte Sie Asya, den Zeichnungen ihrer Kleider zukommen zu lassen, damit sie sich eines aussuchen kann", sagte Davut. "Es ist schließlich auch ihre Hochzeit."

Asya antwortete nicht. Noch nie in ihrem Leben hat sie sich so miserabel gefühlt.

"Natürlich", willigte sie ein. "Ich werde schon dafür sorgen, dass sie ihr Traumkleid bekommt."

Asya versuchte nicht die Fäuste zu ballen. Sie redeten über sie, als säße sie nicht vor ihnen, und bis jetzt hat keiner die Fragen an sie gerichtet.

Sie räusperte sich. Davut und die mollige Frau drehten sich zu ihr um, als wären sie sich erst jetzt über ihr Dasein bewusst.

"Ich will nichts pompöses", sagte sie leise und fummelte nervös mit ihren Fingern. "Ein schlichtes Kleid würde mir aber gefallen - ähm - ich halte nämlich nicht wirklich viel von schweren Röcken."

Die Frau kniff die Augen zusammen. "Aber diese Röcke werden die mageren Stellen abfüllen, das ist dir bewusst, nicht wahr?", fragte sie. "Nichts für ungut, aber es ist nur ein Ratschlag, Liebes. Du bist zu dünn, für ein schlichtes Kleid."

"Ich-" Ich will nicht viel. Hinterfrage mich nicht. Bitte.

"Dann ist es mir recht", flüsterte sie. "Ich überlasse Ihnen die Auswahl meines Hochzeitskleides. Sie werden wissen, was sie tun."

Die Frau sah zufrieden mit sich aus. "Wenn du meinst."

"Dann wäre das jetzt geregelt", schloss Davut die Konversation ab und reichte ihr höflich die Hand. "Ich werde noch von Ihnen hören..."

Asya hörte ihm nicht mehr zu, sie saß einfach nur da und starrte die Wand an.

"Natürlich, werde ich das. Aufwiedersehen."

Asya hatte den Laden schon verlassen, und wartete draußen geduldig auf ihn.

"Wieso-", setzte er wütend an, aber hielt inne als er ihr Gesicht sah.

"Können wir einfach gehen?", fragte Asya. "Bitte, ich bin müde."

Er nickte nur und führte sie zum Auto. Als er die Tür für sie öffnen wollte, lehnte sie ab.

"Ich schaff das alleine", meinte sie matt.

Er runzelte die Stirn. "Was ist los?"

"Nichts?", antwortete sie, überrascht dass er nachgefragt hat.

DavutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt