Er wohnt in einem Wasserturm

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Hallo ihr Lieben,

hier ist das nächste Kapitel für euch. Leider hatte ich es gestern doch nicht mehr geschafft, aber dafür ist es etwas länger geworden!

Dieses Mal gibt es Leilas Sicht für euch!

Ganz viele Grüße

Eure Lila Leonie

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Leilas POV

Ein letztes Mal sitze ich mit all meinen Freunden zusammen im Cafe. Wieder wird mir schmerzhaft bewusst, wie sehr ich sie vermissen werde. Natürlich kann man immer noch telefonisch und per Chat in Kontakt bleiben, aber das ist doch was ganz anderes, als sich persönlich gegenüber zu stehen. Und bei der Entfernung kann man auch nicht eben mal fix herfahren, um sich zu treffen. Da muss ich schon auf den Urlaub warten.

Aber das Angebot war viel zu verlockend, um es auszuschlagen. Das ist mein absoluter Traumberuf. Da kann ich endlich meine künstlerische Ader voll ausschöpfen. So zu sagen, das Hobby zum Beruf machen. Und die Bezahlung ist echt super. Fast doppelt so viel, wie bei meinem bisherigen Job. Obwohl ich immer gut mit meinem Gehalt über die Runden gekommen bin.

Und in der letzten Zeit ist es sogar so, dass ständig irgendwelche unerklärlichen Verwechslungen passieren und mir gesagt wird, dass ich bereits bezahlt hätte, obwohl das nicht stimmt. Erst heute wieder. Zuerst ruft mein Vermieter mich an und meint, dass ich bereits seit drei Monaten die Miete doppelt bezahlen würde. Aber das kann überhaupt nicht sein. Ich habe einen Dauerauftrag eingerichtet und es wurde auch nur einmal pro Monat von meinem Konto abgebucht.

Obwohl ich diesen Sachverhalt meinen Vermieter so erklärt habe, hat er darauf bestanden, mir das angeblich zu viel gezahlte Geld zurück zu geben. Deswegen wollte ich damit gleich das Umzugsunternehmen bezahlen. Als ich mit ihnen allerdings über die Bezahlung gesprochen habe, hieß es, dass bereits alles schon bezahlt wurde. Das kann überhaupt nicht sein. Mittlerweile bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen.

Denn ich bin ein sehr ehrlicher Mensch und möchte nicht, dass irgendjemand in Schwierigkeiten gerät, nur weil es zu einer Verwechslung gekommen ist. Natürlich hätte ich mich einfach darüber freuen können, aber so bin ich nicht. Also habe ich das Geld auf ein Sparkonto eingezahlt. Da werde ich es solange aufbewahren, bis sich die Angelegenheit geklärt hat und ich es dem Benachteiligten zurückgeben kann.

Gerade werten meine Freunde diesen Umstand aus. Sie finden es immer sehr amüsant, wenn mir mal wieder so etwas passiert. Dann stellen sie irgendwelche verrückten Theorien auf. Zum Beispiel, dass ich schlafwandle und dabei alle meine Rechnungen bezahle. Oder dass ich irgendwo einen Goldesel versteckt habe. Mandy meint ich habe heimlich geerbt und will nur nicht mit meinem Reichtum angeben.

Unsere wilde Diskussion wird von dem Kellner unterbrochen, der mir mitteilt, dass ein Herr bereits für mich bezahlt hat. Alle um mich herum brechen sofort in lautes Lachen aus, während ich mich umsehe und wieder mal niemanden entdecken kann, der dafür in Frage käme. Was soll das nur? Luke fängt sich als erster wieder.

„Oder du hast einen heimlichen Schwarm!"

„Red doch keinen Quatsch!", winke ich ab.

Nun mischt sich Sindy mit ein.

„Das glaube ich langsam auch. Schließlich passiert das in der letzten Zeit fast immer, wenn wir zusammen unterwegs sind." So geht es eine Weile weiter, bis Mandy ihren Arm um mich legt.

„Jetzt hört schon auf. Unsere Leila kann doch nichts dafür, dass sie so süß ist. Sie braucht nur einmal mit den Wimpern zu klimpern und sofort zückt irgendein Typ sein Portemonnaie. Das würde ich mir auch wünschen."

Damit beendet sie das Thema. Obwohl es mir noch keine Ruhe lässt. Sindy hat Recht. Das passiert irgendwie ständig. Doch ich finde es merkwürdig, dass sich derjenige nicht zu erkennen gibt. Normalerweise gibt ein Mann einer Frau doch etwas aus, um eine Unterhaltung zu beginnen oder sein Interesse zu zeigen. Aber so! Was soll ich davon halten? Ich kann mich ja noch nicht mal dafür bedanken.

