Prolog

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Wenn du deinen Bruder lebend wieder sehen willst, tust du genau was ich dir sage.

Er starrte auf den flimmernden Bildschirm und die Nachricht die sich gerade geöffnet hatte. Das musste ein verdammt dummer Scherz sein.

Rick folgte dem Link. Ein Video.

Gabriel stand zusammen mit seiner Freundin an einer Kreuzung. Wie hieß die Kleine doch gleich?

Egal. Aber die Kreuzung kannte er: Gleich dort in der Nähe war der Tee Shop, in dem Gabe arbeitete. Sein Bruder hatte so einen schrägen Geschmack! Die Straßen waren genau wie die Gehwege völlig menschenleer. Jetzt kam jemand. Der Gestalt nach waren es Jungen. Alle mindestens ein Jahr älter als Gabriel. Und noch dazu so vermummt, dass man sie nicht genau erkennen konnte. Verdammt!

Aber das junge Pärchen schien sie nicht zu bemerken. Selbst als sie die Straßenseite wechselten.

Als sie nahe genug heran gekommen waren, bemerkte sie auch Gabriel. Er drehte sich um. Einer der Schläger zog eine Glasflasche hervor und zerschlug sie an der Schläfe des Jungen. Dieser sackte in sich zusammen. Das Mädchen schrie auf und versuchte zu fliehen. Sie kam nicht weit. Sofort war ein Anderer zur Stelle und hielt sie fest.

Rick sah die Blutlache, die sich am Kopf seines Bruders bildete. „Mist! Gottverdammter Mist!" murmelte er. Die Erinnerung stieg in ihm auf. Sein Vater war nach Mutters Tod ein unerbittlicher Mann gewesen. Er hatte seine Söhne kaum noch aus dem Haus gelassen und jedes Mal, wenn ihm etwas nicht gefiel, hatte er zugeschlagen. Egal, ob es an ihnen lag, oder nicht.

Nach seinem Tod hatten die Behörden Gabriel in ein Heim gesteckt. Er, Rick war damals schon

volljährig gewesen, denn zwischen den Brüdern lagen ganze fünf Jahre. Gabriel war hochbegabt und so hatte er den Stoff, den er in der Schule durch seine vielen Krankheitstage verpasst hatte, schnell nachholen können. Das war gerade mal ein halbes Jahr her.

Und jetzt wollte irgendein Vollidiot ihr gesamtes Leben ruinieren. Das Video war zu Ende. Rick seufzte und schrieb dann zurück.

Was soll ich tun?

Die Antwort kam schneller als er sie erwartet hatte.

Du arbeitest bei einer Bank, über die wir gern einige Informationen hätten. Du findest folgendes heraus:

1 Die Arbeitszeiten des Personals. Dabei geht es um JEDE Person.

2 Was für eine Alarmanlage ist vorhanden, wie kann man sie abschalten?

3 Wie schnell wird bei einem Einbruch die Polizei informiert?

Wenn wir weitere Fragen haben, werden sie dir mitgeteilt. Sobald du irgendjemanden über die Situation informierst, stirbt dein Bruder. Wenn du einen Fehler machst, bekommst du noch ein Video. Verstanden?

Rick nickte, besann sich aber darauf, dass der Andere ihn nicht sehen konnte.

Ja.

Die Verbindung wurde unterbrochen.

„Gabriel!"

Er rührte sich nicht.

„Gabriel! Wach auf!"

Der Junge stöhnte. Er schlug die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen. Der pochende Schmerz an seiner Schläfe ließ ihn innehalten. Celia kniete neben ihm und sah ihn an.

„Wie geht es dir?"

„Ich lebe noch." Er lächelte schief.

„Gut. Wer sind diese Typen? Und wieso haben sie uns mitgenommen?"

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