Kapitel 3 - Podakru

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Octavia und Indra suchten Schutz in einem der nächsten Gebüsche. Die Wachen der Lake People sprachen im Trigedasleng. Sie konnte es nur halb verstehen, doch sobald die Luft rein war, würde sie Indra fragen.
   »Wir wissen, dass ihr hier seid! Kommt raus!«
   »Was machen wir jetzt?«, presste Octavia zwischen ihren Zähnen heraus.
   »Den Stimmen nach sind es zu viele, um sie anzugreifen. Wir müssen versuchen unentdeckt an ihnen vorbei zu kommen.«
   Also schlichen sie weiter. Beide konnten sich lautlos im Wald fortbewegen, aber die Lake People hatten auch scharfe Sinne. Sie konnten sich keinen Fehler erlauben. Sie kamen ein gutes Stück weit, bis sie plötzlich an einer Klippe standen.
   »Der See.«, sagte Indra nur. Er unglaublich groß. Sie konnte kaum so weit gucken.
   »Der ist ja riesig!«
   »Um diesen See herum haben sich die Lake People niedergelassen. Ich wusste nicht, dass wir genau auf ihn zulaufen. Es wäre am besten, wenn wir wieder umdrehen und einen großen Bogen um ihn machen. Auf dem Wasser wären wir leichte Beute.«
   »Nein. Das würde zulange dauern. So viel Zeit haben wir nicht.«
   »Octavia! Wenn es zu einem Kampf kommt bin ich in meiner momentanen Verfassung keine große Hilfe. Und du könntest alleine nicht gegen die gewinnen. Die sind ein anderes Kaliber als Trikru oder Mountain Man!«
   »Dann hoffen wir, dass wir nicht entdeckt werden.«
   Und genau da wurden sie entdeckt. Ihre Verfolger hatten sie gefunden und liefen mit gezückten Waffen und gespannten Bögen auf sie zu. Es waren acht Mann. Sie hatten keine Chance.
   Ohne auf die Antwort des anderen zu warten nahmen beide die Beine in die Hand und sprangen von der Klippe runter in den See.

Clarke betrat den Besprechungsraum. Kane und Uzac vom Broadleaf Clan warteten bereits auf sie. Kurz später kam der Mann mit der Kapuze vom Vortag in den Raum. Er stellte sich als Moran von Delfikru vor. Er war der neue Botschafter des Delphi Clans.
   »Es ist nun unbestreitbar, Heda, die Ice Nation will gegen euch in den Krieg ziehen.«, begann Moran das Gespräch.
   »Nach unseren Einschätzungen ist die Armee der Ice Nation zu groß, um ihr entgegenzutreten.«, entgegnete Uzac, »Sie haben fast alle Clans auf ihrer Seite.«
   »Wer ist denn auf unserer Seite.«, fragte Clarke in die Runde.
Keiner schien sich richtig zu trauen, zu antworten, bis Kane das Wort ergriff: »Leider nur wir: Skaikru, Delfikru, Trikru und Yujleda.«
   »Vier Clans können niemals gegen die Armee von neun Clans gewinnen.«
   »Nein Moran, das stimmt. Wie kriegen wir die Clans wieder auf unsere Seite, Botschafter?«
   »Wir müssen sie aufsuchen, überzeugen. Sie müssen bekommen, was sie wollen.«
   »Und was wollen sie?«
   »Das müssen wir rausfinden. Wir sollten am besten mit den Anführern sprechen.«
   »Und wie sollen wir das machen? Clarke muss bei den Verhandlungen unbedingt dabei sein, aber wenn sie hier in Polis fehlt, werden die Botschafter misstrauisch.«
   »Wir werden einfach dafür sorgen, dass keiner die Stadtgrenzen verlässt. So können die Botschafter auch niemanden warnen.«
   »Gut, ich kann dafür sorgen, dass die Botschafter keinen Augenblick aus den Augen gelassen werden.«
   »Okay, dann werden Clarke und ich uns auf den Weg zu den Clans machen.«, wollte Kane das Gespräch beenden.
   »Das halte ich für keine gute Idee.«, schaltete sich Moran ein, »Die übrigen Clans sind immer noch nicht gut auf Skaikru zu sprechen. Sie werden hier in Polis bleiben, Marcus. Ich werde mit dem Commander die Clans besuchen gehen.«
   Kane wollte noch etwas erwidern, doch Clarke brachte ihn mit einem Handzeichen zum Schweigen.
   »Bei welchem Clan fangen wir an?«, fragte sie.
   »Ich würde sagen wir fangen mit den Lake People an. Sie sind dem König von Azgeda treu untergeben. Wenn wir sie auf unsere Seite kriegen können, ist es vielleicht gar nicht mehr nötig, die restlichen auch zu besuchen. Wir könnten den Krieg beenden, bevor es Tote gibt.«
   »Okay, dann machen wir uns in einer Stunde auf den Weg. Wir beenden das am besten so schnell wie möglich.«

Charles Pike lief auf seinen Krücken gestützt durch die Flure der ehemaligen Ark. Abby hatte gesagt, dass er versuchen sollte, so viel wie möglich zu laufen. Octavia hatte ihn zum Glück nicht tödlich erwischt.
   Unterwegs kamen ihm ein paar Grounder entgegen, die ihm böse Blicke zuwarfen. Wie konnte es nur soweit kommen, dass die hier schon wieder frei rumlaufen dürfen!
Als er an ihnen vorbei war, legte sich von hinten ein Arm um seinen Hals und zog ihn in einen anliegenden Raum. Der Grounder warf ihn auf den Boden. Der zweite trat die Krücken weg. Der dritte trat ihm gegen den Kopf.
   »Du Schwein hast Lincoln umgebracht! Denkst du, dass wir das einfach so vergessen?«
   Der nächste trat in seine Rippen. Immer und immer wieder. Er bekam kaum noch Luft. Jetzt kam der erste wieder und trat ihm in die Wunde. Pike schrie. Er schrie vor Schmerzen, doch sie hörten einfach nicht auf. Irgendwann kamen dann die Wachen und zerrten die Grounder aus dem Raum.
   Das nächste, was er bemerkte waren wieder die piependen Maschinen der Krankenstation.
   »Wenn du noch mehr solcher Freunde hast, wirst du bald sterben.«, entgegnete Abby trocken, als sie sah, dass er wach war, »Du wirst die Krankenstation nicht wieder verlassen, solange es dir so schlecht geht.«
   »Ich bin der Kanzler. Ich kann nicht hier bleiben, eingesperrt!«
   »Hat dir das noch keiner gesagt? Marcus ist jetzt wieder Kanzler und auch unser Botschafter in Polis.«
   »Ihr seid also wieder der dreizehnte Clan?«
   »Du genauso, Charles. Nicht nur wir.«
   »Nein. Ich werde niemals zu denen gehören. Ich habe eurem Frieden eine Chance gegeben und wurde sofort dafür bestraft, als Leute starben. Unsere Leute! Das darf nicht noch einmal passieren!«

Octavia schwamm zur Küste. Eine kleine Höhle war direkt am Rand des Sees. Sie röchelte und keuchte, als sie sich zu Boden sinken ließ.
   Doch halt! Wo war Indra? Sie schaute wieder auf den See raus. Aber das einzige, was sie sah, war die näher kommende Gefahr. Die Lake People hatten mittlerweile Boote besorgt und fuhren in ihre Richtung. Ihre einzige Chance war, in die Höhle zu verschwinden. Aber sie konnte Indra unmöglich sterben lassen! Sie konnte nicht noch jemanden verlieren, der ihr etwas bedeutete.
   Also sprang sie wieder ins Wasser und schwamm zurück, tauchte unter und sah in dem trüben Wasser, wie Indra am Grund lag. Octavia tauchte tiefer und griff nach Indra. Mit viel Mühe konnte sie sie hochziehen.
   Verzweifelt schnappte sie nach Luft, als sie die Oberfläche durchbrach. Viel Zeit sollte sie aber nicht bekommen. Sofort packten sie Hände und zogen die zwei in ein Boot.
   Drei Lake People standen vor ihr und schauten mit giftigem Blick auf sie runter.

The 100 - Das Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt