Ein langer regnerischer Tag ✓

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H E R M I N E

Ein Gähnen entfloh mir, während ich das Treiben der herunterfallenden Tropfen begutachtete. Das gewaltige Gewitter hatte sich gelegt, sich in einen trüben – fast schon depressiven Tag verwandelt. Die Wolken hatten sich verteilt, ließen einzelne Sonnenstrahlen durch ihre Decke fallen und trieben die Menschen so aus ihren Häusern. War es vor wenigen Stunden noch vollkommen leer auf den Straßen gewesen, so war es nun voll. Eltern hasteten mit ihren Kindern an den Händen vorbei, telefonierten wild und versuchten Termine zu verschieben.

Geschäftsmänner hielten sich ebenfalls ein Handy ans Ohr, gestikulierten laut, worauf sich einige ältere Personen verwirrt umblickten. Auf den Straßen herrschte ein wilder Verkehr.

Jeder wollte in eine andere Richtung – endlich nach Hause kommen, nachdem er sich stundenlang in den vereinzelnden Häusern versteckt hatte. Kichernd beobachtete ich einen Mann mit Aktentasche, Anzug und Krawatte, wie er immer wieder hastig in die Luft griff, nach einem Taxi rief. Jedoch erreichte er keines, da jedes mal wenn eines anhielt, jemand anderes vor ihm einstieg. Der arme Mann.

„Mine? Hallo? Hörst du uns überhaupt zu?", erkundigte sich meine beste Freundin empört, schlug ihre Beine übereinander und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sofort wandte ich mich von dem Mann ab, blickte zu ihr und lächelte verlegen.

„Tut mir Leid Ginny. Ich war etwas in Gedanken."
„Das haben wir gemerkt", grinste Harry, nahm anschließend einen Schluck von seinem Bier.
„Mach dir bitte nicht solch einen Kopf Mine", versuchte mich Ginny aufzumuntern, „Es ist doch jetzt kein Weltuntergang, dass es dieses Mal nicht geklappt hat. Ihr macht einfach das, was die Ärztin gesagt hat und dann wird es schon klappen."
„Danke Ginny, aber deswegen mache ich mir im Moment keine Sorgen. Ich denke, sie hat tatsächlich recht. Ron und ich sind so gestresst von der Arbeit, dass der Sex einfach aus reiner Frustration entsteht. Wir brauchen einfach etwas Urlaub."

Harry verzog leicht sein Gesicht.
„Bitte hör auf darüber zu reden. Ich muss mir schon ständig von Ron anhören, wie gut du im Bett bist."
Lachend warf ich meinen Kopf zurück.
„Oh, der große Harry Potter ist also prüde?"

Mürrisch blickte er mir entgegen, während Ginny sich kichernd die Hand vor den Mund hielt.

„Wir reden hier nicht über mich, sondern über dich", stellte er klar, umfasste erneut den Henkel seines Kruges und trank einen Schluck.
„Mal eine andere Frage. Hast du es Ron denn schon gesagt? Das hatte ich ganz vergessen zu fragen", lächelte Ginny neugierig, worauf ich nur meinen Kopf schüttelte.
„Nein, ich hielt es nicht für passend. So etwas sollte man nicht am Telefon besprechen."
Sie nickte zustimmend, strich sich den Saum ihres Rockes glatt.
„Du hast recht. Dumme Frage."
„Wo ist eigentlicher euer kleiner Liebling?"
„Oma", antworteten beide wie aus der Kanone geschossen, worauf ich erneut zu lachen begann. „Oh man. Deine Mutter hat echt viel zu tun, kann das sein? Immerhin kümmert sie sich doch auch um die Tochter von Bill und Fleur nicht? Die beiden haben sich doch endlich Flitterwochen gegönnt oder?"

Ginny nickte hastig, zog etwas aus ihrer Tasche.

„Merlin, bin ich heute vergesslich. Sie haben uns Bilder geschickt. Ich kann es wirklich nicht glauben, dass sie ganze sieben Jahre dafür gebraucht haben."
„Ist doch verständlich", meinte Harry, „Sie haben beim Aufbau der Schule geholfen, waren eine Zeit lang Geld sammeln für die armen Zauberer, die unter den Angriffen leiden mussten und hatten kaum Zeit für sich. Erst als die kleine Emily auf der Matte stand, wurden sie etwas ruhiger. Und jetzt, nachdem sie endlich das Haus fertig haben, haben sie sich den Urlaub wirklich verdient." Seine Freundin nickte eifrig.

Because my destiny knows it better -DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt