*23. Die letzten Schultage vor den Ferien

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Es war Donnerstag und Julie fing langsam an zu verzweifeln. Jeden Tag machte sie sich auf den Weg zu den Kerkern, um Tracey Davis auszufragen, doch diese blieb wie vom Erdboden verschluckt. Langsam fürchtete Julie, sie würde nie Antworten auf ihre Fragen bekommen und dabei hatte sie nur noch fünf Tage Zeit, um diese Prophezeiung zu entschlüsseln.

Seufzend sah sich Julie noch einmal im Korridor um und beschloss noch ein Stück weiter zu gehen. Wie schon gefühlte hundert Male, bog sie in diesen Korridor ein und fand wie erwartet keinen Geist vor. Mittlerweile war sie sich sicher, dass sie schon jeden einzelnen Gang und jede Nische in den Kerkern gesehen hatte. Fast schon schlurfend lief Julie den nächsten Korridor ab und wollte gerade aufgeben, als sie Stimmen hörte. Wie eingefroren blieb sie stehen und lauschte, ehe sie sich wieder entspannte, obwohl diese Stimmen näher kamen.

„Was machst du denn schon wieder in den Kerkern?", fragte Scorpius, welcher Julie schon so einige Male über den Weg gelaufen war. Neben ihm stand ausnahmsweise mal nicht Al, sondern Noel Pucey sowie Gillian Lufkin.

„Ich suche immer noch Tracey Davis", gab Julie resigniert zu, weswegen sie sich ziemlich verwirrte Blicke von Scorpius' Begleitern einhandelte. Schorpius selbst runzelte nur die Stirn.

„Und warum suchst du sie nochmal?", fragte er, so als würde er den Grund schon einmal gehört haben, doch Julie war sich sicher, die Jungs nie genau darüber informiert zu haben. Für einen Moment überlegte sie, ob sie die übliche Ausrede verwenden sollte, aber langsam wurde ihr das alles zu blöd.

„Dieses blöde Wahrsage-Projekt über Tamsin Floresca hat irgendwas mit ihr zu tun. Eine Prophezeiung könnte auf die Geschichte von Tracey Davis hinweisen und deswegen würde ich gerne einmal versuchen mit ihr zu reden", gab Julie kleinlaut zu, da sie sich mehr als albern vorkam.

„Warum hast du das nicht früher gesagt, mein Dad ist schließlich mit ihr zur Schule gegangen!", rief Scorpius und machte Gillian und Noel gleichzeitig ein Zeichen, dass sie schon allein weitergehen konnten. Julie wurde währenddessen ziemlich aufgeregt und hoffte, dass sie ihre Deutung endlich handfest machen konnte.

„Also was willst du wissen?", fragte Scorpius grinsend.

„Allgemein ihre Rolle in der Schlacht von Hogwarts."

„Okay", meinte er und atmete laut ein, „laut meinem Dad war sie halbblütig und wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie sich entschieden hat, für Hogwarts und nicht an Seite der Todesser zu kämpfen. Laut Dad war sie schon immer bekannt dafür gewesen, eine sehr ausgeprägte Angst vor dem Tod zu haben, weswegen sie nun ja auch ein Geist ist. Bei der Schlacht hatte sie wohl nicht viel ausrichten können und als ich einmal in der Nähe ihres Geistes war, hat sie irgendwas davon gefaselt, dass sie es in ihrem Leben nie zu etwas gebracht hätte. Da ist alles, was ich über sie weiß."

In Julies Kopf ratterte es. Die Spur der Heldentat. So wie Scorpius es erzählt hatte, konnte man nicht wirklich behaupten, dass Tracey Davis eine Heldin war. Doch war Spur nicht sogar doppeldeutig zu verstehen? Zum einen die Spur einer Seele und zum anderen die Spur einer Heldentat? Die Spur als die Bedeutung von einer sehr kleinen Menge, eine kleine Heldentat. Somit hätte es doch wieder einen Sinn, denn schließlich hatte Tracey Davis gekämpft, wenn auch nicht sonderlich gut, sie hatte etwas ausgerichtet, wenn auch nur wenig, sie musste etwas ausgerichtet haben. Eine klitzekleine Heldentat, die Spur der Heldentat. Der Rest der Zeile deutete noch einmal mehr darauf hin, dass es sich um die Schlacht um Hogwarts handelte und dass Tracey Davis traurig ein ewiges Leben als Geist zubringen musste.

Noch vollkommen in Gedanken versunken, bemerkte Julie, dass Scorpius immer noch vor ihr stand und sie fragend musterte. Nahezu erschrocken blickte sie ihm in die Augen und stellte fest, dass ein Danke wohl sehr angebracht war.

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt