Kapitel 16

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„WAS??!“ rief ich laut. Frau Wieduwilt blickte mich entschuldigend an und flüsterte „Tut mir wirklich Leid.. Möchten sie mit aufs Revier kommen?“

Ich bewegte mich langsam zu dem Polizeiwagen. Ich konnte nicht mehr richtig gehen weil mein Kopf mit denken beschäftigt war. Liam war tot... tot....für immer weg...

Niall hatte einen Menschen umgebracht! Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich saß neben Niall im Auto. Er ließ seinen Kopf hängen. Ich hielt seine Hand fest und er schaute zu mir auf.

In seinen Augen sah ich pure Reue „Er ist tot Leo... ich hab ihn getötet!“ Eine Träne rann ihm die Wange runter und ich wischte sie weg. „Es ist nicht deine Schuld, Niall!“ sagte ich aufmunternd.

Niall schaute mich etwas verärgert an und zischte „Ach nein?! Wessen Schuld ist es dann?“
Ich schluckte. Ein Zucken durchfuhr  mich und ich flüsterte den Tränen nahe „Es ist meine...“

Nialls Augen weiteten sich und er suchte nach Worten. Natürlich  fand er keine, denn ich hatte Recht.
Nur wegen mir hat Niall Liam geschlagen. Weil ich so doof war. Ich hätte nie gedacht dass eine Nacht so viel kaputtmachen könnte: erst mich und Niall, dann bin ich schwanger, was meine Mutter mit hineinzieht, Liam, seine Eltern und Geschwister... Ich hasste mich so sehr!! Ich war tatsächlich komplett angeekelt von mir selbst! Wie konnte ein Mensch so schrecklich sein?!

Wir kamen am Revier an und ich ging mit Frau Wieduwilt in einen Warteraum. Niall und Herr Schmitt gingen Richtung Gefängniszellen.  „Nun Frau Gaede, können sie denn die Aussage betätigen, dass Niall der Täter ist?“ ich schluckte, am liebsten würde ich jetzt nein sagen, aber ich nickte nur. Frau Wieduwilt las mir noch ein paar andere Aussagen vor, manche stimmten und manche nicht. Ich antwortete so ehrlich wie möglich, alles sprudelte aus mir heraus als wäre ich ein programmierter Roboter.

Fragen bohrte sich in mein Gehirn und ich konnte nicht anders und fragte leise „Wird Niall ins Gefängnis gehen? Wenn ja wie lange? Und kann ich ihn besuchen?“  Frau Wieduwilt schaute mich ernst aber freundlich an „Also Niall wird auf jeden Fall ins Gefängnis müsse, aber aufgrund der Tatsache dass der Tod Liam Paynes nicht beabsichtigt war, wissen wir noch nicht wie lange genau. Das mit dem besuchen ist schwer, denn es gibt seltene und feste Zeiten... aber wissen sie was? Eigentlich bin ich Wärterin hier und heute nur zur Aushilfe als Beamtin eingesprungen, durch mich könnten sie Niall öfters sehen.“ Ich lächelte, wenigstens eine gute Nachricht! Ich musste zugeben dass Frau Wieduwilt sehr nett war, und auch hübsch: sie hatte langes braunes Haar und eine schlanke Figur und war ungefähr 28 Jahre alt. „Sie können mich gerne duzen und Leonie nennen.“ bot ich ihr freundlich an. Sie strahlte „Okay, dann kannst du mich auch duzen und Mara nennen.“

Wir unterhielten uns noch eine Weile bis sie mich mit ihrem Dienstwagen nach Hause brachte.
Dort angekommen rief ich sofort Venice denn meine Mutter würde noch etwas Zeit brauchen um nach Hause zu kommen.

**** Venice Sicht:

Ich war heute mit Harry nach Hause gegangen, weil meine Eltern bei Verwandten in London waren. Wir wollten uns daher einen netten Film-Abend machen. Ich war gerade dabei uns Nudeln zu kochen als das Telefon klingelte.
„Ich gehe schon!“ rief Harry und nahm den Hörer ab. Von der Küche aus hörte ich mit.

„Oh hi Leo, was gibt’s?“  hörte ich Harry. Er schlurfte in die Küche und stellte auf Lautsprecher „Jetzt hört sie dich auch“ sagte er. Ich drehte mich um und hörte gespannt zu. Leo fing an zu erzählen „Ja, also ich war in den letzten Tagen nicht in der Schule, nun ja.... es ist etwas schreckliches passiert..."

Ich und Harry sahen uns besorgt an und Harry fragte „Was ist denn los?“ Leo sprach weiter „Also ich war mit meiner Mama beim Frauenarzt und der hat festgestellt dass... dass ich schwanger bin.“ Harry zuckte so heftig zusammen  dass ihm das Telefon fast aus der Hand fiel. Er schaute das Telefon ungläubig an und ich fragte „Doch nicht etwa von Liam!?“ Leo sagte erst mal nichts.

Oh mein Gott dachte ich, scheiße das gibt’s doch nicht! Harry war genau wie ich verwirrt „Leo? Echt jetzt?! WOW.. das ist echt... nicht so gut...“  murmelte er. Leo räusperte sich in führte ihre Erzählung fort „Ja von Liam... aber das ist noch nicht alles, denn Niall ist heute verhaftet worden...“ Jetzt war ich völlig aus dem Häuschen. „Was?? Wieso denn?“  fragte ich, meine Lunge arbeitete schneller als  sonst und ich atmete heftig. „Er hat Liam... umgebracht, der ist heute an Gehirnbluten gestorben...“  Ich keuchte vor Schreck, Liam, tot?!! Harry sog scharf die Luft ein und sah total erschrocken aus.

Ich versuchte etwas konstruktives zu sagen „Ähm... das tut mir echt leid.. wie geht’s dir?!“ ich war total besorgt um Leo. Harry war es wohl auch denn er bot ihr an mit mir bei ihm zu übernachten und einen klaren Kopf zu kriegen. Leo verneinte und seufzte „Ich möchte meine Mum nicht allein zu Hause lassen, aber danke.“

Hinter mir kochte der Nudeltopf über und ich war damit beschäftigt die Küche wieder zu säubern. Harry unterhielt sich noch ein wenig mit Leo und half mir dann. „Das ist echt wie im Film bei Leo...“ er schüttelte den Kopf und seufzte. Ich konnte ihm nur Recht geben, hoffentlich übersteht sie das alles ohne wieder depressiv zu werden. Ich und Harry hatten sie schon einmal so erlebt, nach der Sache mit ihrem Vater. Das schafft die menschliche Psyche nicht mehrmals...

Leos Vater war nämlich vor zwei Jahren einfach abgehauen. Er hatte Leos Mutter für eine jüngere Tussi verlassen und ist mit der nach Frankreich gezogen. Ihre Mutter bekam daraufhin starke Depressionen, weil sie ihn immer noch sehr geliebt hatte und war Wochen lang nicht richtig fähig gewesen Leo und ihren jüngeren Bruder zu erziehen. Leo hatte es deshalb selbst versucht. Sie hatte kaum Zeit mehr für andere Dinge, sie stand mit 15 unter dem Druck einer 40 jährigen, sie musste auch noch einen Minijob machen weil ihre Mutter auch nicht zur Arbeit gegangen war und sie sonst kein Geld zum leben gehabt hätten.

Leos Bruder Louis hatte es dann nicht mehr ausgehalten, er war gerademal 11 und hat die ganze Situation nicht verstanden. Er hat sich mit dem kleinen Revolver den Leos Vater dagelassen hatte selber umgebracht... Wenn ich jetzt noch daran dachte bekam ich Gänsehaut. Leo hatte schon zu viel durchmachen müssen. Das ist einfach nicht fair, ich hoffte aus tiefsten Herzen, dass sie irgendwann aus diesem Tief herauskommt und ein glückliches und freies Leben leben kann.

Vergib mir (Niall Horan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt