*19. Tarot

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Julie war nicht da, als James die Bibliothek betrat. Er war sich ja nicht ein mal sicher, ob sie überhaupt kommen würde, doch von dieser Nichtigkeit wollte er sich keineswegs abbringen lassen und so begann er auch schon die ersten Bücher nach Tamsin Floresca zu durchsuchen. Leider waren diese Bücher nicht sehr informativ, so fand James lediglich heraus, dass diese Seherin während der Vierzigern in Cleveland, Ohio geboren wurde. Sie besuchte eine amerikanische Zauberschule und zog mit siebzehn Jahren zusammen mit ihren Eltern nach Boston im Vereinigten Königreich, da ihr Vater sich nach seiner Heimat sehnte. Dort lebte sie noch immer. Außerdem galt Tamsin Floresca als eine der großartigsten Seherinnen, die momentan lebten. Sie hatte angeblich die Kubakrise und den Mord an US-Präsident John F. Kennedy im Alter von acht Jahren prophezeit, weswegen sie oft als ein Wunderkind betitelt wurde.

Mehr hatte James bisher nicht finden könnten und seine Motivation schwand mit jeder Seite, die er umblätterte. Er hoffte so sehr, dass Julie auftauchen würde und ihm ein bisschen Arbeit abnahm, doch allein bei dem Gedanken hatte er Schuldgefühle, schließlich hatte Julie all die Jahre zuvor auch immer alles allein gemacht, vielleicht wollte sie ihn spüren lassen, was das bedeutete. Auf irgendeine verdrehte Weise konnte er das sogar verstehen, schließlich hatte er ihr in den fünf Jahren so viel Unrecht getan und es nicht einmal bemerkt. Andererseits war James nicht überzeugt davon, dass man seine Fehler auf solche Art und Weise vergelten lassen sollte.

Resigniert sah er auf seine Notizen und schob sie schließlich beiseite. Er hatte auch noch andere Dinge zu tun, abgesehen von dem Projekt. Und deswegen zog er sein Kräuterkundebuch aus seiner Tasche und fing an, daraus Informationen zu suchen, die sich gut in seinem Aufsatz machen würden. Nach einer guten Stunde hatte James seinen Aufsatz beendet und las ihn sich nochmal durch, als es auf einmal einen lauten Knall gab. Erschrocken sah er auf und erblickte einen Stapel Bücher, den Julie vor ihm abgelegt hatte. Hastig schob James seine Kräuterkundesachen ans andere Ende des Tisches und holte nun wieder seine Notizen zu Tamsin Floresca hervor, um sie seiner Mitschülerin unter die Nase zu halten. Julie überflog das Stück Pergament kurz und zu James' Genugtuung sah sie leicht beeindruckt aus, dann teilte sie den Bücherstapel unter ihnen auf und setzte sich, ohne auch nur ein Wort zu sagen, zu ihm an den Tisch und schlug das erste Buch auf, um gezielt nach Informationen zu suchen.

James war sich sicher, dass es das erste Mal war, dass er stundenlang wortlos neben einer Person saß. Es war noch ein bisschen seltsamer für ihn, da er Julie mit Sicherheit eine Menge an den Kopf werfen könnte, denn vielleicht war sie sehr wütend auf ihn, aber das nahm ihm noch lange nicht das Recht, auch sauer auf sie zu sein. Er wusste genau, dass es zwischen ihnen noch eine Menge Dinge zu klären gab, doch er traute sich nicht, die Stille zu durchbrechen. Sie saßen schließlich nicht nebeneinander in der Bibliothek, um miteinander zu sprechen. Das alles diente einen größerem Zweck – der Schule.

James hatte nun vier weitere Bücher durchgesehen und seine Liste an Informationen und möglichen Verknüpfungen hatte sich um einiges gefüllt. Genau wie Julie hatte er seinen Stapel an Büchern abgearbeitet und so zog Julie seine Liste an Notizen zu sich heran und sprach einen kleinen Zauber darüber, welcher das Pergament kopierte. Das gleiche tat sie mit ihrem Eigenen und gab James seine Notizen inklusive der Kopie ihrer eigenen Notizen zurück.

„Ich hoffe, dir ist nichts entgangen, Potter", sprach sie zum ersten Mal seit Wahrsagen mit ihm.

„Mit Sicherheit nicht", erwiderte er kalt und sah Julie direkt in die braunen Augen.

„Ich suche morgen noch ein paar weitere Bücher raus, in denen etwas stehen könnte, davon lasse ich dir dann einige zukommen", meinte Julie, ehe sie ihre Sachen zusammenpackte und die Bücher so verzauberte, dass sie wieder zurück ins Regal flogen. So schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch schon wieder und auf einmal sah alles wieder so aus, als wäre sie nie da gewesen.

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt