//// Hermine's Sicht ////
Mein Schädel dröhnte, übernahm die Kontrolle über meine Emotionen und die Steuerung meines Körpers. Erschüttert, vollkommen erschöpft, ließ ich mich auf die längliche Ledercouch fallen, die inmitten all dem Spielzeug und kleinen Anzügen stand. Neben mir saßen keuchende, genervte Männer die immer wieder nach ihren Frauen riefen.
„Schatz, komm endlich. Wir haben genug", rief ein dunkelhaariger Mann.
Ein anderer stöhnte genervt: „Liebling. Wir haben bereits einen Kinderwagen. Noch einen brauchen wir nicht."
„Aber er ist grün. Das passt gut wenn wir in den Park gehen", strahlte seine hochschwangere Frau, rieb sich über die Kugel und schenkte all den Menschen um sich herum ein Lächeln, „Und den Blauen nehmen wir, wenn wir in der Stadt sind. Das frischt auf."
Oh. Mein. Gott.
Ich wollte einfach nur von hier fliehen, denn ich befand mich an einem Ort, an dem ich jetzt wirklich nicht sein wollte.
In einem Geschäft für Kinderzubehör.
Ron hatte nicht lange gefackelt. Er hatte mich heute Morgen aus dem Bett gezerrt, auf seiner Arbeit angerufen und sich für den Tag frei genommen. Der Rothaarige war so aufgeregt gewesen, dass er sich fast hundert Mal entschuldigte und fast doppelt so oft meine Schwangerschaft erwähnt hatte.
Es war kaum auszuhalten.
Er zwang mich kurz danach in meine frischen Klamotten, bevor er mich freudestrahlend in die Stadt gezogen hatte: In das größte Kindergeschäft der Stadt. Und es machte dem Namen alle Ehren.
Das Geschäft befand sich in der Mitte der Stadt, umschlossen von Cafés, Bistros und kleinen Boutiquen die Schmuck oder Kleidung anboten. Und inmitten diesem Haufen hatte man diesen riesigen, dreistöckigen Elterntraum errichtet.
In meinem, offenbar auch für die Männer neben mir, persönlichen Albtraum.
„Was machst du denn da Liebling", lachte Ron, schob einen vollen Wagen vor sich her und kam auf mich zugefahren, „Los. Lass uns nach Stramplern schauen."
Seine Augen waren mit hemmungsloser Freude und gigantischem Glück gefüllt. Ihn so zu sehen tat mir in der Seele weh. Dieser Moment sollte eigentlich unser Moment sein. Wir sollten zusammen, fröhlich und Hand in Hand durch den Laden spazieren. Unser Glück sollte perfekt sein. Doch das war es nicht. Nicht mal im entferntesten. Wie konnte ich ihm das nur antun?
Mein Herz pochte gegen meinen Brustkasten, als wollte es mir sagen, dass das hier falsch war. Meine Hände waren feucht, weshalb ich sie an meiner Hose rieb, mein Puls auf 180 und meine Lippen bebten, als stände ich auf einem Feld auf dem ein Erdbeben wütete.
„Ich brauche eine Pause", antwortete ich schließlich, lächelte schwach.
„Oh natürlich!"
Mit einer leichten Handbewegung scheuchte er einen der Männer von seinem Platz, worauf dieser zurück zu seiner Frau stolzierte und Ron mit einem grimmigen Blick musterte, setzte sich auf dessen freien Platz und reichte mir eine kleine Flasche Wasser.
„Hier. Trink etwas. Dann geht es dir bestimmt besser."
Ich bedankte mich, nahm das Getränk an mich und nahm einen Schluck. Und tatsächlich schien mir die Kälte des Wassers zu helfen. Wohlig stöhnend leerte ich die Hälfte der kleinen Flasche und seufzte.
„Wow. Du musstest wirklich Durst gehabt haben", sagte Ron verblüfft, nahm mir den Rest des Wassers ab und verstaute es wieder in der Tasche, die am Wagen hing.
„Was hast du da eigentlich alles eingepackt?", erkundigte ich mich vorsichtig.
Der Wagen war randvoll. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir das tatsächlich alles gebrauchen konnten. Vor allem jetzt nicht.
„Also", zählt er auf, „Ein Holzbettchen zum Aufbauen, Spielzeug wie zum Beispiel ein Bausett, Schnuller, Strampler und Fläschchen. Zudem noch ein paar Mützen und Schuhe für das Kleine. Äh, dann noch ein Schwangerschaftsbuch, ein Wickeltisch und Socken."
Ich erstarrte, wunderte mich einen Moment darüber wie all das Zeug in den kleinen Wagen passte, schüttelte dann aber meinen Kopf.
„Ron. Das können wir doch jetzt nicht alles kaufen."
„Wieso denn nicht?", fragte er verwirrt, zog seine Stirn in Falten, „Das Kind braucht all die Sachen. Das habe ich bei Ginny und Harry gesehen."
Oh, das werden lange neun Monate.
Langsam erhob ich mich, stellte mich neben den Wagen und zog einen grünen, wie auch einen rosa Strampler hervor.
„Das brauchen wir alles noch nicht holen, solange wir nicht wissen was es genau wird. Ron, ich bin gerade mal im ers- zweiten Monat."
Schluckend beobachtete ich die Mine meine Freundes, bemerkte jedoch nichts auffälliges, weswegen ich fortsetzte.
„Deswegen brauchen wir die Kleidung noch nicht zu holen. Es reicht, wenn wir das im vierten oder fünften Monat machen. Vielleicht sogar später. Das Kinderbett und den Wickeltisch können wir mitnehmen. Mit den Fläschchen bin ich auch einverstanden, aber das Spielzeug und die Schuhe können wir hier lassen."
Schmollend zog Ron seine Lippe nach oben, verschränkte seine Arme vor der Brust, wobei er einem Kleinkind glich, das nicht die Sachen bekam, welche es unbedingt haben wollte.
„Und das Buch?", grummelte er, worauf ich mir ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
Das sah so niedlich aus.
„Das können wir mitnehmen. Komm. Lass uns die unwichtigen Dinge weglegen und den Rest kaufen."
„Es ist nicht unwichtig", grummelte er weiter, stand jedoch auf.
„Aber im Moment."
Als er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und sich dann dem Wagen zuwandte fühlte ich etwas. Das bekannte Klopfen in meinem Herzen kam zurück. Auch die Wärme, die sich sonst immer in seiner Nähe aufbaute, kam langsam zurück gekrochen, als wollte es zurück nach Hause. Meine Wangen fingen langsam an zu erröten, meine Fingerspitzen kribbelten und meine Lippen zogen sich zu einem ehrlichen, liebevollen Lächeln.
Für einen kurzen Moment vergaß ich all die Schuldgefühle, die Schmerzen, die ich meinem Freund heimlich zufügte, mit Gedanken, die er sich nie zu träumen gewagt hätte.
Lächelnd drehte er sich noch einmal zu mir, legte zärtlich seine Lippen auf die Meinen.
Ich erstarrte, erwiderte langsam diese romantische Geste, die solange verloren glaubte. Doch der Kuss endete zu schnell. Viel zu schnell.
Jedoch hinterließ dieser Kuss nicht nur ein leichtes Prickeln auf meiner Haut, sondern auch eine neue Frage die meinen Verstand erneut zum Arbeiten brachte.
Hatten wir noch eine Chance?
„Komm Mine", schmunzelte Ron, verschränkte seine Hand mit der Meinen, während er mit der anderen geschickt den Wagen lenkte, „Lass uns die Sachen zurück bringen."
Ich nickte sprachlos, drückte sanft seine Hand und fuhr mit dem Daumen leicht über seinen Handrücken. Es schien eine Ewigkeit, in der wir uns nicht mehr wie ein Paar verhalten hatten.
Zusammen schlenderte wir durch die zweite Etage, brachten die überflüssigen Dinge zurück zu ihren Plätzen.
Mehrmals erwischte ich mich beim Starren. Ich konnte einfach nicht anders als den Mann anzusehen, den ich Jahre lang geliebt hatte, für den ich noch immer mehr als Freundschaft empfand. Und auch wenn die Gefühle durch unsere Streitereien gelitten hatten, so waren sie noch lange nicht verschwunden. Sie hatten sich versteckt und auf den richtigen Moment gewartet um wieder auf der Bildfläche zu erscheinen und mich glücklich zu machen. Und zu meinem Erstaunen schien dieser Moment jetzt zu sein. In diesem Moment. Wegen eines Babys. Eines Babys, dass nicht das Seine war.
Mit einem Mal brach meine heile Welt wieder zusammen.
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Because my destiny knows it better -Dramione
ספרות חובביםSie ist schön, intelligent und seit sieben Jahren glücklich mit Ronald zusammen. Sie leben in einer großen Wohnung inmitten der wunderschönen Stadt London. Doch etwas fehlt. Nachwuchs. Doch dieses Glück scheint das Schicksal ihnen zu verwehren, stel...