Allerdings würde ich mich auch nicht auf mehr einlassen. Seit der Sache mit Tim bin ich Männern gegenüber sehr abweisend. Schließlich möchte ich nicht wieder verletzt werden. Selbst mit den Jungs, die zu meinen Freunden gehören, würde ich mich nicht alleine treffen, sondern nur in der Gruppe. So hatte ich bisher nur ein einziges Date, und zwar mit Tim. Und das Date war ausgesprochen schön.

Zu mindestens dachte ich das. Ich hätte mir mit Tim sogar mehr als eine Freundschaft vorstellen können. Er war mir total sympathisch. Aber das hatte offensichtlich nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Am Tag nach unserem Treffen hat er kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt und ist mir immer aus dem Weg gegangen. Ein paar Mal habe ich versucht, ihn darauf anzusprechen, aber das hat nur dazu geführt, dass er sich versetzen lassen hat.

Seit diesem Zeitpunkt bin ich davon überzeugt, dass ich nicht liebenswert bin. Deswegen vermeide ich es einen Mann besser kennenzulernen, denn das würde nur dazu führen, dass ich mir Hoffnungen mache, aber derjenige mich letztendlich nur verletzen würde, wenn ihm klar wird, wie ich bin. Diese Sichtweise liegt wahrscheinlich zum Teil auch an meiner komplizierten Kindheit.

Aber darüber will ich jetzt nicht weiter nachdenken, sondern lieber die Zeit mit meinen Freunden genießen, die leider viel zu schnell vorbei geht. Auf meinen Rückweg nehme ich wie so häufig die Abkürzung. Es ist ein recht schmaler Weg. Er führt am Fuß des Hügels vorbei, der sich ungefähr mittig in der Stadt befindet. Darauf steht der alte Wasserturm, den man von fast jedem Fleck in der Stadt aus sehen kann.

Bereits als kleines Kind fand ich ihn extrem beeindruckend und habe mir nur zu gerne vorgestellt, mal darin zu leben. Dabei hat es mich am meistens interessiert, was man wohl für eine atemberaubende Aussicht von dort oben haben muss. Damals war er noch sehr heruntergekommen. Dann hat allerdings vor ein paar Jahren der Besitzer gewechselt und der Turm wurde zu einer Villa umgebaut.

Wenn man den Gerüchten glauben kann, gehört er jetzt Jayden Black. Einige behaupten sogar, dass er in dem Turm wohnen würde, aber das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Welcher Mafiaboss käme denn auf die Idee, sich dort sein Domizil einzurichten? Aufgrund dieser Behauptungen wollen meine Freunde auch nicht, dass ich die Abkürzung benutze. Heute gab es deswegen wieder eine Diskussion.

Sindy findet es zu riskant, weil ich ja direkt an dem Grundstück von Jayden Black vorbeigehen muss und wer weiß was passieren könnte. Ich habe sie beruhigt, dass ich hier fast jeden Tag langlaufe und noch nie etwas Ungewöhnliches vorgefallen ist. Daraufhin meinte Luke, dass es heute schon dunkel wird und dieser Weg so abgelegen ist, dass niemand es bemerken würde, wenn doch etwas passiert.

Mein Argument war einfach nur, dass ich keine Angst habe. Und keiner von ihnen wirklich weiß, ob es Jayden Black überhaupt gibt und wenn, ob er dort wohnt. Schließlich ist er ein Phänomen. Zwar kennt jeder in der Stadt seinen Namen und fürchtet ihn, aber niemand weiß, wie er aussieht. Warum sollte ich also vor jemanden Angst haben, den es vielleicht überhaupt nicht gibt? Oder der vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie es erzählt wird?

Zum Schluss waren wir sogar an dem Punkt, dass Mandy mich unbedingt begleiten wollte. Aber das wäre ein riesiger Umweg für sie gewesen. Deswegen habe ich mich vehement dagegen gesträubt. Schließlich bin ich schon groß und erwachsen. Ich komme sehr gut alleine nach Hause. Außerdem ziehe ich morgen um und da können sie mich auch nicht mehr beschützen. Danach mussten sie mir schließlich zustimmen.

Nach der Hälfte des Weges wird es mir dann doch etwas unheimlich. Irgendwie fühle ich mich beobachtet. Vielleicht war es doch keine gute Idee. Oder es liegt nur an ihrer Angstmacherei. Ja, genau, daran wird es liegen. Ich lasse mich doch nicht von ihren Spukgeschichten einschüchtern. Selbstbewusst gehe ich weiter, bis mich ein Geräusch direkt hinter mir, aufschrecken lässt.

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Wie gefällt euch dieses Kapitel? Und was meint ihr zu dem Cover?

Wer bist du, Jayden Black? (Mafia Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt