Glücklich

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/// Hermines Sicht ///

Früher, vor einigen Jahren, hatte ich meine Mutter nach dem Ablauf einer Geburt gefragt. Sie hatte mich zuerst verdutzt angesehen, immerhin war ich noch recht klein für diese Art von Frage gewesen, schenkte mir jedoch anschließend ein Lächeln und klopfte neben sich auf die freie Stelle der Couch. Als sie zum Wort ansetzte, glühten ihre Wangen vor Aufregung und die sanften Augen, die mich nach schlimmen Albträumen immer beruhigten, funkelten. Sie berichtete mir von Wehen, die zwar schmerzten, aber kaum der Rede wert waren, dann von der Hand, die von deinem Liebsten gehalten wird, während er dir immer wieder aufmunternde und sanften Worte ins Ohr flüsterte. Meine Mutter erwähnte verschiedene Ärzte und das man nichts trug außer ein weißes Gewand. Dann kam der Schrei, der verdeutlichte, dass es dem Neugeborenen gut ging.
Damals war mir das Herz aufgegangen, so schön hatte es in meinen Ohren geklungen, außerdem, so wie ich das sehen konnte, war die Geburt etwas schönes, denn meine Mutter strahlte und strahlte, so hell wie das leuchten der Sonne. Ich hatte mir das Selbe gewünscht. Leuchten wollte ich, von oben bis unten.
Heute wusste ich, sie hatte nicht alles vollkommen beschönigt.
Die Schmerzen waren die Hölle gewesen. Stunde für Stunde lag ich in den nass geschwitzten Laken, bäumte meinen Oberkörper auf und drücke die Hand meines Geliebten, der recht überfordert schien. An einer Geburt war wirklich nichts schön, doch mit einer Sache hatte meine Mutter Recht behalten. Kaum war alles vorbei gewesen, fühlte ich mich frei, wie neugeboren und mein Körper wurde von etwas umschlossen, was ich als Leuchten identifizierte. Es war vielleicht nicht einfach gewesen, doch dennoch nichts anderes als wunderschön.
Einen ganzen Tag behielten mich die Ärzte im Krankenhaus und obwohl ich unbedingt nach Hause wollten, zwangen sie mich, die nächste Nacht noch einmal durchzuschlafen. Sie machten Tests, kontrollierten regelmäßig meinen Blutdruck und fummelten ununterbrochen mit irgendwelchen Stäbchen an mir herum. Ich hatte keine Ahnung, ob das überhaupt nötig war ( wahrscheinlich nicht, aber es heißt, die Geburt eines Kindes mit magischen Kräften wäre unheimlich grausamer ), doch ich nahm es stillschweigend hin.
Zu dieser Zeit verließ Draco nur unter Protest meine Seite, schließlich musste auch er einmal ins Badezimmer und verhungern sollte er um Gottes Willen auch nicht. Doch Draco war nicht der Einzige, der mich besuchte, obwohl ich nur einen Tag in diesem verdammten Krankenhaus bleiben musste. Nein, auch Narzissa, die mit unglaublich vielen Geschenken erschien, berauschte mich mit ihrer Anwesenheit. Selbst Ginny, wie auch Molly waren aufgetaucht. Meine beste Freundin hatte sich stundenlang dafür entschuldigt, dass Harry nicht hatte kommen können, schließlich musste er arbeiten. Ich bekam einfach viel zu viel Aufmerksamkeit.
Fast zwei Stunden dauerte das Auschecken. Viele verschiedene Papiere mussten unterzeichnet werden, so unglaublich viele, dass ich bald den Überblick verlor. Doch das war schon in Ordnung, denn Blaise, der für meinen Freund erschienen war, der leider im Ministerium fest gesessen hatte, half mir wo er nur konnte.
So dauerte es auch nicht lange, bis ich Zuhause war und mich, nachdem Blaise das Kinderbettchen ins Wohnzimmer getragen hatte, auf meine geliebte Couch pflanzte, ständig ein Auge auf meine wunderschöne Tochter gerichtet.
Blaise war wirklich ein Geschenk Gottes. Er regelte den Haushalt, kochte und reichte mir mein Baby, wenn es Zeit war zu stillen. Während dieser Zeit hatte sich mein neu gewonnener Freund umgedreht, so, dass er auch ja nichts von meiner Brust zu sehen bekam. Innerlich wettete ich, dass Draco ihm gedroht hatte. ( Das würde auf jeden Fall zu ihm passen und um ehrlich zu sein, fand ich es unglaublich komisch, sodass ich mich zurückhalten musste, um nicht lautstark loszulachen. )
So schnell der ehemalige Slytherin jedoch gekommen war, so schnell war er auch verschwunden. Ich bot ihm an, im Gästezimmer zu schlafen, ihm vielleicht noch etwas nettes als Dankeschön zu kochen, doch er schüttelte nur seinen Kopf und schmunzelte. Da ich ihn jedoch nicht einfach davon kommen lassen konnte ( das wäre auch unheimlich unhöflich von mir gewesen ), versprach ich ihm, dass ich ihm bei seinem nächsten Besuch etwas backen würde, worauf er gelacht und gesagt hatte, dass er unglaublich auf Kekse stand. Glück für mich, denn Kekse waren in den Monaten meine Spezialität geworden.
Kaum war er verschwunden gewesen ( meine Wenigkeit hatte sich versucht in eine Decke einzuwickeln, weil es mir plötzlich ziemlich kalt war ) klingelte es an der Tür, sodass ich mein Vorhaben stoppen und aufstehen musste.
Alice, die ruhig in ihrem Bettchen lag und eines der Stofftiere an sich drückte, welches von Narzissa gebracht wurde, beobachtete alles neugierig. In solch einem Moment fragte ich mich wirklich, ob das Kleine nicht mehr mitbekam, als Wissenschaftler es uns zu glauben versuchten.
Zuerst hielt ich den Besucher für Draco, der seinen Schlüssel vergessen hatte, doch das, was ich vorfand, trieb mir erneut die Tränen in die Augen. Dort stand nicht nur Draco, der grinsend seine Hände in den Hosentaschen vergrub, nein. Es war wie in einem Traum, als ich zur Seite wich und all meine Freunde die Wohnung betraten. ( Ich verschwendete kaum einen Gedanken daran, dass Draco diese Personen früher niemals in sein Zuhause gelassen hätte. )
Alice begann zu lachen, als sie die Stimmen der Personen vernahm, die sie bereits ins Herz geschlossen hatte, obwohl sie sie noch nicht einmal gesehen hatte. Gott, sie war einfach so liebenswert.
„Herzlichen Glückwunsch, Süße", lächelte Luna, die mit einem Paket in den Händen an uns vorbei trottete. Selbst Neville, der eigentlich in der Schule sein sollte, betrat die Wohnung: in den Händen eine Torte, die für alle Besucher reichen sollte.
Ich war sprachlos, wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Sie waren für mich und Alice gekommen, hatten sich mit Draco auf dem Weg gemacht.
„Mach' nicht so ein Gesicht", lachte Ginny, bevor sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Das ist deine Party."
Der Tag war einfach unglaublich. Es wurde gelacht, Witze gerissen und Torte verteilt. Zu meiner Überraschung war Blaise nur zwei Stunden später wieder aufgetaucht, mit den Worten, dass er diese Party als einziger nicht verpassen durfte. Die Stimmung war herrlich und ich fühlte mich so glücklich, so unheimlich geborgen wie schon lange nicht mehr.

XxX

Müde gähnend streckte ich meine Arme hoch in die Lüfte, bevor ich sie hinter meinem Kopf verschränkte und den Mann beobachtete, in den ich mich in den vergangenen Monaten immer mehr verliebt hatte. Draco verzog sein Gesicht, während er Alice vorsichtig auf den Wickeltisch legte und ihre Windeln entfernte. Die Geräusche die er machte, hätten mich fast belustigt auflachen lassen.
„Bist du sicher, dass du das machen möchtest? Ich kann übernehmen."
Er grummelte, schüttelte grimmig seinen Kopf. Offenbar wollte er das tatsächlich, auch wenn es von außen ganz und gar nicht danach aussah.
„Ich werde als Vater ja wohl Windeln wechseln können."
Gekonnt unterdrückte ich ein Kichern, schließlich wollte ich nicht frech wirken. Er würde das schaffen, irgendwie. Auch ohne meine Hilfe. Stattdessen schmunzelte ich, bevor ich meine Arme von hinten um seinen Bauch schlang und vorsichtig, ganz zärtlich, kleine Kreise auf seinem Hemd zeichnete. Augenblicklich entspannte sich der Zauberer, seufzte.
„Okay, wenn du willst, kannst du sie pudern, während ich ihren Strampler hole", sagte er auf einmal, worauf ich überrascht die Brauen hob. Mir war nicht bewusst gewesen, wie schnell ich ihn umstimmen konnte.
„Wie du befiehlst."
Nur ungern löste ich mich von ihm, tat es jedoch, wissend, dass er den Abend mir gehören würde. Während er also begann der lachenden Alice den Hintern zu Pudern ( Schade, dass ich die Kamera im Wohnzimmer gelassen hatte. ), huschte ich hinüber zur Kommode und suchte etwas heraus, was dem Mädchen gut stehen würde. Mir fiel erst jetzt auf, dass wir viel zu viel besorgt hatten. Sie würde schnell herauswachsen, doch ich entschied, dass wir die Dinge dann in eine Kiste packen und im Keller verstauen würden. Schließlich konnte man nie wissen, wann Tochter Nummer zwei das Tageslicht erblickte.
Verlegen und vor Scham errötend, versteckte ich mein Gesicht, als ich meinem Liebsten den rosa Strampler reichte. Seine Brauen hoben sich fragend, doch er sagte nichts dazu, ließ mich still in den Boden sinken, wo ich mich anschließend verstecken konnte.
Es dauerte nicht lange bis der Blonde es geschafft hatte, unseren kleinen Engeln anzuziehen, so war es auch kein Wunder, dass sie nur kurze Zeit später friedlich träumend in ihrem Bett lag.
Glücklich, Gott, ich wusste nicht, dass man so viel Glück auf einmal verspüren konnte, stellte ich mich neben ihr Bett, dass übrigens wieder seinen Weg ins Kinderzimmer gefunden hatte. Das Babyphone legte ich daneben, wo es brav auf ein Zeichen warten würde.
„Wie geht es dir?", erkundigte sich Draco, bevor er nun die Geste erwiderte und seine Arme um meine Hüfte schlang. Augenblicklich kuschelte ich mich an ihn, schmiege mich an seine Muskeln, die ich trotz des Hemdes gut spüren konnte. Hätte ich die Fähigkeiten einer Katze, würde ich nun anfangen zu schnurren.
„Besser", antwortete ich, „Eigentlich perfekt."
Auch wenn ich es nicht sah, wusste ich, dass er grinste.
„Dennoch solltest du dich ausruhen. Eine Geburt ist anstrengend, auch wenn sie schon einen Tag zurück liegt. Du weißt, was meine Mutter gesagt hat."
Augen verdrehend nickte ich. Ich konnte mich noch genau an die Worte erinnern, die Narzissa mir geraten hatte, wie auch nicht, wenn Narzissa sie den ganzen Abend wiederholt hatte.
„Natürlich. Ich werde brav sein. Außerdem habe ich doch dich und du wirst schon auf mich aufpassen."
Er lachte. „Das werde ich und nun beweg' deinen hübschen Arsch zurück ins Bett."
Ein Schauer umschlang meinen Körper, worauf ich mich in seiner Umarmung umdrehte und direkt in seine wundervollen grauen Augen blickte.
„Danke."
Das Lachen erstarb. Stattdessen machte mich Verwirrung in seinem Gesicht breit. Er verstand nicht, warum ich mich bei ihm bedankte, schließlich habe er in meinen Augen nichts besonderes für mich getan. Ich musste seine Gedanken nicht lesen, um zu wissen, dass er genau das gedachte hatte.
Fröhlich streichelte ich über seine Brust, verankerte meine Finger schließlich in seinen Schultern, an denen ich den gewünschten Halt fand.
„Für alles", fügte ich hinzu, bevor er zum Sprechen ansetzen konnte. „Ich verdankte all das her nur dir. Du bist wirklich ein Glücksfang."
Er schüttelte belustigt seinen Kopf, lehnte seine Stirn sanft gegen die meine. Unsere Blicke trafen sich und es war so, als würde ich direkt in seine Seele blicken.
„Sag so etwas nicht", hauchte er leise. „Ich bin nur der Mann der dich betrunken gevögelt hat. Du bist diejenige, die alles verschönert."
Schmollend pustete ich meine Wangen auf, schlug ihm gegen die Schulter.
„Toll, du hast den ganzen Moment zerstört. Blödmann!"
„Und das werde ich noch öfter", lachte er leise, küsste mich ganz sanft. „So oft wie du es zulässt."
Immer wieder verschlossen sich unsere Lippen, verteilten überall in meinem Körper wild herumfliegende Schmetterlinge.
„Für immer, Draco. Jeden Tag."
„Wie du wünscht, Prinzessin."
Erst dann küsste er mich auf die Art und Weise, die mich alles vergessen ließ. Doch eines wusste ich: Ich liebte diesen Mann mehr als alles andere auf dieser Welt. Er war mein Schicksal.

Because my destiny knows it better -DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt