1-7 | Ein Vogel im Käfig

189 9 6
                                    

Und weiter geht's :)
Ich hoffe, dass euch die Geschichte noch immer gefällt ;)

________________

Als Sarah aufwachte, hatte sie ziemliche Kopfschmerzen. Langsam richtete sie sich auf und schaute sich um. Sie musste sich nun erstmal orientieren. Als sie erkannte wo sie war, weitete sie ihre Augen vor Schreck. Sie war in Jareth's Zimmer.
"Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung."
Jareth saß auf einem Sessel und musterte Sarah.
"Hast du noch Schmerzen, oder dergleichen?"
Sarah schüttelte den Kopf. Eigentlich war sie immernoch sauer auf ihn, doch auch gleichzeitig dankbar, dass er sie gerettet hatte. Im Moment überwog aber ihre Wut.
"Glaub bloß nicht, dass ich lange hier bleiben werde. Sobald ich wieder gesund bin, gehe ich."
Jareth gefiel dieser trotzige Unterton ganz und gar nicht, schließlich war er trotz allem noch der König.
Langsam stand er auf, ging auf Sarah zu und setzte sich schließlich auf die Bettkante. Er beugte sich soweit vor, dass ihre beiden Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Werde jetzt bloß nicht aufmüpfig, Sarah. Ich denke ein bisschen Dankbarkeit wäre angebracht, nachdem ich dich gerettet habe und außerdem, bin ich hier immernoch der König. Und wenn ich sage, dass du hier bleibst, dann tust du das auch."
Bei seinen Worten zuckte Sarah zusammen. Dieser drohende Ton in seiner Stimme flößte Sarah Angst ein. Ja, er hatte recht, er war der König, aber er könnte doch wohl nicht über ihre Freiheit bestimmen!
Hingegen seiner Worte, wandte Sarah das Gesicht von ihm ab.
"Hast du das verstanden?"
Sarah antwortete nicht. Plötzlich spürte sie einen starken Griff an ihrem Kinn und sie war gezwungen Jareth in die Augen zu sehen.
"Ob du verstanden hast, hab ich gefragt!"
Sarah bekam Gänsehaut. Mittlerweile jagte ihr Jareth ganz schön Angst ein. So kannte sie ihn überhaupt nicht, so, bedrohlich.
"J... Ja, ich habe verstanden.", stotterte sie.
"Gut."
Jareth stand auf und verließ ihr Zimmer. Nun war Sarah allein.
Ist das wirklich noch derselbe Jareth, welcher behauptete mich zu lieben?, fragte sie sich. Es schien, als hätte sich Jareth um 180 Grad gedreht, was Sarah verwirrte.
Vorsichtig versuchte Sarah aufzustehen und zu laufen. Sie war immernoch sehr schwach und ihr Blick noch unklar, aber sie schaffte es. Noch etwas wackelig auf den Beinen ging sie zum Fenster und schaute hinaus. Es regnete. Es war das erste Mal, dass Sarah es im Labyrinth regnen sah. Eigentlich hasste sie Regen, aber in diesem Moment, mochte sie ihn.
Sarah hatte mitlerweile auch ihr Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht genau, wie lange sie eigentlich schon im Labyrinth war.
Ob meine Eltern mich wohl vermissen? Oder Toby? Ob sie überhaupt noch an mich denken?
Darüber machte sich Sarah lange Zeit Gedanken, bis es an der Tür klopfte.
"Herein."
Jareth kam durch die Tür. Er wirkte etwas angespannt.
"Warum stehst du? Du solltest doch noch liegen bleiben."
"Ich kann doch nicht den ganzen Tag nur rumliegen! Ich habe nämlich keine Lust, von dir umsorgt zu werden und somit von dir abhängig zu werden."
Jareth ballte die Fäuste. Er ging auf Sarah zu und drängte sie so weit zurück, dass sie mit dem Rücken an der Wand stand und er nur einige Zentimeter vor ihr.
"Ich möchte doch nur, dass du dich schnell erholst. Bitte versteh doch endlich, dass ich dir lediglich helfen möchte. Warum bist du mir so trotzig gegenüber?"
"Ist das dein Ernst?! Das fragst du noch?!"
"Aber ich habe mich doch bereits dafür entschuldigt! Und ich habe dir sogar das Leben gerettet! Warum kannst du mir denn nicht verzeihen?"
Sarah's Blick verfinsterte sich.
"Das, was du mir antun wolltest, ist einfach zu grausam, als dass ich dir einfach so verzeihen könnte. Du wolltest mir die Erinnerungen an meine Familie nehmen! Wie könnte ich dir da verzeihen?"
Jareth wich ein paar Schritte zurück und schaute zu Boden, brachte aber kein weiteres Wort heraus.
"Verstehst du denn nicht? Ich möchte einfach nur nach Hause! Lass mich doch einfach gehen!"
Plötzlich durchfuhr Jareth ein Schlag und er wirkte, wie aus einem langen Schlaf erwacht.
"Nein, das ist nicht möglich. Du kannst nicht gehen."
Plötzlich schubste Sarah ihn zurück und sie wurde richtig wütend.
"Warum denn nicht? Verdammt nochmal! Ich möchte doch nur nach Hause! Ich möchte einfach ein normales Leben führen, ist das denn so schwer?"
Aus ihrer Wut wurde schnell Verzweiflung und so brach Sarah weinend auf dem Boden zusammen. Jareth fühlte sich elendig. Er wollte sie ja gehen lassen, aber er konnte es einfach nicht.
Zögerlich ging er zu ihr und nahm sie in den Arm.
"Schh... Es ist alles gut. Beruhige dich wieder, Sarah. Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich dich ja gehen lassen, aber es geht einfach nicht. Ach, es ist kompliziert."
Sarah drückte ihn ein wenig von sich weg.
"Dann klär mich doch einfach auf. Vielleicht verstehe ich es ja dann."
Jareth konnte sie kaum hören, so leise redete sie.
"Das habe ich bereits."
Sarah war verwundert.
"Und wann?"
"Vor ein paar Tagen, im Wald."
Plötzlich fiel Sarah alles wieder ein. Sofort stand sie auf und brachte einen gewissen Abstand zwischen sich und Jareth.
"N... Nein. Nein. Nein! Das ist doch verrückt!"
Jareth ging langsam auf sie zu.
"Das ist nicht verrückt, Sarah. Es ist wahr. Ich liebe dich."
Sarah schüttelte den Kopf. Sie wollte es einfach nicht glauben. Sie konnte es einfach nicht begreifen.
"Warum? Wie?"
Jareth musste grinsen.
"Das fragst du mich jetzt wirklich? Seit du damals in das Labyrinth kamst und mich besiegtest, wusste ich, dass du etwas besonderes bist."
Sarah war erschrocken.
So lange liebte er sie schon?
"Ich habe mich einfach in dich verliebt. Und wenn du jetzt gehen würdest, kämst du nicht wieder. Deshalb kannst du nicht von hier fliehen."
Nun wurde Sarah alles klar. Jetzt wusste sie, warum Jareth sie so unbedingt hier behalten wollte. Es ergab nun alles Sinn. Aber, nichtsdestotrotz wollte Sarah einfach nur wieder in ihr normales Leben zurück. Aber wie sollte das gehen?
Liefe sie weg, würde er sie wieder einfangen. Es würde in einem endlosen Kreislauf so weitergehen. Sarah musste sich nun etwas einfallen lassen und so beschloss sie, fürs Erste im Labyrinth zu bleiben und Jareth's Vertrauen zu gewinnen. Schließlich wusste nur er, wie genau man vom Labyrinth in die Menschenwelt gelangte.
"Nun gut. Ich werde mich deinem Willen beugen und hier bleiben. Aber, meine Wut auf dich ist immernoch sehr groß. Behalte das stets im Hinterkopf."
Jareth nickte zustimmend und verließ ihr Zimmer.
Okay, ich muss ab jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen und einfach Jareth gegenüber möglichst freundlich gesinnt sein, was aber nicht so leicht werden wird.

Während Jareth unten im Thronsaal auf seinem Thron saß und wartete, ließ er seine Glaskugeln umher schweben. Er dachte über Sarah's Antwort nach, sich seinem Willen zu beugen. Das passte gar nicht zu ihr. Normalerweise würde sie versuchen sich ihm zu widersetzen.
Was hat sie nur vor?, fragte er sich.
Jedoch wurden seine Gedanken von einem seiner Diener unterbrochen.
"Was ist?"
"Das Dinner ist serviert, Hoheit."
"Hol sie her."
"Jawohl."
Ein paar Minuten betrat Sarah den Speisesaal. Sie stützte sich auf zwei Krücken ab, da sie noch nicht ihre volle körperliche Stärke zurückerlangt hatte.
Jareth half ihr sich hinzusetzen und ihn verwunderte die Tatsache, wie einfach sie sich helfen ließ.
Als sie beide am Tisch saßen herrschte eisige Stille. Weder Jareth noch Sarah wussten, was sie sagen könnten.
"Möchtest du nichts Essen?", fragte Jareth schließlich.
Sarah wirkte wie aus einem Gedanken gerissen.
"Was? Äh... Doch..."
Während sie aß, musterte Jareth sie nachdenklich.
"Ist alles in Ordnung, Sarah?"
"Ja, alles gut."
"Wie geht es deiner Wunde am Bauch?"
"Ich denke... Aua! Ich denke... Sie verheilt schnell."
Jareth beugte sich leicht vor und musste mit Schrecken feststellen, dass sich Sarah's weißes Hemd rot zu färben begann.
"Lüg mich nicht an!"
Sofort stand er auf und rannte zu ihr. Er nahm ein Tuch und drückte es auf die Wunde.
"Verdammt sei dein Stolz! Wenn es dir nicht gut geht, dann sag das auch gefälligst!"
Sarah konnte nicht antworten. Die Schmerzen betäubten ihre Sinne, sodass sie nicht reden konnte. Außerdem merkte sie, dass sie wieder kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren.
Jareth hob sie auf seine Arme und trug sie in ihr Zimmer. Vorsichtig legte er sie auf das Bett und holte den Hofarzt. Nach zwanzig Minuten kam dieser aus Sarah's Zimmer.
"Es ist alles in Ordnung, sie braucht jetzt nur etwas Ruhe. Ich habe ihr etwas gegeben, sodass sie besser schlafen kann, sowie ein Mittel gegen die Schmerzen. Ich empfehle mich hiermit."
"Vielen Dank."
Leise öffnete Jareth die Tür und trat in das Zimmer ein. Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Sarah.
Wie wunderschön sie ist, dachte er.
Plötzlich begann Sarah sich zu bewegen und im Schlaf zu sprechen.
"J... Jareth... Nein... Jareth..."
Im Schlaf drehte sie sich nun mit dem Gesicht zu ihm und er strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Auf einmal durchfuhr es ihn wie einen Schlag. Er entfernte sich von dem Bett und wich zurück.
Nein... Nein... Das kann nicht sein! Sie kann doch unmöglich! Deshalb kam sie mir bei unserer allerersten Begegnung so bekannt vor! Aber, wie kann das sein? Das ist einfach unmöglich!
Sofort rannte Jareth aus Sarah's Zimmer. Sein Weg führte ihn in die Bibliothek des Schlosses. Sofort durchsucht er das obere Regal und fand sehr bald, wonach er gesucht hatte. Er schlug ein Buch auf und betrachtete das, was er gesucht hatte.
Unmöglich! Das kann einfach nicht wahr sein!

Lost In Your Land Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt