Kapitel 11

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Auch in der Nacht kreisten wirre Vermutungen und Fragen in meinem Kopf umher.

Soll ich Leah darauf ansprechen? Was wenn sie sagt das es stimmt? Was wird dann aus uns wenn das stimmt? Wie sicher ist es dann das es mein Kind ist was in ihrem Bauch heran wächst?

Doch trotz dieser ganzen Fragen schaffte ich es in dieser Nacht doch noch ein zu schlafen. Es war zwar nicht viel schlaf -um ehrlich zu sein waren es sogar gerade mal drei Stunden-  denn ich in dieser Nacht bekam aber es musste reichen.
Ich bin spät eingeschlafen und früh wach geworden, denn als mein Wecker um viertel nach sieben schelte lag ich bereits wach im Bett.
Da ich sowieso schon wach war stand ich auf und blieb nicht, wie sonst immer noch eine halbe stunde liegen.
Nach dem ich mich für die Schule fertig gemacht hatte trank ich eine große, wirklich große Tasse Kaffee.

Als ich das Haus verlies, nahm ich meine Kopfhörer und hörte wie jeden Morgen auf dem weg zur Schule Musik. Das tat ich eigentlich immer um meine Laune zu bessern oder um wach zu werden, doch dieses mal hörte ich Musik um wach zu bleiben.

Ich war fast an der Bushaltestelle an der ich sonst immer auf den Bus wartete um rechtzeitig zu Schule zu kommen -direkt gegenüber war auch Maries Haus-, an diesem Tag hatte ich aber mehr als genug Zeit um zu Schule zu kommen, deswegen entschied ich mich dafür zu laufen. So konnte ich auch auf Nummer sicher gehen das ich wach blieb.
Ich hatte die Bushaltestelle gerade hinter mir gelassen als ich das Gefühl bekam mir würde jemand hinterher laufen. Nach einigen weiteren Metern war ich mir sogar sicher das jemand hinter mir war, also hatte ich die Idee einfach abrupt stehen zu bleiben um zu gucken was passiert.

Fast direkt als ich stehen blieb rannte mir jemand im Rücken. Langsam drehte ich mich um und sah wer mir da gefolgt war.

Marie.

Als ich sie ansprach zog ich mir meine Kopfhörer raus.

>>Warum bist du schon so früh auf dem Weg zur Schule? Und wieso bist du mir gefolgt statt einfach zu mir zu kommen damit wir zusammen laufen können?<<

Das sonst so taffe Mädchen stand mir nun schüchtern gegenüber.

>>Ich...eh...Ich...Ich wollte dich nicht stören und...eh...du warst zu schnell...<<
>>Ah. deswegen bist du mir auch nur paar Sekunden nach dem ich stehen geblieben bin in den Rücken rein gerannt, weil ich dir zu schnell war.<<

Ärgerte ich sie und es zeigte Wirkung. Marie wurde leicht rot und wandte den Blick ab.

>>Das stimmt doch gar nicht...<<

Obwohl sie mich nicht ansah konnte ich deutlich erkennen das sie immer noch rot war. Auch ihre Stimme war nun viel leiser und schüchterner als sonst.

>>Na gut ich glaube dir mal. Also sollen wir jetzt zusammen zur Schule laufen oder willst du noch etwas hier bleiben und dann später mit dem Bus fahren?<<
>>Nein!...<<

Sagte sie energisch.

>>Ich meine: Nein las uns ruhig laufen.<<

Diesmal eine Spur sanfter.

Ich lächelte sie an, tätschelte ihren Kopf und ging weiter Richtung Schule. Marie folgte mir nur wenig später.

Eine ganze weile liefen wir einfach nur neben einander her ohne das einer von uns etwas sagte. Da keiner von uns sprach und meine Musik nun auch aus war drifteten meine Gedanken wieder zu  den Fragen und Theorien vorherigen Nacht ab.

>>Luke?<<

Marie holte mich aus meine Gedanken wieder zurück in die Gegenwart.

>>Ja?<<
>>Darf ich dich mal was Fragen?<<
>>Ja, natürlich. Was ist denn?<<
>>Können wir vielleicht denn ersten beiden Stunden der Schule fern bleiben?<<

Geschockt über ihre Frage blieb ich stehen und drehte mich zu ihr um.

>>DU WILLST BITTE WAS?<<
>>Ich will halt noch nicht in die Schule...<<
>>Ja, aber wieso?<<
>>Ich...Ich...Ich weiß es nicht...Bleibst du bitte in den zwei Stunden bei mir?...Bitte.<<

Ich seufzte, immer noch darüber entsetzt das gerade sie mich fragt ob wir schwänzen. SIE die immer die Hausaufgaben hat, SIE die immer artig zur Schule geht seit ich sie kenne, SIE die bei normalen Menschen als Streber durch gehen würde. Dieses Mädchen will schwänzen.

>>Na gut. Aber nur dieses eine mal. Hast du gehört?<<

Sie lächelte mich etwas schüchtern an und nickte.

>>Verstanden.<<

Wir gingen weiter.

>>Also was will das Bad-Girl machen?<<
>>Nenn mich nicht so...<<
>>Das bist du aber. Also was willst du machen?<<
>>Gehen wir in den Wald?<<

Ich wollte sie gerade fragen wieso sie unbedingt in den Wald will, doch als sich unsere Blicken trafen sah sie mich bittend an. Es schien ihr wichtig zu sein.
Wieder seufzte ich.

>>Gibt es auch im Wald einen bestimmten Ort wo du hin willst?<<

Wieder nickte sie.

>>Ja! Komm mit.<<

Sie nahm meine Hand, und ich denke das sie das tat ohne darüber nach zu denken. Während sie mich an der Hand hielt zehrte sie mich in den Wald.
Die Minuten verstrichen und sie ging immer weiter mit mir in den Wald hinein.

Nach gefühlt 10 Minuten kam sie auf einer Lichtung zu stehen. Marie trat bei Seite und ermöglichte mir so eine bessere Sicht auf die Lichtung, wobei ich erkannte das es keine gewöhnliche Lichtung war.

In ihrer Mitte war ein großer steinerner Tisch. Mit langsamen Schritten trat ich auf die Lichtung und ging zum Tisch. Mit jedem Schritt den ich näher kam konnte ich erkennen das auf dem Tisch ein Muster eingraviert war.
Als ich am Tisch stand konnte ich das Muster genau erkennen. Das Muster hatte Linien die sich schlängelten, nach einer weile kringelten und sich dann wieder schlängelten, bis die Linien einmal um  den Tisch herum war. Über den Linien waren kleine Bilder zu sehen. Einige stellten Wölfe da und andere Menschen, einige sogar beides.
Während ich mir das Muster auf dem Tisch ansah trat Marie neben mich.

>>Es zeigt die Geschichte unserer Art.<<

Ich sah das schwarzhaarige Mädchen an. Ihre Stimme war nun wieder selbstbewusster, hatte aber auch einen Hauch von Ehrfurcht.

Im Bann des WolfrudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt