ad (in)finitum

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Rick

„Wie geht es ihm?"

Ich treffe Hel auf dem Gang, offenbar gerade auf dem Weg zu meinem Bruder. Ich kenne sie jetzt schon besser, immerhin ist sie nicht erst seit gestern seine Freundin - aber ich nehme es ihr trotzdem übel, dass sie der Grund für die Entführung meines Bruders war. Ich weiß allerdings auch, dass es nicht ihre Schuld ist, also werde ich ihr ein wenig grollen, um meinem Gewissen Genüge zu tun und dann werde ich sie einfach nur mögen, weil sie trotz allem dafür sorgt, dass Gabe glücklich ist.

„Es geht. Sie haben ihm ein paar Rippen gebrochen und seinen Arm mussten sie neu eingipsen. Seinen Rücken hast du ja gesehen. Die Haut an den Gelenken ist aufgescheuert und die Leber angerissen - das war zum Glück erst bei seinem Sturz vorhin. Aber es liegen keine schwerwiegenden inneren Verletzungen vor, was pures Glück ist, wenn man bedenkt, wie sie ihn behandelt haben."

Ich balle die Fäuste. Diesmal werden diejenigen bezahlen, die meinen Bruder so zugerichtet haben.

Als ich in sein Zimmer komme, hat er ein verträumtes Lächeln auf seinen Lippen. Es sieht so sanft aus, so frei und glücklich, dass ich nicht anders kann, als zurück zu lächeln. Es ist schon viel zu lang her.

Wann habe ich meinen Bruder das letzte Mal so glücklich gesehen?

Es ist erschreckend, dass ich mich nicht erinnern kann.

Ich beschließe, meine Rachegelüste ruhen zu lassen. Sie haben bisher keinem was gebracht. Ich habe dabei die wichtigste Person von allen vernachlässigt: Meinen Bruder. Ich werde mich zusammenreiße und es sein lassen.

Hauptsache, er ist glücklich.


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