dead end

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Gabriel

Ich fürchte, dieses Mal werden sie mich wirklich töten. Ich sehe keinen anderen Ausweg mehr. Ich habe eigentlich keine Ahnung, warum dieser Jeff so eine Stinkwut auf mich hat, aber es macht ihm anscheinend den größten Spaß, auf mich einzuprügeln. Keiner der anderen Jungen wird mich schützen, wenn er zu weit geht. Nicht einmal Rory, obwohl er inzwischen fast so etwas wie mein Freund ist. Dafür haben sie alle viel zu viel Angst, wenn sie sehen, was mit mir passiert ist.

Und ich weiß, dass er das tun wird. Zu weit gehen, meine ich.

Meine Glieder fühlen sich kalt und taub an, ich habe Hunger, Durst und die schlimmsten Kopfschmerzen meines bisherigen Lebens. Wenn sie so weiter machen, schaffen sie es doch noch, mich verdursten zu lassen. Das hier geht weit über bloße Erschöpfung und körperlichen Schmerz hinaus. Ich bin völlig am Ende. Das Denken fällt mir schwer, weil ich so müde bin. Und das Schlimmste ist, dass ich nichts, absolut gar nichts, dagegen tun kann.

Das Ganze ist so qualvoll, dass ich schon darauf warte, dass sich die Tür wieder öffnet. Und ich hoffe jedes Mal so sehr, dass es Rory ist, der hereinkommt, mit einer Flasche Wasser, wie er sie seit Kurzem immer mitbringt und vielleicht etwas zu essen.

Nur leider kommt dieser Jeffrey hier viel öfter rein.

Jeff

Es ist ein so unglaublich gutes Gefühl, auf diesen Dreckskerl einzuprügeln, dass ich gar nicht aufhören kann. Diese verdammte Missgeburt hat Hel angefasst, etwas, was ich nie durfte. Er muss sie dazu gezwungen haben, denn ich weiß, dass ihre Liebe allein mir gehört, auch, wenn sie es nicht zugeben will. Es fühlt sich richtig an, kurz innezuhalten, um den Gürtel herauszuziehen, der meine Hose eher schmückt als hält. Das Teil ist aus Leder, schön schwarz, mit Nieten dran.

Diesmal will ich ihn schreien hören.

Sein Rücken ist noch immer durch diesen Stofffetzen geschützt, der mal ein T-Shirt war. Aber das wird ihm nicht viel nützen. Ich bedeute meinen Jungs, es ihm auszuziehen. Dazu müssen sie ihn zwar kurz losbinden, aber das mach nicht viel. Ich habe der Polizei beim letzten Überfall ein paar Handschellen geklaut, die werden jetzt sinnvoll zum Einsatz kommen. Die Jungs binden ihn wieder fest, sodass ich seinen nackten Rücken vor mir habe. Die Narben, die darauf zum Vorschein gekommen sind, bringen mich einen Moment lang zum Innehalten. Hat er etwa auch einem Anderen die Freundin ausgespannt? Nicht nur mir? Diese Missgeburt!

Ich werde ihn schlage, bis ihm Hören und Sehen vergeht. Bis er mich um Gnade anfleht.

Gabriel

Alles ist grau. Und tut verdammt weh. Meine Entführer machen wohl gerade ein Kaffeekränzchen, bei dem ich unbedingt dabei sein muss. Können die mich nicht einfach hier liegen lassen? Ist ihnen doch sowieso egal. Außer dem Jungen, dem ich immer bei den Hausaufgaben geholfen habe, vielleicht. Rory.

Die Tür geht auf, ich habe das Gefühl, von dem Licht blind zu werden. Blut läuft mir übers Gesicht, aber ich kann es nicht wegwischen, weil meine Hände immer noch gefesselt sind, und ich sie nicht bewegen kann.

Sie ziehen mich hoch, ich ächze.

Dann schleifen sie mich raus. Die Sonne ist so schlimm, dass ich die Augen ganz zumachen muss.

Über meinen Rücken läuft immer noch Blut. Das T-Shirt ist schon ganz starr davon. Es tut weh. Es tut so weh. Wie damals.

Anscheinend sind wir angekommen. Einer tritt hinter mich und hält mich an der Kehle fest. Er würgt mich beinahe. Die beiden anderen, die bisher neben mir waren, treten weg und hinter ihn.

Ich kann nicht mehr.

Helena

Zuerst sah ich kaum etwas, da sie mir mit ihren breiten Rücken die Sicht versperrten, aber als sie immer mehr wurden, und immer auffälliger zu der Bruchbude ganz in der Nähe sahen, ahnte ich Schlimmes.

time.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt