Kapitel 6 - Freund und Feind

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Sie fuhren den halben Tag, bis sie auf einer Lichtung angegriffen wurden. Pfeile schossen in die Reifen der ersten Wagen und durch den abrupten Stillstand fuhren die nächsten hinten rauf, bis jeder Wagen stillstand. Charles Pike und einige andere schnappten sich ihre Waffen und stiegen aus.
Pfeile flogen auf die Lichtung und die Krieger der Plains Rider stürmten aus den Wäldern. Pike entsicherte seine Waffe und schoss auf die nächsten Krieger. Pfeile schossen an ihn vorbei. Schnell sprang er auf die Motorhaube des Wagens und ließ sich auf der anderen Seite in Deckung nieder.
Ein paar Sky People machten es ihm nach, die anderen starben recht schnell. In der Nähe hallten noch mehr Schüsse. Irgendwo musste es noch einen Kampf geben. Aber das war hier gerade nicht wichtig. Aus ihrer Deckung schossen sie auf die Nahkampf-Truppen, die immer weiter versuchten, zu ihnen zu kommen.
Irgendwann verstanden sie, dass das nichts bringen würde und hielten sich im Wald versteckt. Pike drehte sich um. Die Grounder konnten sich verdammt lautlos bewegen. Sie könnten vielleicht versuchen, von hinten anzugreifen. So schlau schienen sie aber nicht zu sein, denn recht schnell kamen die Pfeile wieder aus der anderen Richtung. Der Kampf ging also weiter, aber keine Seite schien wirklich im Vorteil zu sein.
Sie wussten nicht, wo die Grounder waren; sie konnten einfach nur in den Wald schießen und hoffen, dass sie jemanden trafen. Doch halt! Da kommen kaum noch Pfeile!
»Stop!«, schrie Pike und augenblicklich hörten seine Leute auf zu schießen.
»Was ist!«, schrie Thompson zurück.
»Sie schießen kaum noch! Sie wollen ihre Munition nicht verschwenden, da sie eh nicht treffen werden. Sie bringen uns aber dazu, zu schießen, obwohl wir sie nicht mal sehen!«
Thompson schien keine Antwort zu wissen. Er funkelte Pike kurz böse an.
»Schießt nicht weiter! Lasst sie rauskommen. Und sichert unseren Rücken!«

Die Explosion war schrecklich. Monty flog einige Meter durch die Luft, bevor ein Baumstamm ihn aufhielt. Sein ganzer Körper war von seinem ekeligen klebrigen Blut bedeckt. Er war nicht fähig, aufzustehen. Wenn Sankru feindlich gesinnt war, dann würden sie keine Probleme haben, sie zu töten.
Er konnte die anderen nicht sehen, er hörte Jasper nur irgendwo in der Nähe stöhnen. Er sah einen der verhüllten Krieger auf sich zukommen. Jetzt war es vorbei!
Monty sammelte alle Kraft, die er noch hatte und veruscht, wegzurobben; wohl wissend, dass er sowieso nicht schnell genug war. Seine Arme brannten bald, doch er war noch nicht weit gekommen, als der Krieger ihn erreichte. Er riss Monty hoch und schaute ihn kurz an.
»Skaikru.«, zischte er dann.

Die Plains Rider kamen nun auch von hinten. Die ersten konnte Pike noch erschießen, doch dann wurden es zu viele. Er hechtete nach vorne, schnappte sich von einem Toten das Schwert und begann den Nahkampf. Ein paar machten es ihm nach.
Thompson schoss weiter auf die Bogenschützen. Ein paar konnte er sehen und treffen, als sie wieder einen Pfeil abschießen wollten. Jetzt, wo seine Leute kämpften, waren sie auch ein leichteres Ziel, als hinterm Wagen versteckt.
Auf einmal bohrte sich aber ein Pfeil zwischen seine Schulterblätter. Er schrie. Zweifellos wurde seine Wirbelsäule durchbohrt. Der Offizier fiel auf den Boden und sah, woher der Pfeil gekommen war.
»In den Bäumen!«, hauchte er noch, bevor ihn seine Kraft verließ.
Pike hörte nicht was er sagte, doch er sah was passiert ist. Thompson lag tot am Boden und es starben immer mehr Sky People. Man musste kein erfahrener Kämpfer sein, um zu sehen, dass sie verloren. Er war normalerweise niemand, der seine eigenen Leute im Stich ließ, doch es konnte nicht aussichtsloser sein. Also schoss er sich den Weg frei und lief in den Wald.

