So, endlich! Schön, wenn ihr dieses Kapitel geöffnet habt, obwohl ich so eine miese "Autorin" bin, und mir verdammt viel Zeit nehme. Leider geht es nunmal wirklich nicht anders - aber ich versuche, die Geschichte zu Ende zu bringen. Irgendwie.
Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu enttäuscht - viel Spass beim Lesen!
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Die Sache mit Mael zog sich weiter, so Marke Kaugummi – langsam und zäh. Ich hatte also überschüssig Zeit, um auch die abstraktesten Theorien genau durchzukauen und über ihre jeweilige Wahrscheinlichkeit zu entscheiden.
Eine weitere Möglichkeit war, dass er einfach nur Angst vor meiner Reaktion hatte. Was, wenn er mich eigentlich mochte - oder sagen wir mal, Interesse hatte – aber sich nicht traute, es mir zu sagen, weil er damit das Risiko einging, einen Korb zu kassieren? Es würde seinem Image natürlich gar nicht gut tun, von einer Achtklässlerin abserviert zu werden. Und darauf, dass er es gegebenenfalls geheim halten könnte, würde er sich bei mir wohl auch nicht verlassen.
Oder: Er wusste einfach nicht, wie er es anstellen sollte. Musste auch ganz schön schwierig sein für ihn mit seinen fünfzehn Jahren (oder sagen wir dreizehn – Jungs hinken ja meistens ein bisschen hinterher was die Entwicklung betrifft). Und man musste ehrlich sagen; unsere Situation war auch nicht gerade von der Sorte, die man googlen und sich bei irgendeinem Ratgeber Hilfe holen kann.
Vielleicht hatte er ja auch den Eindruck, dass ich ihn hasste. Das wäre gar nicht so unwahrscheinlich, immerhin hatten ihm ja auch irgendwelche Vollidioten aus meiner Klassenstufe erzählt, dass ich schlecht von ihm dachte – auch wenn ich dieses Missverständnis bereits aus dem Weg geschafft hatte. Und eine Zeit lang hatte ich ihn gnadenlos ignoriert, was ihm wahrscheinlich auch nicht gerade ein warmes Gefühl der Zuneigung meinerseits beschert hatte.
Ich schätzte ihn nicht als einen dieser Menschen ein, die ihre zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen detailliert mit anderen besprechen (so wie ich zum Beispiel), das mag aber unter Jungs vielleicht auch einfach nicht so verbreitet sein. Im Allgemeinen war er ja schon überdurchschnittlich cool,musste das auch immer allen zeigen und soweit ich wusste, erzählte er ja nicht einmal Finn, was wirklich in ihm vorging (Wobei ich mir natürlich auch nicht sicher sein konnte, ob Finn mir nicht einen riesigen Bären aufband, und die beiden mich eigentlich übel verarschten). Das musste aber eine Art Nachteil für ihn sein, da er keine von ausserhalb kommende, objektive Meinung, sondern nur sich selbst als Richter hatte.
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Jedenfalls, irgendwann wagte ich den riesigen Schritt und drückte bei einem seiner Bilder auf Facebook „Gefällt Mir“ – schon gut, schon gut, ihr dürft euch den Applaus ersparen - und, jaja, ich weiss, alles Interpretationssache, aber er erschien mir daraufhin irgendwie heiterer und fröhlicher. Klar, vielleicht hatte seine Hockeymannschaft mal wieder ein Spiel gewonnen, oder er hatte sonst einen guten Tag gehabt, aber ich brachte den Gedanken nicht los, dass er wegen mir so grinste.
Ach egal, es war doch sowieso ALLES Interpretationssache. Ich meine, wie konnten wir schon beurteilen, wie es ihm ging. Wir sahen ihn im besten Fall drei oder vier Mal am Tag, was nun wirklich nicht viel ist, um über die Stimmung eines Menschen zu entscheiden. Jedoch bemerkte ich, wie er mich ansah, oder eben nicht.
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Donnerstags im Religionsunterricht hatte ich eine angeregte Unterhaltung mit Selia. Piper gesellte sich zu uns und redete auf mich ein, sie müsse mir etwas erzählen. Ich versuchte mich weiter auf Selia zu konzentrieren und wimmelte sie mit einem „Ja, warte, gleich“ ab. Allerdings blieb sie hartnäckig, es schien also wichtig zu sein, doch ich wollte lieber noch kurz zu Ende hören, was Selia zu sagen hatte. Also ignorierte ich sie nach den Abwimmelversuchen einfach gekonnt (eindeutig mein Secret-Talent). Als die Unterhaltung dann beendet war, fragte ich Piper, was denn nun los sei, doch da war sie dann auch schon beleidigt und verweigerte mir jegliche Aussage. Das brachte mich natürlich milde gesagt in Aufruhr, da sie auf meine vorherige Frage; „Geht es um Mael?!“ mit einem gereizten „JA!!“ geantwortet hatte. Seither interessierte mich ihre Story natürlich brennend, doch jetzt hatte sie keine Lust mehr. „Nein, ich wollt’s dir vorher erzählen und du hast mich ignoriert! Und jetzt hab ich vielleicht auch keinen Bock!“ Auch demütiges Flehen brachte nichts. Piper ist nämlich manchmal verdammt dickköpfig, was zwar auch ganz vorteilhaft sein kann, leider nur nicht in dieser Situation.
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Sein Ego und ich
Teen FictionEr liebt mich, er liebt mich nicht. - Er hasst mich, er hasst mich nicht..