Ciaras/Kellys Sicht:
Die Tür öffnete sich nur langsam. Ich hatte Mühe das Geräusch überhaupt zu hören, doch mein Körper verkrampfte sich wie von selbst. „Bleib ganz ruhig!", flüsternd näherte sich jemand meiner Britsche. Eine Hand berührte mich am Arm, ich zuckte zusammen und fing an zu wimmern. *Wie verdammt schwach ich doch bin. Erbärmlich.* Ich hasste mich selbst für die Blöße, die ich mir gab. Eine Hand auf meinem Arm und ich rechnete bereits mit dem schlimmsten. „Hey, hey, sei ganz ruhig, sonst hört er uns noch.", flüsterte sie eindringlich. „Wer bist du?", meine Stimme war kratzig, seit Tagen hatte ich nichts mehr zu trinken bekommen. Meine Kehle war das reinste Sandpapier. Auch wenn ich am liebsten geschrien hätte, bekam ich dennoch nur diese 3 Worte heraus. „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin's Selina." Mein Bauch zog sich zusammen, die Arme und Beine wurden taub, alles in mir wollte vor dem kommenden Schmerz davonlaufen. Allein die Erinnerung an die letzte Wochen in denen sie mich eiskalt aufgeschnitten und manchmal auch nur zum Spaß gefoltert hatte, trieben mir Tränen in die Augen. „Ich will dich hier raus bringen!" *Was für ein krankes Spiel ist das? Mich hier raus bringen? Sie war die Hauptrolle in meinem Alptraum! Durch sie hatte ich mehr Schmerzen erlebt als durch Kort die ganzen Jahre. Sie war das eigentliche Monster!* „Ich weiß, du hast keinen Grund mir zu vertrauen, aber ich bitte dich, tu es trotzdem!" „Wieso?" „Wieso du mir vertrauen solltest oder wieso ich dich hier raus bringe?" Ich schwieg, was ihr als Antwort genügte und auf beide fragen antwortete. „Ich höre dich jede Nacht schreien, bei jeder Operation, selbst dein Schlaf wird durch Alpträume gestört! Das ist mir zu viel, ich kann dich nicht mehr leiden hören, vertrau auf mein Gewissen." *Gewissen? Das ich nicht lache! Das ist doch ein Fremdwort für dich! du solltest keine Wörter benutzen, die du nicht verstehst! Du bist eiskalt, du hast mich tausend Mal ‚behandelt' und einfach ohne erkennbaren Grund – außer vielleicht deinem persönlichen Vergnügen – gefoltert und verstümmelt!* All das wollte ich ihr ins Gesicht schreien, doch meine Lippen bewegten sich nicht. Mein Blick war weiterhin starr auf das Dunkel über mir gerichtet. Alles war wie immer. Das absolute Fehlen von Licht, der abgestandene Geruch nach Angst und Schweiß in der Luft, die ungewöhnliche Stille, die ich nur sehr selten zu hören bekam.
„Na los, komm schon. Ich bring dich hier raus!" „Nein." Ein Wort. Ein Wort, das mein Herz schneller schlagen ließ. Ein kleines, gepresstes Wort, dass Selina völlig aus dem Konzept brachte. *Was glaubst du denn, du kleine Schlampe? Das ich jetzt aufstehe, mit dir hier raus spaziere, deine Freundin werde und dir alles vergebe? Wie vergiftet ist deine Psyche eigentlich? Für wie dämlich hältst du mich, dass ich dir vertrauen könnte!? Du lässt mich gehen? Eher treffe ich auf den Weihnachtsmann!* Dachte ich verbittert. „Nein?!", die Vorsicht war vergessen, ihre Stimme klang schrill und ernsthaft schockiert. „Ich riskiere hier mein Leben, um hier her zu kommen und dich ohne Erlaubnis von Sebastian freizulassen und du sagt ‚Nein'?" Ein stummes Nicken meinerseits und sie verließ mit schnellen Schritten das Verließ und überließ mich weiterhin der Einsamkeit.
In den nächsten Tagen war sie wieder die alte kaltblütige Sadistin. Kaum hatte Kort die Tür geöffnet; schon folge sie ihm in den kleinen modrigen raum um zu assistieren und ihr Lebenswerk fortzuführen.
„Also bis jetzt ist mir nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Dein Körper funktioniert wie jeder andere auch. Physisch gibt es keinen Unterschied zu uns Menschen, wenn man von dem Nachwachsen der Organe und dem Heilen der Wunden mal absieht. Aber dein Blut gibt mir immer noch Rätsel auf. Es weist seltsame Anomalien auf, die definitiv nicht natürlich sind. Selbst das Vampirblut mit dem ich es verglichen habe weist nicht solche Abnormalitäten auf wie das Deine. Also, wozu ist es gut?" Korts Monolog endete kurz vor meiner Nasenspitze. Er hatte sich immer weiter in mein Sichtfeld geschoben, bis ich seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. *Widerlich.* Seine Augen bohrten sich in meine und ich suchte verzweifelt nach einem winzigen Funken Menschlichkeit in ihm.
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Schattenmensch
Fantasy© Cover by DamonsFirstGirl (Mir) Klappentext: Er konnte sie hören, wie sie schrie. sie rief nach ihm. Ihre Schmerzen mussten unerträglich sein! Da war es wieder, dieses Stöhnen, dieses Röcheln nach Luft. Was taten sie mit ihr?! Warum ließen sie ihn...