Wut und andere komische Gefühle / Kapitel 20

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„Also. Was genau bringt dich auf den Gedanken, dass Mael etwas wissen könnte?" fragte ich Louisa stirnrunzelnd.

„Naja... keine Ahnung. Es ist nur so ein Gefühl," sagte sie und blickte zu Boden.

Ich warf ihr einen ‚U-Serious?'-Blick zu und stöhnte dann auf. Falscher Alarm.

„Boah EIN GLÜCK, dass ich mir nicht ernsthaft Gedanken gemacht hab oder so," knurrte ich.

Louisa schaute mich nicht an. „Sorry, ich dachte nur, du willst es vielleicht wissen..."

„Ach egal."

Gleichzeitig war ich erleichtert. Also gab es zumindest keine Beweise. Aber das hiess gar nichts. Finn könnte Mael trotzdem alles erzählt haben. Andererseits - war es nicht sowieso schon egal? Ich hatte ihm schon so viel anvertraut, dass es auf den Rest auch nicht mehr ankam. Und Finn kam mir echt wie einer der soliden Sorte vor.

„Okay, Themawechsel. Heute Mittag sind Julia und ich an einem Tisch ganz in seiner Nähe gesessen und haben absichtlich über dich geredet - natürlich nur Gutes - um zu sehen, wie er reagiert." Louisas Mundwinkel zuckten verdächtig.

„Und??" Manchmal musste man ihr echt alles aus der Nase ziehen.

„Immer wenn er deinen Namen gehört hat, hat er gegrinst."

Was sollte das jetzt bedeuten? Lachte er mich aus? War es doch nur wieder ein Zufall, und er hatte gar nicht wegen mir gegrinst? War es so ein ‚ach-ja-die-kleine-Tussi-mal-wieder'-Grinsen?

„Ich weiss auch nicht so recht, warum. Vielleicht denkt er halt immer an was Erfreuliches, wenn er deinen Namen hört."

Ah, ich hatte meine Gedanken gerade laut ausgesprochen.

„Hmm. Oder er fühlt sich toll weil er einen Fan hat," scherzte ich halbherzig.

„Ne, es war schon eher so ein glückliches Grinsen," erwiderte Louisa.

Wir traten aus dem Schulhaus heraus und ich fröstelte. Na toll. Ich hatte meine Jacke im obersten Stockwerk vergessen. Ich unterdrückte ein Stöhnen, drehte auf dem Absatz um und stieg die ganzen Stufen wieder nach oben.

Dummerweise hatte sich gerade jetzt das Jungsrudel der 9a neben den Kleiderhaken platziert, darunter auch Mael, Kilian und Raoul. Super.

Ich fasste meine schwarze Winterjacke ins Auge und lief zielstrebig darauf zu, obwohl meine Füsse streikten. Gleich stolperst du, gleich stolperst du, gleich stolperst du...

Als ich näher kam, verstummten die Jungs und ich fühlte viel zu viele Augenpaare auf mir ruhen. Betont lässig griff ich nach meiner Jacke, legte sie mir über den Arm und machte kehrt. Ich bewunderte mich selbst dafür, dass ich diese ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich gemeistert hatte, ohne der Länge nach hinzufallen, irgendwo hängen zu bleiben oder etwas fallen zu lassen. Es geschehen anscheinend doch noch Wunder.

Als ich den Neuntklässlern den Rücken zugedreht hatte, liess ich die betont gleichgültige Maske von meinem Gesicht fallen und atmete aus.

Was dieser Junge mit mir machte, war einfach nicht fair. Ich schaffte es mit Mühe und Not, an ihm vorbei zu laufen, ohne mich zu blamieren. Wow.

Die Englischstunde verlief wie üblich.

„My heart ist broken," hauchte Jay und fasste sich theatralisch an die Stelle seiner Brust, unter der sich im Normalfall das Herz befindet. Wenn man denn eins hat, was bei ihm höchstwahrscheinlich nicht zutrifft. Denkt er echt, der Trick zieht?

Sein Ego und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt