Vom Krankenbett aus beobachtete Julie die Tür von Madam Pomfrey's Büro. Die Besserungen, die sie anfangs während des Trinkens des Zaubertrankes vernommen hatte, waren verschwunden und sie fühlte sich noch ein kleines bisschen schlechter als zuvor. Auch wenn sie es nie von selbst zugeben würde, die Reaktion der Heilerin hatte Julie verunsichert. Diese Verwunderung, fast Entsetzen in den Augen der alten Frau machten Julie Angst.
Es dauerte viel zu lange für Julies Geschmack, bis Madam Pomfey wieder aus ihrem Büro kam. Die beiden Jungen folgten ihr und verließen eilig den Raum. Erkennen konnte Julie sie immer noch nicht, aber sie war sich sicher, dass der eine strahlend blonde Haare hatte, während der andere eher dunkelhaarig war.
„Miss Llewellyn?" Julie hob ihren Kopf leicht an, was sie kurz darauf bereute, da sie ein starkes Schwindelgefühl überkam.
„Ich bin zwar keine Expertin auf dem Gebiet von Muggelkrankheiten, aber ich würde mir trotzdem gerne ihr Blut näher anschauen", meinte Madam Pomfrey sanft, was für Julies Geschmack nicht gerade zu der Botschaft passte. Doch sie stimmte der Sache zu, weswegen sie auch schon wenig später eine Nadel im Arm hatte. Weh tat es wider aller Erwartungen nicht, doch sie fühlte sich noch ein kleines bisschen schwächer als zuvor. Als Madam Pomfrey scheinbar genug Blut von Julie hatte, verschwand sie wieder in ihren Büro, um irgendwelche Untersuchungen durchzuführen.
„Geht es dir besser?", fragte Mary, die während der Pause kurz nach ihrer Freundin sehen wollte. Julie knirschte nur mit den Zähnen. Sie wusste noch immer nicht, was sie hatte und sie wurde langsam wirklich ungeduldig, zumal sie dieses blöde Krankheitsgefühl loswerden wollte. Mittlerweile hatte auch ihr Hals beschlossen auf die Seite der Kranken zu wechseln, was ihr das Reden nicht gerade angenehm gestaltete.
„Seh ich so aus?", antwortete Julie verärgert. Mary schüttelte lächelnd den Kopf, was Julie nicht gerade glücklicher machte.
„Ich weiß noch nicht, was ich jetzt überhaupt habe", erklärte sie verärgert. Mary sah sie mitfühlend an und ließ sich auf die Bettkante nieder.
„Und wann bekommst du Auskunft darüber?", fragte sie. Julie zuckte mit den Schultern und drehte sich gequält auf die Seite, wodurch ihre pechschwarzen Haare ihr ins Gesicht fielen. Die beiden Mädchen verfielen in Schweigen. Julie hörte Mary mehrmals tief einatmen, als ob sie etwas sagen wollte, doch sie blieb still. Das Schwindelgefühl breitete sich in Julie aus, dass sie langsam nicht mehr wusste, wo oben und wo unten war. Einmal fürchtete sie aus dem Bett zu fallen, obwohl sie regungslos dalag. Es wurde alles zu viel. Ihre Finger krallten sich in das Bettlaken und sie vergrub ihr Gesicht in dem Kissen. Sie spürte wie sich eine Hand auf ihre legte, aber sie blieb verkrampft.
„Clarisse hat vorhin mit mir reden wollen", fing Mary beruhigend an zu erzählen. „Ich habe irgendwie die ganze Sache nicht durchdacht. Es ist doch klar, dass wir die nicht loswerden, ohne dass wir sie vor dem Kopf stoßen und verletzen." Etwas, was in Marys Stimme mitschwang, zeigte Julie, dass es ihrer Freundin ernst war, ihre blauen Augen sich langsam mit Tränen füllten. Mary wollte einen neuen Freundeskreis, aber sie hatte den Aufwand unterschätzt, sie wusste nicht, wie viel man dafür aufgeben musste, wie viele Menschen man damit verletzte, aber dennoch hielt sie ihre Entscheidung umklammert. Und das machte Mut aus, wie Julie fand. Trotz Angst weiterzugehen.
„Alles hat seinen Preis", sagte sie gedämpft vom Kissen, ohne sicher zu sein, dass sie verstanden wurde. Julie vernahm Schritte, die sich ihr näherten und schließlich die Stimme der Heilerin: „Ihre Beschwerden sind zwar weniger darauf hindeutend, aber ich konnte ganz klar Epstein-Barr-Virus-Antikörpern nachweisen."
„Was?", fragte Mary sehr geistreich, da diese genau so wenig von dem Gesagten verstanden hatte wie Julie selbst. Madam Pomfrey seufzte.
„Ich bin mir sicher, dass Sie sich nichts beim Quidditch eingefangen haben, Miss Llewellyn", sagte sie, „Sie haben nämlich die Kusskrankheit, auch Pfeiffersches Drüsenfieber genannt." Julie drehte sich ruckartig zu der Heilerin und konnte aus dem Augenwinkel Marys fassungsloses Gesicht sehen. Der Schwindel wurde wieder unerträglich, Julie vergrub ihre Finger wieder im Laken und kniff die Augen zusammen.
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Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]
FanfictionAls James eines Abends eine Liste findet, die Gründe aufzeigt, warum man ihn hassen müsste, beschließt er alles zu tun, damit die Person die meisten Gründe wieder ausradieren kann. Doch warum ist das nur so schwer? Und warum kommen nach und nach imm...