»Sie sind nicht Ice Nation!«, rief der Mann.
Monty war verwirrt, doch genauso groß war die Freude, dass er noch lebte. Der Mann von Sankru half ihm auf die Beine. Ein anderer kam mit Jasper dazu. Bolim hatte nicht so viel Glück. Ein Mann zog ihn mit sich.
»Der hier ist Ice Nation!«
»Hat er euch entführt?«, fragte der erste an Monty gewandt.
»Nein, der ist nicht auf Seite der Ice Nation! Er hat gewechselt, er gehört zu uns.«
»Denen kann man nicht vertrauen!«, sagte der Mann, der Bolim hatte und stach ihm einen Pfeil in den Hals.
»NEIN!«, schrie Monty. Jasper stand geschockt daneben.
Plötzlich ging alles so schnell. Merker kam aus einem Gebüsch gerannt und stach Bolims Mörder in den Hinterkopf. Sofort fiel er tot um. Merker sprang schon auf den nächsten zu, der konnte aber ausweichen. Montys Wache zog sein Schwert und lief auf Merker zu. Der duckte sich aber und der Mann traf fast seinen Freund. Merker stach ihm in den Rücken, zwischen die Rippen und er fiel auf die Knie.
Der andere schwang sein Schwert auf der Höhe, wo gerade noch der Kopf von Sankru 1 war. Merker sprang nach hinten und schlug Sankru 2 die Waffe aus der Hand. Er konnte sich noch nicht für die nächste Aktion bereitmachen, als Sankru 1 schon wieder auf den Beinen stand und ihm sein Schwert zwischen Hals und Schulter schlug.
Merker fiel auf die Knie und der Mann beendete den Kampf mit einem weiteren Schlag, der Merker ohne Zweifel tötete.
»Ihr habt sie einfach getötet!«, schrie Jasper entsetzt.
»Sie waren Ice Nation. Sie waren der Feind!«
»Nicht die beiden! Sie haben die Seite gewechselt!«
Der Mann schien ernsthaft zu überlegen. Dann winkte er mit der Hand vor sich hin, als wäre ihm das plötzlich egal geworden.
»Was macht ihr hier draußen? Im Territorium von Azgeda?«
»Da waren ein paar vom Blue Cliff Clan, die unseren Freund entführt haben. Zusammen mit Bolim und Merker haben wir ihn gesucht.«
»Das Lager der Ice Nation ist ganz in der Nähe. Wenn sie euren Freund haben, dann wird er auf der Penta-Ebene sein. Kommt mit uns. Die Armee des Desert Clans ist auf dem Weg, um den Commander zu unterstützen. Es sieht ganz so aus, als würde es bald enden.«

Pike rannte und rannte. Einige waren direkt hinter ihm. Er hatte gerade erst zu spüren bekommen, wie es sich anfühlte, zu sterben. Das würde er sich nicht noch einmal antun!
Auf einmal tauchten vor ihm Gestalten auf und er warf sich sofort auf den Boden. Pfeile zischten über seinen Kopf hinweg und trafen seine Verfolger. Die Männer, die ihn gerettet haben, rannten zu ihm und hievten ihn hoch. Kurz später standen sie in einem großen Lager und aus der Menge kamen drei Personen auf ihn zu. Er erkannte zwei aus Arkadia wieder. Es waren Jasper Jordan und Monty Green.
Der Mann, der ihm geholfen hatte, schmiss ihn auf den Boden. Monty war nicht sonderlich groß, doch von Pikes Position aus, wirkte er riesig, als er im Schein der Sonne über ihm stand.
»Ich hätte nie gedacht, dass wir dich noch mal retten würden! Nach allem, was du uns angetan hast...«

The 100 - Das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt