6. Kapitel: Memories

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Als der Schlaf mich endlich überwältigte spürte ich erst einmal nichts, all meine Gedanken drehten sich um Damon, doch dann kam alles zurück. Meine ersten Erinnerungen waren die an meine Mutter, ich war klein, höchstens 5 Jahre alt und saß auf dem Boden. Das Puppenhaus vor mir war randvoll mit Barbies, aus der Küche konnte ich einen Streit hören, damals wusste ich nicht, worüber sie redeten, aber nun konnte ich das Gespräch Revue passieren lassen:

„Es ist nicht mein Kind, Sally, wenn du willst, dass ich mich um ein Kind kümmere, das nicht von mir ist, sag mir wenigstens von wem dieses Kind ist! Mit wem hast du mich betrogen?", die Stimme meines Vaters, das heißt offenbar war er ja nicht mein Vater, war gefährlich leise geworden. „Bitte, Jack, sie ist deine Tochter! Du hast sie 5 Jahre lang groß gezogen, du bist ihr Vater und sonst niemand!" „Nur, dass Kelly nicht von mir ist! Von wem ist sie?!" „Von Mark.", knickte meine Mutter schließlich ein und ich sah nur noch wie mein Vater nach draußen stürmte und nach seinem besten Freund schrie. Dann verschwand die Erinnerung und ich sprang zu meinem 20. Geburtstag.

„Hey, meine Kleine, alles Gute zu deinem Geburtstag! Denk an dein Versprechen mich zu verwandeln." Fremde Lippen trafen auf meine, es fühlte sich falsch an, denn es waren nicht Damons Lippen. „Du weißt doch, wir bleiben für immer zusammen, Martin.", ich hörte meine Stimme, wusste, dass diese Worte aus meinem Mund gekommen waren, doch es war mein altes Ich. Ich war nicht mehr sie. Meine Intuition sagte mir, ich würde ihn nicht verwandeln, auch wenn ich es noch nicht gesehen hatte. Die nächsten paar Jahre verliefen ineinander, ich wusste was geschah auch wenn ich es nicht mehr so deutlich sah, wie die Erinnerungen zuvor. Dann passierte es, die Nacht in der Sebastian Kort mich fand. Ich lebte jetzt seit etwas mehr als 30 Jahren, sah jedoch noch immer aus wie 20, hatte Martin verlassen, weil er nur noch die Unsterblichkeit wollte und mich dabei völlig vergaß. Seit 5 Jahren wohnte ich in New York und fühlte mich seit Monaten verfolgt in einem Nachtclub hatte er sich an mich rangemacht und mir etwas in den Drink getan. Ich war zwar unsterblich, doch Betäubungsmittel wirkten bei mir genauso wie bei den Menschen.

Panik stieg in mir auf, als ich auf meinem Metalltisch aufwachte, Hände und Beine gefesselt. Mein Kopf flog von einer Seite zur anderen, dunkle, alte Mauern umgaben mich, ein schmaler Lichtstreifen wurde an die Wand geworfen. Kaum zu erkennen und dennoch strahlend hell in diesem dunklen Keller. Das Zeitgefühl ließ mich im Stich, ich wusste nicht mehr, ob es Tag war oder Nacht. Der schmale Lichtstreifen war dunkel geworden, aber es war nicht diese nächtliche Dunkelheit, es war, als hätte jemand ein schwarzes Stück Stoff davor gehängt um mir auch meine letzte Orientierung zu nehmen. Die einzigen Geräusche, die an mein Ohr drangen waren die Ketten, die über das Metall rutschten und mein wild klopfendes Herz, das so schien es mir, alles andere übertönte.

Tage vergingen bis sich zum ersten Mal die Tür öffnete, ich versuchte meinen Kopf zu heben, doch aus unerfindlichen Gründen konnte ich ihn bloß zur Seite drehen. „Du bist wach.", stellte eine tiefe Männerstimme fest. Mein Hals war trocken, so brachte ich nur ein kehliges Krächzen heraus, mir fehlte Blut. „Bemüh dich nicht, ich habe dich austrocknen lassen." In meinem Mund sammelte sich etwas Spucke, die ich versuchte zu schlucken, doch anstatt etwas Besserung trat ein noch heftigeres Kratzen ein. Es war als würde Sandpapier meine Kehle hinunter laufen. „Wer sind Sie?" „Mein Name ist Sebastian Kort, aber nenn mich ruhig Sebastian, wir werden eine Menge Zeit miteinander verbringen, Kelly und bevor du fragst, ich möchte dich studieren. Du bist unsterblich, so viel weiß ich, den Sturz vom Dach hätte niemand überleben können." *Sturz vom Dach?! Das ist über 7 Jahre her! Wie lange beobachtete mich dieser Kerl schon?!* Die Panik ließ meine Gedanken sich überschlagen. „Ich beobachte dich seit diesem Tag, ich war nur zufällig vorbeigekommen, aber ich wusste, es kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Du bist übernatürlich, Kelly, und ich will wissen, wie das möglich ist! Seit fast 10 Jahren hast du dich nicht mehr verändert, bist nicht gealtert, aber du bist auch nie gestorben und hast nie die Verwandlung in einen Vampir vollzogen! Du trinkst kein Blut, du kannst also kein Vampir sein, jetzt stelle ich mir jedoch die unvermeidbare Frage: Was bist du?!" Er war neben mich getreten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seine Augen waren bei seiner letzten Frage immer kleiner geworden und er funkelte mich gefährlich an. *Dieser Mann ist irre! Total durchgeknallt!* Dachte ich und versuchte die immer größer werdende Angst niederzukämpfen. „Ich wiederhole mich nicht gern, also, was bist du?!", seine Stimme klang gepresst, als würde er gleich die Beherrschung verlieren. Die Ketten waren schwer, ihr Gewicht zog meine Arme vom Tisch und ließ sie an den Seiten hilflos baumeln. Lange würde ich diese Position nicht ertragen können, irgendwann würden meine Schultern aus dem Gelenk springen und das würde wehtun. Doch im Moment hatte ich noch keine Ahnung, was das Wort ‚Schmerz' überhaupt bedeutete.

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