1-4 | Eine Entscheidung

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Und hier kommt Kapitel Nummer vier :)

L.G.
EriksFangirl :P

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Immer noch starrte Sarah mit weit aufgerissenen Augen der Person in die Augen, welche sie vor den Kobolden gerettet hatte.
"Bist du es wirklich?"
"Natürlich bin ich es!"
Ohne zu zögern fiel sie ihm um den Hals. Endlich. Endlich hatte sie Toby gefunden. Nun konnten sie endlich diese Welt zusammen verlassen, wenn sie Jareth besiegen würden. Sarah realisierte, dass es eigentlich eine Ironie war. Eine Ironie, als dass sie nun gemeinsam zu Jareth zurückkehren müssten, um sich ihm zu stellen. Doch diese Gedanken verbannte sie erstmal aus ihrem Kopf, denn sie war einfach nur froh, Toby gefunden zu haben. Dennoch mussten sie Jareth besiegen, um diese Welt verlassen zu können. Plötzlich zupfte Toby an ihrem Ärmel.
"Sarah, können wir bitte nach Hause gehen?"
"Ja, das können wir Toby, doch erst müssen wir, oder besser gesagt ich, den Koboldkönig besiegen."
Sarah nahm Toby an die Hand und trat mit ihm den Weg zurück zu Jareth's Schloss an. Doch ehe sie auch nur ein paar hundert Meter gegangen waren, wurden sie von der Koboldgruppe überrascht, welche Sarah schon zuvor verfolgt hatte.
"Halt! Keinen Schritt weiter! Ihr kommt jetzt mit uns!"
Grob, legten die Kobolde den beiden Fesseln an und trieben sie wie ein Stück Vieh vor sich her.
Lange gingen sie, bis sie am Schloss ankamen. Sarah hatte ein Déjà-vu. Dies alles hatte sie schonmal mitgemacht. Sie mochte nicht daran denken, was ihr bevorstand...
Sie musste es schaffen, Jareth zu besiegen. Je näher sie dem Schloss kamen, desto lauter meinte Sarah ihr Herz schlagen zu hören. Ein Blick nach oben verriet ihr, dass Jareth an irgendeinem Fenster stand und sie beobachtete, sie wusste es einfach.
Sobald sie den Thronsaal erreichten, wurde er bis auf Sarah und Toby vollständig geräumt und kurze Zeit später betrat Jareth den Saal.
"Ich glaube, dir sind die Regeln dieses Landes bekannt, nicht wahr? Nur wenn du es schaffst das Rätsel zu lösen, ist es dir gestattet, diese Welt zu verlassen."
"Ja, das weiß ich. Dann bringen wir es hinter uns..."
"Moment, wie willst du das denn mit Fesseln schaffen?"
In einer schnellen Bewegung erhob er sich von seinem Thron, ging hinter Sarah und band ihr vorsichtig die Fesseln los. Sarah strich sich vorsichtig über die Handgelenke, auf denen sich rote Streifen von den Fesseln abzeichneten. Plötzlich stand Jareth direkt vor Toby.
"Du bist wirklich groß geworden... Es ist lange her Toby."
Verwirrt blickte Toby zwischen Sarah und Jareth hin und her.
"Du erinnerst dich nicht mehr. Dein Gedächtnis würde gelöscht, nachdem du diese Welt verlassen hast, um in deine eigene zurück zu kehren."
Inzwischen war Sarah ziemlich gereizt. Sie wollte nur noch hier weg, anstatt hier rum zu stehen und zu reden.
"Können wir nun endlich mal beginnen? Ich würde gerne in meine eigene Welt zurück!"
Verblüfft schaute Jareth sie an.
"Natürlich. Wachen!"
Sofort kamen zwei Kobolde angerannt und verbeugten sich.
"Jawohl, Sir!"
"Bringt den Jungen nach draußen!"
"Wie sie wünschen."
Sie nahmen Toby mit, bis nur noch Sarah und Jareth sich im Thronsaal direkt gegenüber standen.
"Und nun?"
"Und nun... Musst du das Rätsel lösen, um in deine Welt zu gelangen."
"Und was genau muss ich nun tun?"
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
"Um das Rätsel zu lösen, musst du eine Entscheidung treffen."
"Eine Entscheidung? Das ist alles?"
Fragte Sarah ungläubig. Wenn sie nur wusste, wie schwer die Entscheidung sein würde.
"Ja, das ist alles, doch sie wird dir bestimmt nicht leicht fallen."
Tief atmete Sarah durch und machte sich bereit die anscheinend schwierige Entscheidung treffen zu müssen.
