Have To Let Go

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Lunas Sicht

Ich trauerte lange.
Ich will nicht.
Aber mein Verstand war es egal.
Mein Zimmer ist inzwischen mein Leben geworden. Hier esse und trinke ich. Nur zum duschen und auf die Toilette zu gehen, verlasse ich das Zimmer.
Die meiste Zeit schlafe ich.
Die andere Zeit liege ich wach und denke nach.
Außerdem mache ich mir noch unendlich Sorgen um Pa. Seine Panikattacken wurden immer schlimmer, und ich konnte ihm nicht helfen.

Langsam frage ich mich, ob das alles hier noch einen Sinn ergibt.
Wofür sind wir noch hier, wenn wir eh kein Spaß mehr am Leben haben.
Wofür machen wir jeden Tag das gleiche, wenn sich eh nichts ändern wird.
Immer und immer wieder, denke ich darüber nach, wie mein Leben als normales Kind verlaufen wäre.
Eine Mutter die mich über alles liebt und sich um mich kümmert, einen Vater der mich auch über alles liebt und mich nicht verlässt. Es wäre alles viel einfacher gewesen.
Ich wäre glücklich.
Doch es sollte alles anders für mich laufen.
Nun liege ich hier und denke mal wieder über dieses Gott verdammte Leben nach.
Seit wie vielen Tagen, Wochen ich hier schon verschlossen vor mich hin denke, wusste ich selbst nicht. Ich wusste nur das ich hier verrückt werden würde, wenn sich nicht schleunigst etwas ändert.
Mir kamen wieder Bilder von Dad vor den Augen und ich versuchte diese weg zu schlagen.
Doch sie blieben dort.

Ich muss hier raus! Ich muss hier weg.

Schnell schrieb ich Pa noch einen Zettel, dass ich spazieren gehe, steckte mir Kopfhörer in die Ohren und lief in den Wald.
Dad und Pa hatten mir ausdrücklich verboten alleine in den Wald zu gehen, aber ich bin 16.
Ganz langsam ging ich die Geschehnisse der letzten Jahre durch und versuchte sie zu verstehen.
Versuchte.
Angefangen mit der Flucht von meiner Mutter.
Meine Mutter und ihr neuer Freund haben sich heftig gestritten. Der Freund schlug meiner Mutter ins Gesicht, worauf ich angefangen habe zu weinen. Immerhin war sie meine Mutter. Meine Mutter schrie mich an, ich solle die Klappe halten. Da die beiden sich immer noch stritten, schrie ich weiter.
Was ein großer Fehler war, denn anstatt meine Mutter zu schlagen, schlug er mich. Und anstatt, dass meine Mutter mich beschützte, hat sie nur noch geschrien
'Ich habs dir ja gesagt!'
Schubste mich vor die Haustür und meinte ich solle meinen Vater suchen.

Und da fing alles an. Ich habe den Hass meiner Mutter früher nicht verstanden und ich verstehe ihn Heute nicht.
Es gibt nun mal Menschen, den kann man nicht mehr helfen.
Als ich meinen Vater gefunden hatte, wusste ich sofort, er ist ein guter Mensch und nicht so wie meine Mutter.
Ab diesen Tag doch, stapelten sich die Ereignisse.
Und auch die habe ich nie verstanden.
Und obwohl ich es nie verstanden habe und immer wieder Sachen vorgefallen sind, war ich glücklich.
Denn ich wusste, ich habe einen Vater, der mich liebt und der sich um mich kümmert.
Als dann noch Pa in mein Leben trat, konnte ich nicht glücklicher sein.

Nach dem Tot von Lisa, gehörte ich eine Zeit nicht mehr der Welt an.
Ich wurde verschlossener.
Dad sagte zu mir, da er es nicht ertragen konnte mich so traurig zu sehen, ich müsse loslassen können.

"Schatz hör mal zu. Lerne loszulassen, das ist die wichtigste Lektion des Lebens. Denn manchmal muss man loslassen, um festzuhalten zu können.
Und denke immer daran.
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht verlieren."

Ich blieb stehen. Die Zeit mit.mir.
Jetzt kam mir eine Erkenntnis.
Früher konnte ich es noch nicht verstehen. Doch jetzt, wurde mir dies erst bewusst.
Ich musste Dad loslassen.

Saulis Sicht

Eingekuschelt lag ich halb schlafend in diesem großen Bett und wünschte, ich wäre nicht mehr da. Nicht mehr anwesend.
Aber so sehr ich es auch wünschte, es klappte nicht.
Immer noch konnte ich jedes einzelnes Geräusch hören.
Jeder Vogel der vorbei flog, jeder Windstoß.
Ich konnte einfach nicht verstehen wie man solange nichts essen konnte. Ich habe immer versucht, etwas zu mir zu nehmen. Etwas zu trinken. Tabletten zu nehmen, doch auch dies klappte nicht.
Irgendwie musste ich nach Luna sehen.
Also stand ich auf und lief zu ihrem Zimmer.
Leer.
Ich klopfte an die Badezimmertür. Die Tür ging auf, auch keiner da.
Ich lief nach unten. Keiner war im Wohnzimmer, keiner in der Küche.
Mein Herz schlug schneller.
Ein Zettel lag auf dem Küchentisch.

∞You and me...∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt