Kapitel 4 - Deserteure

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Raven rannte so schnell es ihr möglich war durch die Flure von Arkadia. Sie musste ihn abfangen, bevor er etwas dummes tat. Es war schwierig, dieses Tempo zu halten, doch sie durfte einfach nicht langsamer werden. Er hatte einen zu großen Vorsprung.
   Zum Glück hatte sie die Nachricht auf ihrem Bett jetzt schon entdeckt und nicht erst später. Sie stürmte aus dem Gebäude raus und sah ihn zusammen mit Monty und Jasper am Tor stehen. Es wurde gerade für sie geöffnet.
   »Bellamy!«, schrie sie verzweifelt.
   »Raven, ich habe dir doch gesagt, du sollst uns nicht versuchen aufzuhalten. Das wirst du nicht können.«
   »Das ist doch Wahnsinn, was du vorhast! Das ist ein Selbstmordkommando! Und sagt mir bitte nicht, dass ihr zwei da mit macht!«
   Monty schaute nur bedrückt zu Boden.
   »Das können wir wohl nicht.«, entgegnete Jasper.
   Entsetzt blickte sie Monty an: »Und was ist mit Harper? Willst du sie alleine lassen?«
   »Ich habe vorhin mit ihr gesprochen.»
   »Und sie ist einverstanden?!«
   »Natürlich nicht. Aber sie versteht, dass ich keine Wahl habe und wusste, dass ich Jasper und Bellamy nicht alleine gehen lassen würde.«
   »Wir sollten jetzt los.«, knurrte Bellamy.
   »Raven hör zu! Du musst mir versprechen, auf sie aufzupassen!«
   »Nein. Du bleibst gefälligst hier und machst das selber.«
   »Kann ich leider nicht. Du brauchst es gar nicht zu versprechen. Ich weiß, dass du es sowieso machen wirst.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und folgte Bellamy und Jasper aus Arkadia. Raven blieb allein am Tor stehen. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache...

   Bellamy hatte keine genaue Ahnung, in welche Richtung sie mussten. Er konnte nur Bruchstücke von dem mitbekommen, was Kane über Funk an Clarkes Mutter weitergegeben hat.
Es hatte sich nicht schön angefühlt, Raven einfach so am Tor stehen zu lassen, aber sie durften keine Zeit verlieren. Es war nötig gewesen. Zu dritt schlugen sie sich durch den Wald, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr konnten und eine Pause machen mussten.
   Sie suchten sich eine Höhle, wo sie die Nacht verbringen konnten. Aus ihren Rucksäcken holten sie ihre Schlafsäcke und etwas zu trinken. Hunger hatte keiner. Bellamy ging noch einmal in den Wald, um Feuerholz zu holen und ließ die beiden in der dunklen Höhle alleine.

»Denkst du echt, wir können das schaffen?«, fragte Monty leise.
   »Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen, dass nichts schief geht. In unserer Verfassung wären wir Bellamy in einem Kampf wahrscheinlich keine große Hilfe.«
   »Das wären wir auch so nicht.«
Jasper musste kurz lachen: »Ja, das stimmt.«
   Er hatte ihn in den letzten Tagen kaum lachen sehen. Sie hatten sich zwar wieder vertragen, doch scheinbar kam jeder ums Leben, der Jasper etwas bedeutete. Er war immer noch nicht ganz über Maya hinweg.
Dann hörten sie ein Knistern. Das konnte nur bedeuten, dass Bellamy zurück war.

Bellamy blickte nicht noch einmal zurück, als er die Höhle verließ. Er hatte gehofft, mit Jasper wieder besser klar zu kommen. Immerhin hatte er den Schalter genauso gedrückt, wie Clarke. Aber Jasper sprach das kein einziges Mal an. Er sprach sowieso kaum mit ihm. Mit Monty hingegen schien er wieder gut zurechtzukommen.
   Er war eh nie ein guter Freund von Jasper gewesen. Es war wohl besser, dass die zwei sich wieder vertragen hatten, anstatt mit ihm selbst. Unterwegs sammelte er einige Holzscheite auf, bis er an eine Art Klippe kam. Er legte das Holz auf den Boden und lehnte sich gedankenverloren an den Holzzaun.
   Die letzten Spuren des Sonnenuntergangs zeichneten sich am Horizont ab. Dann sah er weit weg zwei Reiter, die nach Westen ritten. Bei genauem Hinsehen konnte er sogar Clarke erkennen. Zumindest dachte er das. Es wäre schon ein großer Zufall, wenn er sie hier in der bedeutungslosen Wildnis sehen würde.
   Er wünschte, er könnte sie noch einmal vor sich sehen. Egal, was die nächsten Tage passieren würde, er tat es nur für sie. Langsam drehte er sich wieder um, sammelte das Holz auf und verließ die Blaue Klippe.

Monty sah gerade noch rechtzeitig, dass es sich nicht um Bellamy handelte, der in die Höhle kam. Er rutschte aus und hechtete so schnell wie möglich wieder zurück, um an seine Waffe zu kommen. Er schrie Jasper zu, er solle sich ebenfalls seine Waffe schnappen, doch der reagierte nicht schnell genug. Die Gestalt im Eingang sprintete auf ihn zu und kickte die Waffe mit dem Fuß weg.
   Monty riss seine Waffe hoch und richtete sie auf die zweite Gestalt. Dieser drückte den Lauf weg und nahm sie ihm ab. Dann warf er sie weg.
   Monty erkannte sie sofort. »Ice Nation!«

Bellamy war schon auf halbem Weg zurück, als er sie hörte. Einer hat den Fehler gemacht, auf einen alten Ast zu treten. Er drehte sich blitzschnell um und warf dem Mann, der auf ihn zulief die Holzscheite ins Gesicht. Der Mann ging zu Boden.
   Bellamy zog seine Pistole aus dem Gürtel, als er den nächsten sah. Dieser schlug aber gerade noch rechtzeitig mit seinem Schwert zu und die Pistole flog ihm aus der Hand und landete zehn Meter weiter im Laub. Bellamy warf sich auf den Boden, um dem nächsten Angriff auszuweichen. Er hob einen dicken Holzscheit auf und blockte den nächsten Hieb ab. Dann schlug er selber zu, wobei sein Holz gespalten wurde. Er warf ihn dem Mann ins Gesicht und sprintete los. Er wusste noch, wo seine Waffe hingeflogen war, musste aber schnell genug sein.
   Der Mann setzte ihm nach und erwischte ihm am Fuß. Bellamy flog ihn, trat ihm aber schnell seinen Fuß ins Knie. Er hörte etwas knacken und suchte weiter nach der Pistole. Der andere Mann stand nicht wieder auf, aber plötzlich sah er weitere Füße vor seinem Gesicht und sah drei weitere Krieger vor ihm stehen. Einer hatte seine Pistole in der Hand und fuchtelte vor seinem Gesicht damit rum.
   Mürrisch stand Bellamy auf und ließ sich von einer Frau die Hände fesseln. Dann bedeuteten sie ihm weiterzugehen.

Der Mann sah das Entsetzen in Montys und Jaspers Gesicht.
   »Keine Angst. Wir sind nicht hier, um zu kämpfen. Wir dachten, diese Höhle wäre unbewohnt.«
   »Ihr zieht gegen uns in den Krieg, warum sollten wir euch glauben, dass ihr in friedlicher Absicht hier seid?«, entgegnete Jasper nur.
   »Wir haben zwar keine Beweise dafür, doch wir gehören zu den wenigen, die diesen Krieg nicht wollen, weshalb wir die Ice Nation verlassen haben.«
   »So läuft das also? Wenn man keinen Krieg will, muss man gehen?«
   »Wohl oder übel.«
   »Das ist doch Wahnsinn!«
   »Was macht ihr überhaupt hier draußen?«
   Jasper sah Monty kurz an. »Wir haben etwas zu erledigen.«, antwortete dieser stattdessen.
   »Ihr habt wohl Glück gehabt. Seid ihr dem Blue Cliff Clan begegnet?«
   »Nein. Wir wussten gar nicht, dass sie hier leben.«
   »Die blaue Klippe ist nicht weit von hier. Sie sind der Ice Nation untergeben. Sie hassen Skaikru genauso, wie die Ice Nation.«
   »Bellamy ist noch da draußen. Wir müssen ihn finden.«
   »Wenn er noch nicht zurück ist, dann haben sie ihn schon. Ihr könnt da jetzt nicht raus.«
   »Dann müsst ihr gehen! Ihr seid Ice Nation. Euch tun sie nichts.«
   »Wir waren Ice Nation. Sie erkennen Deserteure. Keine Ice Nation Truppen würden sich in diesen gebieten rumtreiben.«
   »Irgendwas müssen wir doch machen!«
   »Wir könnten es versuchen, wenn es dunkler ist.«
   »Und wenn es dann zu spät ist?«
   »Sie werden ihn nicht töten. Sie werden ihn erst Laros übergeben, dem neuen König. Was dieser dann mit ihm macht wird allerdings viel schlimmer!«

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