"Du musst dich entscheiden: Wie viele Ecken hat das Labyrinth 1028 oder 965?"
Ungläubig starrte Sarah ihn an. Wie sollte man das denn wissen?!
"Und was ist, wenn ich falsch liege?"
"Dann ist es nur Toby gestattet zurückzukehren. Du musst dann hier bleiben. Für immer."
Verzweifelt packte sich Sarah an den Kopf und raufte ihre Haare. Wenn sie falsch antwortete müsste sie für immer hier bleiben, aber wenigstens Toby könnte dann nach Hause. Sie musste sich entscheiden und ahnte nicht, welche Folgen dies mit sich ziehen würde.
"1028. Ich sage, das Labyrinth hat 1028 Ecken."
Leise fing er an zu Lachen.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du die falsche Entscheidung triffst. Es sind 956 Ecken."
Weit riss Sarah die Augen auf und begriff erst nicht, dass sie nun für immer würde hier bleiben müssen. Und doch, plötzlich fing sie an zu weinen. Eigentlich wollte sie es nicht, doch sie weinte. Obwohl sie erwartete, Jareth würde sie einfach nur siegessicher anschauen, ging er zu ihr, hob sanft ihr Kinn und wischte ihre Tränen weg.
"Sei nicht verzweifelt, Sarah. Es ist nicht der Weltuntergang."
Gleichwohl sie diese Worte nicht sonderlich beruhigten, hatte er Recht. Es war ja keine Entscheidung auf Leben und Tod gewesen, sie würde leben, zwar für immer im Labyrinth, aber Toby war nun frei.
Sie hörte allmählich auf zu weinen und wischte sich selbst durch das Gesicht.
"Wo ist Toby?"
Fragte sie noch leicht schluchzend.
"Er ist bereits in eure Welt zurückgeschickt worden."
Sarah wurde nun noch verzweifelter. Sie konnte sich noch nichtmal verabschieden... Immer mehr wurde ihr bewusst, dass sie nun ihren Bruder, sowie ihre ganze Familie nie wieder sehen würde. Sie war nun für immer in dieser Welt gefangen. In ihren ganzen Gedanken, machte sich jedoch eine Frage breit.
"Bin ich eigentlich deine Gefangene?"
Diese Frage schien Jareth sichtlich zu überraschen, denn er wusste ehrlich gesagt nicht sofort eine Antwort darauf. Er konnte sie ja nicht ewig hier 'einsperren', aber andererseits flammt in ihm das Bedürfnis auf, Sarah beschützen zu wollen. Er wusste nicht wieso, es war einfach so ein Gefühl. Schien Sarah auch wie jeder andere Mensch, der sich in sein Labyrinth verirrte, so war sie es doch nicht. Nicht für ihn. Irgendetwas an ihr und er konnte nichtmal genau sagen was, war anders als alles, was er bisher bei den anderen gesehen oder gefühlt hatte.
Während er nachdachte, bemerkte er gar nicht, dass schon mehr als zehn Minuten verstrichen waren und er immernoch nicht geantwortet hatte.
"Meine Gefangene? Um Gottes Willen, nein. Aber ich werde dich trotzdem erstmal hier im Schloss behalten. Es ist lediglich zu deinem eigenen Schutz, schließ wäre es doch eine Verschwendung, wenn du bereits in der ersten Woche durch die Gefahren, die hier überall lauern den Tod finden würdest."
Mit dieser Aussage wollte er sein persönliches Bedürfniss sie beschützen zu wollen, zu verschleiern, was Sarah allem Anschein nach nicht verborgen blieb, denn sie musterte ihn mit ihren Augen äußerst skeptisch.
"So so, zu meinem Schutz also? Nun gut, wenn du meinst. Aber es gibt eine Bedingung, wenn ich hier bleiben soll."
"Und die wäre?"
"Du lässt mir alle möglichen Freiheiten, die es nur gibt. Ich darf mich frei und unbewacht auf diesem Gelände bewegen und werde nicht beobachtet, weder von dir noch von einem deiner Schergen."
Nach einem kurzen Zögern lenkte er ein.
"Nun gut, es sei dir gewährt. Du kannst auf dein Zimmer gehen, wenn du es möchtest."
Das ließ sich Sarah nicht zweimal sagen. Mit schnellen Schritten lief sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch, so schnell, dass sie glaubte, sie schwebe förmlich über die Treppen. Die Tür zu ihrem Zimmer knallte sie mit so einer Wucht zu, dass sie glaubte, sie würde gleich aus den Angeln fallen, aber das war ihr egal.
Sarah wollte nur eins: allein sein.

Je länger sie alleine auf ihrem Bett lag, desto mehr realisierte sie, in welcher Situation sie sich befand. Sie brach in Tränen aus und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Erst als sie merkte, dass es sinnlos war weiter Trübsal zu blauen, schaffte sie es aufzuhören und wischte sich mit ihren Ärmeln die Tränen aus dem Gesicht.
Obwohl sie sich verloren fühlte, hatte sie einen Plan. Jareth konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass sie freiwillig für eine lange Zeit hier im Schloss bleiben würde, nein ganz bestimmt nicht. Erst, wenn sie jeden Winkel und alle Geheimgänge des Schlosses kannte, die man bräuchte um zu fliehen, würde sie von hier verschwinden. Dies würde zwar einige Zeit dauern, aber je mehr sie auch Jareth's Vertrauen gewinnen könnte, desto eher würde er ihr wahrscheinlich mehr Freiheiten geben, denn an seine Bestätigung Sarah nicht beobachten zu lassen, glaubte sie herzlich wenig. Sie musste es irgendwie schaffen heimlich das Schloss auszukundschaften, um möglichst bald von hier fliehen zu können.

Jareth war sichtlich verwirrt. Er glaubte nicht daran, dass Sarah so ohne weiteres freiwillig in seinem Schloss bleiben würde. Es musste einfach noch mehr dahinter stecken. Mit einer eleganten Handbewegung zauberte er eine Glaskugel her, durch die er Sarah beobachten konnte.
Sie war in ihrem Zimmer und lag auf ihrem Bett. Ihr Gesicht war knallrot, vermutlich hatte sie eine längere Zeit geweint, was natürlich verständlich war. Sie würde ihre Familie nie wieder sehen und für immer hier bleiben müssen.
Unglücklicherweise konnte er sie durch die Kugel nicht hören, sodass er ihr sichtbares Murmeln nicht verstehen konnte, sondern lediglich versuchen musste es anhand ihrer Mimik zu verstehen, woraus er aber nicht sonderlich schlauer wurde. Je länger er in die Glaskugel schaute, desto mehr bemerkte er, wie schön Sarah eigentlich war. Ihr langes schwarz-braunes Haar, ihre sanften Gesichtszüge, ihre schwach braune Haut... Er ertappte sich selbst dabei, wie er sie durch die Glaskugel regelrecht anstarrte, bis er sie plötzlich mit einer schnellen Geste wieder verschwinden ließ.
Nein! Er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen! Sarah war nur ein gewöhnliches Mädchen, welches sich in das Labyrinth verirrt hatte und nun hier war. Wenn das nur so einfach wäre... Sein Bauch sagte ihm das, doch sein Herz sagte ihm, dass Sarah mehr war als das. Seine ganzen Gefühle wurden durch dieses Mädchen komplett durcheinander gebracht. Jareth schaffte es nicht
mehr klar zu denken, weil Sarah den größten Platz in seinen Gedanken einnahm. Er war einfach nur verwirrt. Ein anderes Wort konnte er dafür nicht finden.
Dieses eine so gewöhnliche und doch ungewöhnliche Mädchen stellte seine ganze Welt auf den Kopf.

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