..and in bad ones

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Gabriel

Ich bin tatsächlich so blöd gewesen, auf sie reinzufallen! Ich meine, wann bitte hat Hel jemals etwas anderes als eine Mail geschickt, um mich zu holen – oder, um mich zu treffen?

Noch nie! Tja, und jetzt sind da diese Jungen in der Gasse, die sich die größte Mühe geben, mich zu Brei zu schlagen. Toll.

Irgendwie muss ich diese Situationen wohl doch anziehen. Rick macht sich also nicht umsonst Sorgen. Tja, wenn ich wieder nach Hause komme, wird er mir eine ordentliche Standpauke halten. Ich hoffe, diesmal stecken sie mich wenigstens nicht in eine Mülltonne. Ich hoffe, ich komme wieder lebend nach Hause. Oh Gott, hab ich eine Angst!

Als ich wieder zu mir komme, sind meine Hände an das Rohr gebunden, als würde ich beten. Scheiße. Also haben sie beschlossen, mich diesmal nicht gehen zu lassen. Von der verkrampften Haltung tun meine Schultern jetzt schon wahnsinnig weh. Ob sie wohl weg sind, und mich einfach hiergelassen haben?

Nein, eher nicht. Dann hätten sie sich nicht die Mühe gemacht, mich hier festzubinden.

„Frage dich nie, warum etwas so ist, du erhältst nie die Antwort, die du hören willst."

Grandpa hat echt schlaue Sätze drauf, wenn er mal da ist und uns auch zuhört. Auf eine verdrehte Art und Weise hat er uns alle schrecklich lieb, das weiß ich. Aber würde es ihm wohl etwas ausmachen, das auch mal hin und wieder zu zeigen?

Naja, jedenfalls befolge ich seinen Rat vorerst mal, und frage mich nicht, warum diese Typen es auf mich abgesehen haben. Aber das zum Einen eigentlich nur, weil mir der Schädel brummt wie sonst was, und weil ich zum Zweiten die Antwort wahrscheinlich kenne: Hel.

Tue, 26 June 2008

Jeff ist wahnsinnig stolz auf sich. Er ist heute gekommen, gemeinsam mit seinen Kumpanen. In diesem Blechverschlag ist es inzwischen schon so heiß, dass ich mich fühle, als müsste mir das Blut unter der Haut kochen. Ich weiß, dass ich zu viel Flüssigkeit verliere, es dreht sich schon alles. Und das war schon so, bevor Mr. Supercool hier angekommen ist, und angefangen hat, mir einen Vortrag darüber zu halten, wie wertlos ich sei, dass es nur sein Recht sei, mich hier einzusperren, weil ich mich - Wunder über Wunder – an seinem Mädchen vergriffen hätte. Er so was aber nicht dulde und mir deswegen eine Lektion erteilen will. Die sich gewaschen hat.

Seine Minions applaudieren ihm für die untypisch eloquente Ausdrucksweise. Es klingt, als hätte er in den Fachbüchern seines Vaters gewühlt.

Ich weiß, was jetzt kommt. Schnell genug sind zwei von ihnen bei mir und halten mich aufrecht. Jeff ist größer und stärker als ich. Der Schlag in den Magen lässt mich zusammensacken. Galle steigt in meiner Speiseröhre auf und drängt an die Oberfläche. Jeff, der offensichtlich Spaß daran hat, einen Schwächeren zu schlagen, haut gleich noch mal zu, sobald mich seine Handlanger wieder hochgezogen haben. Ich kann nicht anders als zu keuchen.

Zum ersten Mal wird mir klar, dass ich geliefert bin, wenn niemand erfährt, dass ich hier bin. Jeff ist unvernünftig genug, mich zu Tode prügeln zu wollen und seine Kumpane sind zu blöd, um ihn daran zu hindern. Im Gegenteil, in ihren Augen sehe ich etwas, das Heldenverehrung nahekommt. Das macht sie für mich ungleich gefährlicher. Wenn sie dem Beispiel ihres großen Vorbilds folgen wollen, erwarten mich Schläge, sobald einer von ihnen hier auftaucht.

Ich kann nichts dagegen tun, bin ihnen hilflos ausgeliefert.

Gabriel

Die Welt ist zu einem winzigen Punkt aus Schmerz zusammengeschmolzen. Ich kann nicht mehr, mir tut alles weh. Jemand hebt meinen Kopf an und flüstert etwas, aber die Worte dringen nicht zu mir durch. Etwas Kühles berührt meine Lippen, gleich darauf fließt ein wenig Wasser in meinen Mund. Es tut so weh, dass ich mich zwingen muss, die Lippen offen zu halten. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich das letzte Mal etwas zu trinken bekommen habe. Die Hand bewegt sich und unwillkürlich kommt ein Stöhnen aus meinem Mund. Mein Helfer erschrickt, und mein Kopf schlägt hart auf dem kahlen Boden auf. Die Dunkelheit ist gnädig genug, mich willkommen zu heißen.

time.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt