Kapitel 6

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Patrick war nun seit einem Monat als NS Beamter im Dienst. Er hatte Glück und Pech gehabt was seine Einteilung betraf. Er wurde in Wien stationiert, dass war sein großes Glück. Es war nicht die größte Station im Reich, obwohl Wien die Hauptstadt war. Berlin war um einiges größer, doch in Berlin war nicht der Sitz des "Parlaments". Oder sollte man besser sagen des Füherbunkers?, dachte Patrick zynisch.
Das Glück an der Station war, dass er nahe an HCS war, zumindest örtlich gesehen. In Wien wurden Regierungsgeschäfte abgewickelt und auch die Hofburg, und somit der Wohnsitz HCS, befand sich hier in Wien. Jedoch war Wien eine große Station, was für Patrick viel Arbeit bedeutete, Arbeit die er verabscheute. Gestern musste er eine junge Frau beschatten. Laut den Akten waren ihre Eltern Gutmenschen und wurden bei einer Demonstration getötet. Ihr Name war Maria Schwaiger. Sie selbst hatte noch nichts getan, doch wurde sie von der NS als gefährlich eingestuft, was zu einer regelmäßigen Überwachung führte. Sein Partner und er hatten sie jedoch auf halber Strecke verloren. Patrick war froh darüber, denn er kannte ihren Blick, sie war entschlossen. Patrick merkte, dass sie nach all den Jahren tatsächlich etwas vor hatte. Er wusste nicht was und ob es tatsächlich eine Aktion gegen das Regime war, aber ihr Blick sagte ihm, dass sie wirklich etwas geplant hatte. Er wollte nicht wissen was es war, den ansonsten müsste er sie verhaften, später vielleicht sogar hinrichten. Bis jetzt hatte er Glück gehabt was Hinrichtungen anging. Er war erst zu einer eingeteilt worden und dabei nur als Aufsicht.
Es fiel ihm schwer seine Rolle aufrecht zu halten und mit kalten Blick zuzusehen wir das junge Mädchen eine Kugel in den Hinterkopf gejagt bekommen hatte. Doch er durfte sich nichts anmerken lassen.
Wien war somit Glück und Pech zugleich. Die große Station machte es unmöglich Hinrichtungen und Aufsichten im Arbeitslager zu umgehen. Er musste ständig den harten Menschenfeind mimen, der zur Gänze hinter HCS stand. Seinem wahren Wesen fiel es schwer. Aber er wusste, dass es eines Tages alles ändern könnte, auch wenn er jetzt einige Dinge tun musste die er als widerwärtig empfand und die ihm den Schlaf raubten. Andererseits war Wien eine glückliche Station. Er bekam HCS öfter zu sehen als andere Stationen, jedoch war er in einem Monat noch nicht einmal annähernd so nahe an HCS gekommen, dass er irgendetwas ausrichten konnte.
Ständig war HCS von seiner Leibgarde umgeben. Die Leibgarde waren ebenfalls Beamte der Nationalen Sicherheit, jedoch wurden diese sorgfältig ausgewählt. Natürlich hatte Patrick gehofft, sofort nach der Angelobung einen Platz in der Hofburg oder gar in der Leibgarde zu bekommen, jedoch war diese Hoffnung mehr als unrealistisch gewesen. Noch keiner wurde in der Hofburg eingesetzt der nicht mindestens ein Jahr für die NS gedient hatte. Ein Jahr ist eine lange Zeit, und ein Jahr involviert viele Taten die ich nicht vergessen machen kann. Macht eine gute Tat, macht der Mord an HCS, all die schlimmen Dinge die ich tun muss wieder wett? Was ist, wenn ich niemals in die Hofburg oder in die Leibgarde komme? Wie soll ich dann all das rechtfertigen was ich tun muss um in meiner Rolle zu bleiben? Patrick quälte sich mit diesen Gedanken jede Nacht. Er hatte keine Antwort auf diese Fragen, er wusste nicht wie viele Menschen er töten müsste um den einen zu töten nach den es ihm gelüstet.
Je länger er nun bei der NS war, desto mehr fing er an, an seinem Plan zu zweifeln. Er konnte sich einfach nicht vorstellen einen Menschen hinzurichten, der die gleiche Gesinnung hatte wie er selbst, nur um es mit der imaginären Chance auf HCS Tod zu legitimieren.
Sein Kopf platze fast in dieser Nacht, denn er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde bis er den ersten Menschen töten müsste. Doch er versuchte diese Gedanke beiseite zu schieben und endlich in einen traumlosen Schlaf zu fallen.

2038: Wenn Die Welt UntergehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt