Kapitel 2 - Gebrochen

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Die Vögel zwitscherten. Die Blumen blühten... bis sie zertrampelt wurden. Clarke rannte über die Wiese. Sie war etwas langsamer, als das Mädchen vor ihr und trotzdem rannte sie einfach weiter. Sie rannte, in der Hoffnung, sie noch irgendwie einzuholen. Die Sonne knallte gnadenlos auf die beiden runter.
   Das Mädchen hatte kein Gesicht. Jedes Mal, wenn es sich umdrehte, konnte Clarke nur eine dunkle Leere entdecken. Sie verstand nicht, warum die Fremde weglief. Clarke hatte ihr weder etwas getan, noch die Absicht. Und trotzdem lief sie, als ginge es um ihr Leben.
   Und da wusste Clarke, wer das Mädchen war. Aber sie musste sichergehen. Augenblicklich wurde sie schneller. Es würde nicht lange dauern, bis sie die Fremde eingeholt hatte. Schweiß, den sie nicht spürte lief an ihrem Körper herunter. Schmerzen, die nicht existierten plagten sie.
   »Bleib stehen!«, rief sie mit rauer Stimme, »Ich muss mit dir reden!«
Und da blieb das Mädchen stehen. Clarke sprang sie an, sie glitten zu Boden, sie zog ihre Kapuze herunter und sie küssten sich. Es war so wundervoll. Endlich konnte sie Lexas wunderschönes Gesicht wieder in ihren Händen hallten.
   »Ich vermisse dich so sehr! Ich wünschte, wir könnten das jeden Tag machen.«
   »Genau das können wir, wenn du das so willst, Commander.«, beim letzten Wort musste sie ein wenig lachen.
   »Ey, was ist so lustig!«
   »Nichts nichts, ich finde es nur so verrückt, dass du jetzt der neue Commander bist.«
   »Ja. Genau. Deswegen brauche ich deine Hilfe.«
   »Was ist los, Clarki?«
   »Clarki?«
   »Nicht gut?«
   »Eher nicht.«
   »Ich find's süß. Ich glaube du behältst den Namen.«
   »Oh bitte nicht.«
   »Also, was ist los?«
   »Es geht um die Ice Nation. Sie akzeptieren mich nicht als Commander. Laut meinen Informationen marschiert eine Armee direkt auf Polis zu. Sie sind dabei einen neuen Krieg anzufangen. Ich... ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
   »Und was willst du jetzt von mir hören, Clarke? Ich kann dir nichts sagen, was du nicht schon weißt. Wenn du ein wahrer Commander bist, dann wirst du wissen, was zu tun ist.«
   »Und was, wenn ich keiner bin! Ich bin kein Natblida. Ich habe die Flamme nicht!«
   »Aber du hattest sie. Du bist kein Natblida und hast sie trotzdem überlebt. Man braucht kein Nightblood, u die richtige Entscheidung zu treffen.«
Clarke nickte wortlos.
   »Außerdem... sind wir nur hier, um über Politik zu reden?«, fragte sie herausfordernd.
   Clarke erwiderte das Lächeln des ehemaligen Commander und begann sie wieder zu küssen. Lexas Hände fuhren durch ihre Haare und ihre Lippen verließen sich dabei nicht ein Mal. Clarke drückte Lexa runter, beugte sich über sie und küsste sie weiter.
   Plötzlich zuckte Clarke zusammen. Eine grausame Schmerzenswelle überkam sie.
   »Clarke«
Irgendwer rief ihren Namen.
   »Clarke«
Wer war das?
   »Clarke!«
Da erkannte sie die Stimme.
   »Titus?«
   »Es tut mir leid Clarke, wirklich. Aber Lexa wird niemals ihre Pflicht erfüllen können, solange du mit ihr zusammen bist.«
   »Warte Titus. Bitte nicht!«
Doch da zückte er schon die Pistole unter seiner Robe hervor und richtete sie auf sie.
   »BITTE!«
Doch zu spät! Er drückte ab. Er war nicht in solchen Waffen geübt. Die Kugel verfehlte ihr Ziel und traf Lexa in den Bauch.
   Alles brach zusammen. Clarke schrie. Nicht schon wieder!
   Im nächsten Moment prallte sie auf den Boden auf und begann heftiger zu schreien. Die Wachen kamen herein, halfen ihr auf. Jede Nacht endete dieser Traum gleich. Jede Nacht wurde ihr Herz erneut gebrochen.

Indra war dicht hinter ihr. Sie konnte noch nicht wieder so schnell laufen, weshalb sie noch nicht so weit gekommen waren, wie Octavia gehofft hatte. Sie hatte Pike getötet. Es hat ihr Freude bereitet, doch geholfen hat es ihr lange nicht. Da war immer noch diese Leere in ihr, die sich nur mit Schmerz füllte und mit nichts anderem.
   Sie bekam die Bilder einfach nicht aus dem Kopf. Sie sah immer wieder vor sich, wie Pike Lincoln einfach in den Kopf geschossen hat; wie Lincolns lebloser Körper zu Boden fiel.
   Wäre Kane nicht gewesen, wäre sie gleich in Arkadia gestürmt und hätte diesem Drecksschwein ihr Schwert in den Hinterkopf gerammt.
   Indra stöhnte hinter ihr. Sie würde es niemals zugeben, doch Octavia merkte, dass sie nicht weiterlaufen konnte. Die Schmerzen, als sie am Kreuz hing, hatten ihre Spuren hinterlassen.
   »Komm, wir sollten hier unser Lager aufschlagen.«
   »Nein. Ich kann noch weiter.«, Indra war schlau genug, um diesen Versuch zu durchschauen, »Ich bin nicht mitgekommen, um dich abzubremsen. Wir müssen noch ein ganzes Stück laufen, bevor es dunkel wird.«
   »Hör auf, Indra. Ich sehe doch, dass du heute nicht mehr weiter kannst.«
   »Es ist hier zu gefährlich! Wir sind hier im Gebiet der Lake People. Dieser Clan ist der treueste Untergebene der Ice Nation.«
   »Du denkst, sie werden uns angreifen? Wir leben im Frieden.«
   »Podakru und Trikru haben sich nie gut verstanden. Und ich kann mir vorstellen, dass sie auf Skaikru auch nicht besonders gut zu sprechen sind.«
   Doch zu spät. Sie hörten schon Stimmen. Und diese waren nicht gerade freundlich. Zweifellos hatten die Lake People sie entdeckt.

Dieses ständige Piepen war furchtbar. Er konnte nicht die Augen öffnen, nicht den Mund. Er konnte kein Zeichen von sich geben, dass es ihm gut ging und sie diese nervigen Maschinen nicht mehr brauchten.
   Irgendwo im Hintergrund echote Abbys Stimme. Sie schien in einer Diskussion mit Marcus zu sein. Er verstand aber kein Wort. Dieses ständige Piepen der Maschine, die ihn am Leben erhielt drang nur in sein Ohr. Er war tatsächlich gefallen. Von einer Grounderin tödlich verletzt. Soweit durfte es einfach nicht kommen. Falls er je wieder auf die Beine kam, würde er Rache nehmen. Er hatte gewusst, dass man diesem Dreckspack nicht trauen durfte.
   Doch solange er im Koma lag, konnte er nichts tun. Er musste aufwachen. Aber er wusste, dass er das nicht bestimmen konnte. Oder doch? Er konzentrierte sich genau auf das, was er vor hatte. Er konzentrierte sich auf seine Wut, seinen Hass, der ihm den meisten Antrieb verlieh. Und es zeigte Wirkung...
   Charles Pike öffnete die Augen und schreckte in seinem Bett hoch.

The 100 - Das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt