Kapitel 1

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Vorurteile. Sie bestimmen unser Leben. Sie beschließen, wer beliebt ist, wer allein sein soll. Mein Leben lang verfolgen sie mich schon.

Während ich durch mein neues Schulgebäude lief, hörte ich sie schon, die Ergebnisse der Vorurteile. Ich hörte, wie Dinge gemurmelt wurden wie: 'Die sieht aber toll aus, mit der möchte ich befreundet sein'. Ich hatte nie Probleme mit Vorurteilen, da sie mir immer nützlich waren, ich war überall beliebt, sobald sie wussten, wer ich war oder wie ich aussah. Ich versteckte mich gerne hinter der Fassade meiner tollen Figur oder meiner Familie, ohne auch nur darüber nachzudenken, auf meine Privilegien für jemand anderen zu verzichten. Doch eine richtige Freundschaft hatte ich auch nie. Sie nannten mich zwar 'ihre Freundin', doch sie wollten nur damit angeben, mit der hübschen und klugen Tochter einer berühmten Sängerin und Schauspielerin befreundet zu sein. Zu jedem meiner 'Freunde' verlor ich den Kontakt, sobald ich umgezogen war. Doch ich konnte nie ahnen, dass sich mein Leben bald um 180° drehen würde. Es begann alles, als ich erfuhr, ich würde wieder umziehen. Ich begann meine Sachen zu packen, was recht schnell ging, da ich nicht viel besaß, weil ich nicht viel brauchte. Ich fragte meine Mutter, ob sie wie schon einige Male einfach nachkäme. Ihre Antwort überraschte mich. "Mein Töchterchen, du bist nun alt genug. Du wirst ab nächstem Monat allein leben, da ich viele Verträge aufgenommen habe, und rund um die Welt reisen werde. Ich schick dir natürlich von überall Souvenirs und dein Hausmädchen wirst du auch behalten, aber ich kann leider nicht mitkommen." Andere Menschen wären bei solchen Worten traurig geworden, doch ich freute mich. Endlich konnte ich nach meinen eigenen Regeln leben. Ich zog also allein in ein riesiges 15-Zimmer Appartement, welches noch dazu mit der modernsten Technik ausgestattet war. Nach meinen letzten Sommerferien mit meiner Mutter begann dann auch die Schule. Wie jedes Mal ging ich als Erstes zum Büro des Direktors, wie immer wurde ich dabei angestarrt. Der Direktor führte mich in meine Klasse. Ich stellte mich vor. Im Unterricht bekam ich Lobe für meine tollen Leistungen, in den Pausen war ich von den anderen Schülern umringt und nach Schulschluss wollten die Clubs, dass ich mich bei ihnen eintrug. Viele wollten sogar noch mit mir nach Hause kommen. Meine zuvorige Freude wurde zunichte gemacht. Es hatte sich nichts geändert. Die Menschen lebten immer noch mit Vorurteilen und stopften sich mit Gerüchten voll. Sie klebten regelrecht daran. Es war ein zu starker Kleber, als dass man ihn ablösen könnte. Auch wenn es mir bis jetzt nicht aufgefallen war, war ich mir sicher, dass es auch hier eine Unterschicht geben würde. Die Leute, die gerne als 'Opfer' bezeichnet wurden, gab es überall. Das war nie zu bezweifeln. Ich musste nur noch herausfinden, wer von ihnen es war, damit ich wusste, mit wem ich mich lieber nicht 'anfreunden' sollte, denn das könnte meinem Image schaden. Doch auch das war ein Vorurteil. Denn ich habe vorher nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet zu glauben, dass man nur herunter- und nicht hochgezogen werden konnte.

Prejudices And LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt