Stimmungsschwankungen?

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Stundenlang hatte ich gegen die Tür gehämmert, geschrien, dass er mich herauslassen sollte und mir Nahrung geben sollte. Genau in dem Moment, in dem ich kraftlos aufgegeben hatte, öffnete sich meine sogenannte Zelle. "So schlimm?", fragte mein Entführer mit einem bösartigen Grinsen auf den verlängerten Lippen. Ich sagte nichts, drehte mich nur weg von ihm. "Tja, wenn du plötzlich doch nicht mehr hier heraus möchtest, kann ich dich verstehen und dann gönne ich dir auch liebend gerne deine Privatsphäre!", lachte er. Meine Augen weiteten sich schlagartig, als er seinen Satz beendet hatte. So beschloss ich, einmal nicht genervt die Augen zu verdrehen und verächtlich zu schnauben. "Kann ich dir vertrauen?" Ich sah zu Boden, während ich niedergeschlagen nickte. Damit log ich ihn ein weiteres Mal an, oder? Er hielt mir seine Hand hin, doch ich ignorierte die Geste seinerseits. Würde er mich noch einmal anfassen, würde das letzte Kapitel seiner Lebensgeschichte enden. Das schwor ich ihm. Ich glaubte ihm nicht ein Wort, kein einziges. Schon alleine, wenn ich daran dachte, was für ein Tattoo er mir eingeritzt haben könnte, wollte ich am liebsten schon eine spitze Waffe zücken. "Ach komm, hab dich nicht so!", sprach er, während er nach meiner Hand greifen wollte. Aggressiv knurrte ich schon beinahe, die Wörter: "Fass mich nicht an. Niemals wieder!" "Sicher, dass du nicht meine Hilfe brauchst, um aufzustehen?" Diesesmal konnte ich aber wirklich kein Schnauben unterdrücken. Dachte dieser Freak ehrlich, dass ich ohne ihn hilflos wäre? Grinsend versicherte ich ihm, dass ich nicht von ihm abhängig war und begann dann damit, mich vom kalten Boden aufzuraffen. Auch, wenn es mich einige Zeit kostete, schaffte ich es dennoch. Die gesamte Zeit hatte Joker neben mir gestanden, auf mich gewartet gehabt. Was war nur los mit ihm? Wieso, war er plötzlich so vollkommen anders?! Schon fast freundlich wirkend, lächelte mich der Mann vor mir an. Von jetzt auf gleich, war er mich vollkommen fremd geworden. "Wenn du doch noch Hilfe brauchen solltest, dann sag einfach Bescheid, ja?" Ich seufzte genervt und antwortete ihm schnippisch: "Hilfe, werde ich nicht benötigen. Auf jeden Fall, nicht deine!" Er schien diesen Zickenspruch meinerseits ausgeblendet zuhaben, da er mich noch immer voller Freude anlächelte. Hatte er irgendwas ausgeheckt, um mein Leben doch noch zu beenden? Einen anderen Grund für einen glücklich Psychopathen konnte es doch einfach nicht geben! Da war ich mir todsicher gewesen. Mehrere Minuten später, erreichten wir den Raum, der in früheren Zeiten mal als Wohnzimmer gedient haben sollte. Seine gerade komischerweise wirklich vorhandene Freundlichkeit, musste ich einfach ausnutzen! "Darf ich dir einige Fragen stellen, J?" Er nickte leicht zögerlich mit seinem Kopf, ehe er zustimmte. "Wieso zur Hölle, bist du plötzlich so zu mir?!" Sein Blick traf den meinen. Er schien verwirrt. Was stimmte nur nicht mit diesem Menschen? Was ging nur die ganze Zeit in seinem Kopf vor? "Ich weiß nicht, was du meinst, J-... Alice!?", antwortete er mit einer Gegenfrage. "Bitte, als würdest du nicht wissen, wovon ich hier spreche. Ach ja, ich habe noch eine Frage an dich und zwar; Warum tötest du mich nicht einfach?" Diese Frage schien ihn nur noch mehr zu verwundern. Das konnte ich geradeaus von seinem Gesicht ablesen. Doch, als er verstand, dass ich seinen Gesichtsausdruck studierte, neutralisierte er ihn wieder. "Du darfst einfach nicht sterben!" Direkt fing er wieder an, zu lächeln. Nun war ich die Verwirrte gewesen. "Ja, aber warum?!" Daraufhin antwortete er wiedermal nicht und entkam der Frage, in dem er zur Küche ging, mit den Worten: "Ich hole Essen!" Was war nur los gewesen, mit diesem Typen?! Erst kidnappte er mich, behandelte mich wie Dreck und plötzlich wurde er dann lieb zu mir, nachdem er mich ein weiteres Mal verletzt hatte? Ich verstand ihn einfach nicht. Ich verstand gar nichts mehr. Wetten, dass er gleich wieder ein mieses Arschloch zu mir sein wird? Genau in diesem Moment gesellte sich der Psycho wieder zu mir. Nur dieses Mal trug er seinen schwarzen Rucksack mit sich. "Hier." Mit diesen Worten übergab er mir diesen. In diesem fand ich eine Toastscheibe, in einer kleinen Plastikfolie gehüllt. Ich erinnerte mich daran, wie er mir damals als ich beinahe verhungert wäre, einfach nur eine Scheibe Toast brachte. Ich sagte nichts, nahm das kleine gebackene etwas nicht einmal dankend an. "Bitte!" Noch immer befand sich dieses unheimlich lieb wirkende Lächeln auf seinem Gesicht. Ich traute diesem nicht ein Stück, blickte einfach ignorierend weg. Lieber hatte ich ihn ekelhaft und psychopatisch, als so ungewohnt freundlich. Ich hatte Angst. Was löste nur diese spontane Freundlichkeit ihn ihm aus? Ich hoffte, ich würde es bald herausfinden!

Wenn das Leben dir einen Psycho schenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt