Die Zeit läuft

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Komischerweise ließ er mich problemlos aufessen, ohne irgendeinen Kommentar dazu abzugeben. Irgendetwas stimmte hier einfach nicht. Warum wich er meinen Fragen die gesamte Zeit über aus? Nachdem ich die kleine Scheibe vollkommen verschlungen hatte, schenkte mir der Psychopath wieder seine gesamte Aufmerksamkeit. "Hat's geschmeckt?" Verstört blickte ich ihn an, ignorierte seine Frage und stellte ihm selbst eine: "Was zur beschissenen Hölle ist los mit dir?!" Dieses mal ignorierte er mich. Wiedermal. Stattdessen wiederholte er seine vorherige Frage: "Hat's geschmeckt?" J drehte sich weg von mir. "Joker, antworte mir!" Die Tatsache, dass er sich nun wieder aufregen könnte, ignorierte ich. "Antworte mir.", versuchte ich den Mann vor mir anzuherrschen, doch er ignorierte meine Gesten und meine Sprüche einfach weiterhin. Wie ich diesen Freak hasste. Anstatt mir eine vernünftige Antwort zu geben, verließ er einfach wortlos den Raum. Doch so einfach wollte ich ihn nicht entkommen lassen. Ich beschloss ihm zu folgen. Wir waren zwar schon eine ganze Zeit hier in diesem Haus gewesen, doch trotzdem war mir nicht jeder Raum bekannt gewesen. Joker blieb vor einer Tür stehen, dessen Inhalt mir noch unbekannt war. Noch immer hatte der Psychopath mich nicht bemerkt gehabt. Ich selbst befand mich noch immer auf der Treppe, konnte jedoch alles perfekt wahrnehmen mit meinen Augen. J öffnete vorsichtig die Türe, welche sich genau vor ihm befand. Langsam schlich ich einige Treppenstufen weiter hinauf. Danach bückte ich mich wieder so, dass er mich nicht mehr sehen konnte, da mein Körper von dem Geländer des Treppenhauses verdeckt worden war. Was befand sich nur in diesem Raum?! Bevor der Psychopath das Zimmer betrat, vergewisserte er sich, dass ich oder im generellen ihm Niemand gefolgt war. Gründlich checkte Joker alles ab, auch die Treppe. Als ich bemerkte, dass er sich mir langsam näherte, machte ich einen Schritt nach hinten. Auf diese Art und Weise wollte ich mich wieder die Treppen herunterschleichen. Doch wie gewohnt, war das Glück auch dieses Mal nicht auf meiner Seite; Ich rutschte mit dem Fuß weg. Meine Hände konnten sich gerade noch an dem Geländer festhalten. All das war aber gar nichts das Problem gewesen. Doch das, was mir Probleme bereitet hatte, war die Tatsache, dass ich vor Schock einen Schrei ausgestoßen hatte. Natürlich war dies dem Clownprince Of Horror nicht entgangen. "Hast du mich etwa von hier aus beobachtet?!" Das berühmt berüchtigte Jokergrinsen hatte sich wieder auf seinem Gesicht bequem gemacht. Ich gab ihm keine Antwort, erhob mich von den kalten, älteren Treppenstufen und rannte. An mehreren Stellen wäre ich beinahe wieder ausgerutscht und hingefallen, doch bei diesen Malen konnte ich mich noch abfangen, bevor so etwas noch ein weiteres Mal passieren konnte. Meine Ohren vernahmen ein klirrendes Geräusch. J hatte seine Messer gezückt. Er war wieder da. Der Joker, der mich schon mehrmals irgendwo eingesperrt hatte. Der Joker, der mich damals einfach ohne Grund entführte und mir etwas aus Wut auf den Bauch ritzte. Und wisst ihr, was dann auch plötzlich auch wieder da war? Meine Todesangst. Warum musste ich auch nur wieder so dumm sein und mich von meiner ekelhaften Neugier leiten lassen?! Schweratmend machte ich Halt im 'Wohnzimmer', in welchem sich unsere Rucksäcke befanden.
"Bitte, bitte, bitte, lass mich ein aller einziges Mal Glück haben.", flüsterte ich leise in Richtung der beiden schwarzen Taschen. Sekunden später, schreckte ich auf, als meine Finger an etwas spitzem hängengeblieben waren. Es waren die restlichen seiner Messer gewesen. Rasch entfernte ich sie von meinem Finger und stopfte es mir in die Hosentasche, nur um es dann wenige Augenblicke wieder herauszureißen, vor lauter Panik.
Mit dem gefährlichen Gegenstand in meinen Händen schlich ich weiter durchs Haus.
Wie konnte es nur soweit kommen, dass mir die Schmerzen an meinem
Finger nichts mehr ausmachten und ich ohne weiteres weiterkämpfen konnte? Vor nur wenigen Monaten hätte ich jetzt wahrscheinlich geschrieen, geweint und gebetet, eines Tages wieder zurück zu meiner Familie und meinen Freunden zu finden. War das überhaupt noch ich? Das Mädchen, welches kein Blut sehen konnte und schon alleine anfingen zu zittern, wenn sie Horrorfilme sah?! Der Mensch, welcher damals viel zu viel Angst davor hatte, sich ihren Ängsten zu stellen? "Alice!" Meine Augen weiteten sich schlagartig, als ich eine andere mir sehr bekannte Stimme hörte. "Mum?", antwortete ich der Stimme ungläubig und erleichtert zugleich. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, mein Messer fallengelassen vor Schock. "Meine Liebe, ich dachte, ich würde dich niemals Wiedersehen!", Mutter antwortete mit einer gebrochenem Stimme. "Wo bist du? Du klingst so, als hättest du geweint, Mami? Sag mir, wo du bist!" Eine Antwort hatte ich nicht bekommen. Verwirrt sah ich mich in dem Raum um, auf der Suche nach Ihr. Erst als ich das Lachen meiner Feindes hörte, kam ich wieder in der traurigen Realität an. Sie war gar nicht hier, niemand war es. Ich war ganz allein. Schnell, doch trotzdem leise bückte ich mich herunter, um die Waffe vom Boden aufzunehmen. Als ich mich wieder ebenso langsam erhob, spürte ich, wie sich Jokers Schritte mir immer näher kamen. Wenige Sekunden hielt ich den spitzen Gegenstand wieder fest in meinen Händen und bewegte mich weiter rasch durch die einzelnen Räume. "Ally?" Mein gesamter Körper erfror, als seine Stimme Stück für Stück lauter wurde. Die Tatsache, dass er mir einen anderen Namen gegeben hatte, ignorierte ich. Plötzlich verstummten die Schritter seinerseits und meine Panik steigerte sich ins unermessliche. Um hier ohne großen Schwierigkeiten entkommen zu können, musste ich mindestens eine Schusswaffe besitzen, was ich natürlich nicht tat. Irgendwann waren seine Schritte wieder hörbar geworden und ich konnte ungefähr sagen, wo er sich wann befand. So schlich ich wieder zurück ins 'Wohnzimmer', schnappte mir den mit Waffen gefüllten Rucksack, setzte ihn auf und machte mich ein weiteres Mal auf den Weg, in Richtung Ausgang. Das ganze war schon einmal komplett nach hinten losgegangen; Warum willst du das jetzt wirklich noch ein zweites Mal riskieren?! Bist du verdammt nochmal wahnsinnig geworden?! Es war nicht das erste Mal gewesen, dass eine kleine Stimme in meinem Kopf versucht hatte, mich wieder zur Vernunft zu bringen. Ja, vielleicht war ich das geworden. Wahnsinnig. Was bedeutete das schon noch in einer Welt wie dieser? Jeder dritte hatte hier seinen Bürden-Rucksack. Manche trugen einen größeren, andere einen, welcher von der Größe her einer kleinen Clutch ähnelte. Meiner war riesig geworden. "Alice!", immer wieder hallte eine Stimme in den Gängen des Hauses herum. Mittlerweile war es schon zur Challenge geworden herauszufinden, ob es meine Einbildung oder Jemand anderes gewesen war. 

Meine Wunden waren noch immer nicht wirklich verheilt gewesen. Sollte ich das alle wirklich noch ein weiteres Mal wagen?! Ich musste es. Mir blieb keine andere Wahl mehr und wer weiß, vielleicht lief mir die Zeit auch noch davon?!

Wenn das Leben dir einen Psycho schenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt