Hermine's neuer Wohnort

6.9K 271 44
                                    


//// Ron's Sicht ////

Kopfschmerzen. Ich verspürte höllische Kopfschmerzen.
Das Pochen, welches sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte, machte es mir nicht einfach. Ich hob meinen trüben Blick und starrte hinauf in den verdunkelten Himmel, bedeckt mit tausenden von Wolken, die das Licht der Sonne hinter sich versteckt hielten, und kleine schöne Schneeflocken zu Boden rieseln ließ. Die Kälte, die sich zwischen den Stoff meiner Kleidung zwängte, wurde von der Hitze in meinem Magen aufgehalten. Alkohol. Ich denke mehr muss ich dazu nicht sagen, oder? Mein einziger Freund im Moment, der mir über all den Mist half, den ich verbrochen hatte. Alkohol war das was ich gerade brauchte. Was sollte ich sonst auch tun? Ich konnte nicht zurück zu meiner Familie und ihnen die Lügen auftischen, die ich ihnen bereits erzählt hatte, um meinen Stolz vor ihnen zu retten. Gut, nicht das sie mir wirklich geglaubt hatten. George und Fred wussten das ich log. Sie durchschauten mich, als wäre ich ein offenes Buch, welches man in einer Bibliothek bestaunen konnte. Jedoch hatten sie es so aussehen gelassen, als wären sie auf meiner Seite. Was hätten die beiden Männer auch sonst machen sollen? Schließlich hätte sie nicht vor Mum irgendetwas dummes sagen können, da.... ja wieso eigentlich nicht? Sonst war es ihnen doch auch egal was sie vor ihren Eltern sagten. Dad hätte wahrscheinlich darüber gelacht, die Hände in die Luft geworfen und das Thema gewechselt, aber meine Mutter war eine Person für sich. Man wusste nie, wann sie etwas glaubte oder nicht. Nach Ginny's Ausbruch hatte sie sich plötzlich komisch verhalten, obwohl sie mir zur Seite stand. Natürlich, schließlich war ich ihr Sohn. Warum sollte sie ihrem jüngsten Sohnemann nicht vertrauen.
Wütend über mich selbst schnaufte ich, nahm den letzten Schluck aus der durchsichtigen Flasche in meinen Händen – wobei ich deutlich die Hitze spüren konnte, die sich zu vervielfältigen schien – und ließ das Glas in dem nächsten Mülleimer verschwinden. Dort wäre wahrscheinlich die Flüssigkeit am besten aufgehoben. Zumindest besser als in meinem Magen.
Ich seufzte, bevor ich mir mit dem Handrücken über den Mund strich und meinen Weg fortsetzte. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war wohin ich eigentlich ging, streifte ich durch die Winkelgasse. Mir kamen viele bekannte Gesichter entgegen und ich machte es mir zur Aufgabe, ihnen aus dem Weg zu gehen. Ich hatte weder Interesse an einem Gespräch, noch an irgendwas anderem. Meine Schritte verdoppelten sich, bevor ich an der Nokturngasse vorbei schritt und als ich mir sicher war, dass sich hier nicht viele Menschen aufhielten, ließ ich mich auf eine mit Schnee bedeckte Bank fallen. Das sich die Flüssigkeit in meinen Mantel sog, war mir vollkommen egal. Ich wollte einfach nur etwas Ruhe und einen klaren Kopf bekommen. Verdammt.
Ich hatte alles falsch gemacht.
Nachdem ich gegangen war, hatte ich all die Kartons in ein Hotelzimmer gebracht, indem ich heimlich schlief. Als ich den letzten Karton aus meiner Hosentasche gezogen hatte, schien die Welt für mich zusammen gebrochen zu sein. Ich war ein Trottel! Es war nie meine Absicht gewesen Hermine zu beleidigen, sie zu verlassen und sie in der Wohnung versauern zu lassen. Himmel, wieso hatte ich die Wohnung gekündigt? Es kam mir vor wie ein Albtraum. Ich war so wütend auf sie gewesen und konnte es einfach nicht glauben, dass sie mich hintergangen hatte. Warum zum Teufel hatte ich mich so beschissen benommen? Etwa weil ich eifersüchtig war? Doch worauf? Auf diesen Mann mit dem sie in die Kiste gesprungen war? Verdammt nochmal. Ich war doch derjenige gewesen der sie mit einer billigen Blondine betrogen hatte und doch benahm ich mich, als wäre ich der Unschuldige von uns. So konnte das doch nicht weiter gehen.
„Ach Scheiße", fluchte ich laut und vergrub meine Hände in meinem roten Haar.
„Das kannst du laut sagen", erklang eine bekannte Stimme und ließ mich innerlich aufseufzen. Na super, das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.
„Was willst du Harry?", grummelte ich leise vor mich hin, „Wenn du mir eine Moralpredigt halten willst, stell dich hinten an. Deine Verlobte hat das super hinbekommen."
Der Schwarzhaarige lachte leise, was sich jedoch ziemlich traurig in meinen Ohren anhörte. Natürlich. Harry war enttäuscht von mir. Ich, sein bester Freund, hatte Hermine, seine beste Freundin und meine große Liebe, wie ein Stück Dreck behandelt. Es lief gerade alles den Bach herunter. Alles wofür wir Jahre lang gekämpft hatten.
„Deswegen bin ich nicht hier", sprach er und setzte sich neben mich, „Ich mache mir Sorgen um dich."
Nun war ich derjenige der leise lachte. Beschämt hob ich meinen Kopf und blickte zu meinem Freund.
„Das musst du nicht. Das habe ich wirklich nicht verdient."
„Es geht nicht darum ob du es verdient hast oder nicht. Ron. Normalerweise trinkst du nicht und im Moment stinkst du wie ein Fass Feuerwhiskey. Was hast du denn alles in dich rein geschüttet?"
„So viel habe ich nicht getrunken", versuchte ich mich zu verteidigen, wusste aber das er recht hatte.
Harry seufzte, sagte dazu jedoch nichts mehr. Offenbar wollte er eine Diskussion vermeiden. Gut. Denn ich hatte ebenfalls keinen Nerv dazu.
„Wie geht es nun weiter?", erkundigte er sich schließlich und lehnte sich zurück. Ich zuckte mich den Schultern und starrte erneut hinauf in den Himmel. Die Flocken fielen nun viel dichter.
Ich antwortete mit rauer, trauriger Stimme: „Ich habe keine Ahnung. Im Grunde bin ich nur zurück gekommen um mich zu entschuldigen, um nach Vergebung zu suchen und was habe ich getan? Ich habe alles kaputt gemacht."
„So darfst du es nicht sehen", versuchte Harry mich aufzumuntern, „Hermine ist eine sehr nette Persönlichkeit. Sie wird die verzeihen."
Hastig schüttelte ich meinen roten Haupt und zerrte an den wuscheligen Spitzen.
„Das wird sie nicht. Harry sie hasst mich. Gott, ich habe sie Schlamm-."
„Ich weiß", unterbrach er mich, „Aber jeder macht Fehler. Malfoy hat sie ständig schlecht behandelt und ihr jeglichen Stolz genommen und was ist heute? Sie grüßen sich freundlich und unterhalten sich wie ganz normale Menschen. Sie wird dir vergeben, da bin ich mir sicher."
„Ich weiß nicht."
Ich wusste nicht was ich denken sollte. Ja, das Frettchen war so fies und gemein zu ihr gewesen. Doch ihn hatte sie niemals geliebt. Die beiden hatten keine intime Beziehung miteinander geteilt. Zwischen ihnen war von Anfang an Hass und Gemeinheit gewesen. So etwas konnte man auf Glatteis legen, ja, aber das was ich getan hatte, konnte man nicht einfach verzeihen. Ich war mir sicher, dass sie mich nie wieder sehen wollte.
„Weißt du", murmelte ich betrübt, „Ich wollte sie heiraten."
Harry's Blick flog zu mir und ich konnte erahnen, obwohl ich ihn nicht anblickte, dass er vollkommen überrascht war. Ich kramte in meiner Hosentasche, bevor ich eine kleine goldene Box hervor zog und öffnete. Darin befand sich ein kleiner silberner Ring mit einem roten Stein. Rot wie die Farbe von Gryffindor. Es war nur Zufall gewesen, als ich das Schmuckstück entdeckt hatte. Eigentlich hatte ich nach etwas vollkommen anderem gesucht, aber als ich es gesehen hatte, wusste ich, dass es für Hermine bestimmt war. Für meine Hermine.
„Er ist schön", räusperte sich mein bester Freund und ich lächelte schwach, „Ich wusste nicht, dass du bereits so weit gedacht hast. Schließlich hast du dich über mich lustig gemacht, als ich Ginny den Antrag gemacht hatte."
„Das meinte ich nicht so und das weißt du auch. Hermine ist einfach... perfekt. In meinen Augen ist sie das Beste was mir passieren konnte und nun verliere ich sie, weil ich ein Arschloch bin."
Harry rappelte ich plötzlich auf, bevor er mich an den Schultern packte und auf die Beine zog.
„Du wirst dich jetzt gefälligst zusammen reißen! Ronald Weasley. Du bist mein bester Freund und ein wunderbarer Kumpel. Ich kenne dich seit Jahren und wenn du ans Heiraten denkst, dann ist es etwas ernstes. Du wirst dich jetzt aufraffen, dich duschen und den Alkohol aus deiner Blutbahn verschwinden lassen und morgen machst du dich auf die Suche nach Hermine und entschuldigst dich."
Erschrocken starrte ich ihn an. In seinem Blick lag eine Stärke, die mir seit Wochen fehlte.
„Bist du dir sicher?", fragte ich ihn überfordert, worauf er erneut nickte und mir seinen Arm um die Schulter legte.
„Komm. Wir machen aus dir einen vollkommen neuen Ronald Weasley."

Because my destiny knows it better -DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt