C'est la vie

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Helena

Keiner von uns ist wirklich bei der Sache. Niemand folgt Mr. Higgins' Erörterungen über das Stück, aber ich habe das Gefühl, das Gabriel noch ein ganzes Stück weiter weg ist als wir anderen. Aber na gut, seine Rolle ist ja auch nicht besonders groß. Er spielt einen Bettler, einen Straßenkehrer, einen Taxifahrer. Statist also. Ich glaube, Nachtwächter ist er auch noch.

Es war nicht Gabriel, der den Anfang machte. Ich denke, er wäre zu schüchtern dafür gewesen. Also fasste ich mir ein Herz, und sprach ihn am Donnerstag nach dem Schauspielunterricht an. Auf die Frage, ob er mit mir ausgehen wolle, guckte er so perplex, dass ich mich zusammen reißen musste, ihn nicht anzuschnauzen. Im Nachhinein weiß ich, dass ihn vorher einfach noch niemand diesbezüglich angesprochen hatte. Er war also praktisch absolut ahnungslos, was das betraf. Aus der Übung. Die auf meine Frage folgende Sprachlosigkeit- natürlich nur im übertragenen Sinn- brachte mich dazu, mich abzuwenden und anzunehmen, er wolle nach dem vorangegangenen Spektakel nichts mehr von mir. Aber irgendwie kam es ihm dann doch noch in den Sinn, mich am Arm zu packen und so zurückzuhalten. Soviel zur ersten Verabredung. Die wurde schließlich doch ganz schön, und ich kann jetzt sagen, dass sie wohl der Zeitpunkt war an dem der erste Funken übersprang.

Dorothy

Es ist fast schon lustig, das zu tun, worum Jeff mich gebeten hat. Er und Hel geben ein so tolles Paar ab. Und dabei ist es auch noch so lächerlich einfach, jeden Schüler hier hinters Licht zu führen. Ich warte, bis die anderen den Raum verlassen haben und ich mit Gabriel allein im Raum bin. Er ist heute dran mit Aufräumen. Ich drehe mich noch einmal zu ihm um, bevor ich gehe. Er blickt auf.

„Bevor ich's vergesse, Gabriel: Hel will nichts mit dir zu tun haben. Sie ist nur zu nett, um es dir zu sagen. Bis die Tage."

Jep. Gelungener Abgang. Macht Spaß, so was. Sollte ich öfter tun.

Gabriel

Ich starre ihr nach. Der Moment scheint sich endlos zu ziehen, bevor mein Gehirn die Information verarbeiten kann. Der Moment, in dem die Welt vor meinen Augen verschwimmt, um mir zu beweisen, dass es nur ein Traum sein konnte. Sie konnte mich unmöglich mögen. Wie auch? Verachtenswerter Narr, der ich nun einmal bin.

Wie konnte ich mir nur einbilden, sie hätte es ernst gemeint, als sie mich gerade nach einem Date gefragt habe. Aber sicherlich wäre es besser, trotzdem hinzugehen, oder? Ist das ein weiterer Streich, den mir mein Gehirn vorgaukelt, und der eher meinen Wunsch nach weiblicher Gesellschaft reflektiert als die Wirklichkeit? Wenn ich hingehe und es war alles nur ein weiterer Streich, werde ich ihr und ihren Freunden den Gefallen tun, über mich herziehen zu können.

Und dabei habe ich wirklich geglaubt, wir hätten uns angefreundet. Eben jene Details sind es, die sich meiner Menschenkenntnis entziehen.

Aber was ist, wenn sie es doch ernst gemeint hat? Käme ich in diesem Fall nicht, würde sie nie wieder auch nur ein Wort mit mir wechseln - und ich hätte die erste sich mir seit Jahren bietende Chance verpasst.

Allerdings ist ihre Freundin Dorothy jetzt schon die Zweite, die mir ins Gesicht sagt, dass ich der Aufmerksamkeit der Welt eigentlich gar nicht wert bin. Vielleicht haben sie ja recht. Bestimmt sogar. Sie beweisen es mir ja jeden Tag aufs Neue, sobald ich die Schule betrete.

Bloß gut, dass der Unterricht schon vorbei war. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Beinahe hätte ich die Tür verfehlt, als ich zu meinem Schließfach wollte.

Ich kann mir ja einreden, dass es nicht wehtut. Das diese erstickende Leere in meinem Inneren nur da ist, weil ich heute kaum etwas gegessen habe. Wer's glaubt. Sam war heute mit seiner Gang in der Cafeteria. Sie haben sich am Eingang positioniert und nur die beliebten Leute rein gelassen. Hel war dabei. Ich nicht. Ich glaube, ich kann verstehen, warum sie mich nicht wirklich mag. Ich bin keines dieser Dinge, die Ihresgleichen für wichtig hält: cool, reich, im Football-Team oder sonst irgendwas. Die meisten an der Schule kennen mich nicht einmal.

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