Helena
Im einen Moment sieht es so aus, als würde Jeff sich auf mich stürzen, im nächsten wird er wie ein gefällter Baum zu Boden gerissen. Ich erwache aus meiner Erstarrung, als ich Gabriel stöhnen höre. Irgendwo im Haus schlägt eine Tür zu. Gut. Der andere Typ hat offensichtlich das Haus verlassen.
Jeff rührt sich nicht, selbst, als ich Gabriel von ihm herunter ziehe und vorsichtig auf den Teppich sinken lasse. Er hat offensichtlich beschlossen, mir zu helfen. Ich kann es nicht fassen. Und das in seinem Zustand!
Auch, wenn ich jetzt liebend gern die ganze Zeit bei ihm hocken bleiben würde, muss ich doch dafür sorgen, dass Jeff uns nichts mehr antun kann. Er blutet nicht, was bedeutet, dass er nur ohnmächtig ist. Wenn er wieder aufwacht, wird er weitermachen als sei nichts geschehen. Mit dem kleinen Unterschied, dass er Gabe wahrscheinlich als Ersten umbringen wird. Ich schäme mich nicht dafür, mir gewünscht zu haben, er sei tot. Er soll büßen für das, was er Gabriel angetan hat!
Ich entwinde seinen schlaffen Händen das Messer und werfe es weg. Dann renne ich in die Küche und suche verzweifelt nach einem Stück Strick oder Stoff - irgendetwas. Notfalls tut es auch Klebeband.
Ich finde welches, doch als ich zurückkehre, wird mein Alptraum wahr. Die Zeit hat nicht gereicht. Jeff hockt neben meinem beinahe bewusstlosen Freund. Er hat sich das Messer wiedergeholt und drückt es so fest an Gabes Kehle, dass ein dünnes Blutrinnsal hervorquillt. Die Sirenen werden immer lauter.
Als er meine Schritte hört, wendet er mir seinen Oberkörper zu.
Ich habe mich geirrt, als ich dachte, er sei unverletzt. Sein Gesicht wird durch eine gebrochene Nase geschmückt, die den Wahnsinn in seinen Augen nur noch heller auflodern lässt.
„Ich schwör' dir, ich stech' ihn ab!"
Er reißt an Gabes Haaren. Der verzieht schmerzlich das Gesicht und stöhnt auf. Ich erstarre.
„Lass ihn los. Er hat im Grunde gar nichts damit zu tun."
„Er hat dich mir ausgespannt. Und dafür wird er büßen!"
Das Blutrinnsal wird stärker. Ich muss an Gabes malträtierten Rücken denken und daran, dass er genau jetzt darauf liegt. Das muss höllisch weh tun. Wenn ich Jeff jetzt angreife, wird er meinen Freund töten. Verdammte Scheiße.
Ich hebe die Hände und lasse das Klebeband fallen.
„Lass ihn in Ruhe."
„Nein. Aber du darfst zusehen. Wenn ich mit ihm fertig bin, bist du dran." Jeff steht auf. Er zieht Gabriel mit sich hoch. Der Schmerzenslaut meines Freundes klingt so qualvoll, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Jeff greift von hinten nach vorn und umklammert Gabes Oberkörper so fest, dass ich die Knochen knacken höre. Das Messer sitzt nun an der Halsschlagader. Gabriel hält verdammt still für meinen Geschmack. Jeff ruckt noch einmal mit dem Arm und er wird ohnmächtig. Jeff hebt ihn mühelos hoch und legt ihn sich über die Schulter. Die Zeit, die das Messer braucht, um wieder an einen lebensgefährlichen Ort zu gelingen, reicht mir, um mich auf ihn zu stürzen. Ich ziehe mein Schwert hinter dem Rücken hervor und ramme es ihm in die Schulter. Jeff taumelt rückwärts. Gabe rutscht von seiner Schulter und fällt auf den Boden, wo er liegen bleibt. Ich greife nach einer Blumenvase und ziehe sie Jeff über den Kopf, bevor er wieder auf die Beine kommen kann. Er sackt zusammen. Bleibt liegen. Sofort renne ich zu dem Klebeband und schaffe einen Stuhl heran, an den ich ihn fesseln kann. Als ich damit fertig bin, drehe ich mich ohne einen weiteren Blick um und gehe zu Gabe. Seine Augen sind geschlossen, aber er atmet. Ich lege mich neben ihn auf den Teppich und streichle sein geschwollenes Gesicht. Die Sirenen, die ich so lange ausgeblendet habe, sind inzwischen ohrenbetäubend laut. Ich achte trotzdem nicht auf sie, sondern beuge mich langsam über Gabriel, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. Dabei habe ich immer noch Angst, ihm weh zu tun, aber ich bin so froh ihn endlich wieder zu haben, dass ich gar nicht anders kann.
Er erwidert meinen Kuss. Herrlich sanft.
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Mehr als bis hier habe ich leider noch nicht vorgeschrieben, deswegen ist dieser Teil so kurz. Ich schreib fix das Ende, dann geht es weiter :) - Nicht, dass das im Moment jemanden sonderlich interessieren würde, aber bisher nonexistente Leserschaft heißt nicht ewig nonexistente Leserschaft, oder?
Hoffe ich zumindest. Sonst weiß ich aber immerhin gleich, dass ich schlecht bin *grins*
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time.
Teen FictionDas Leben ist nichts für Außenseiter. Gabriels Leben verändert sich von Grund auf, als er und seine Freundin auf der Straße überfallen werden. Von einem Moment auf den anderen ist er stumm und muss sich neu zurechtfinden in einer Welt, die ihm fei...