5. Kapitel

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Den ganzen Tag über streife ich durch den Wald. Für ein Frühlingstag ist es noch relativ kalt, aber die Kälte ist das, was mich am wenigsten stört. Als ich mich auf einen kalten Stein nahe des Sees setze, fängt es an zu regnen. Erst fallen kleine Tropfen auf den Boden, dann werden sie größer. Ein Unwetter bahnt sich über mir auf. 'Ich muss zurück' denke ich, während ich in Gedanken das Wetter verfluche. Ich renne durch den Wald. Nach einer halben Stunde bleibe ich stehen und stütze mich an einem Baum ab. Langsam gehe ich weiter.Ich bin auf meine Knochen durchnässt. Die Nässe zieht meine Energie aus dem Körper und so setzte ich immer langsamer einen Fuß vor den anderen. Das Laub vom vorigen Herbst knirscht wegen der Nässe nicht mehr unter meinen Füßen. Als ich den Waldrand erreiche, höre ich ein Summen, welches mir verrät, das der Zaun unter Strom steht. Eigentlich sollte die Grenze zum Wald abgeschafft werden, doch jetzt hat sich die Maßnahme nur noch verstärkt. Wenn ich den Zaun auch nur berühre würde ich einen solchen Stromschlag bekommen, das ich für ein paar Stunden weg wäre. Doch dann fällt mir etwas ein.
Vor einigen Jahren hatte ich von einem Friedenswächter auf geschnappt, das der Zaun jede Stunde ca. 10 Sekunden ausgeschlatet ist, da er sich neu regenerieren müsse.
Also beschließe ich zu warten. Ich setzte mich ins Gras und warte, auf die kommende Stille, welche mir verraten soll, das der Zaun abgeschaltet ist.
Gefühlte Stunden sitzte ich da, bis das Summen plötzlich verstummt. Sofort bin ich auf den Beinen und schlüpfe durch die Drähte, sobald ich auf der anderen Seite bin, fängt das Summen wieder an. Keine Sekunde zu früh.
Ich laufe die letzten Meter zu meinem Haus, schließe es auf und betrete die Wärme. Nachdem ich oben bin, fange ich an ein paar Hosen und T-shirts in meine Tasche zu packen. Haymitch hatte uns zwar nicht gesagt, wie lange wir im Kapitol bleiben würden, aber ich vermute, das das von Paylor abhänig ist. Außerdem gab es die letzten Male im Zug immer genügend Kleidungsstücke.
Als ich fertig gepackt habe, gehe ich unter die Dusche und wasche mich. Nachdem ich fertig bin, dämmert es bereits. Ich Laufe nach unten, schneide mir eine Brotscheibe ab und esse sie. Seit Prims Tot, esse ich jeden Tag um die 4 Scheiben. Das ist wie eine Routine für mich geworden. Bei den Gedanken an Prim bilden sich Tränen und ich fange an zu schluchzen. Aber ich kann mir jetzt keine Schuldgefühle vorwerfen, nicht jetzt. Ich muss stark bleiben, so wie früher. Vor ihrem Tot, vor Prims Tot.
Ich schlucke den den letzten bissen herunter und setzte mich auf das Sofa. Meine Finger fahren über den weichen Stoff. Nach ein paar Minuten schalte ich den Fernseher ein. Es kommt wie immer das übliche. Ceaser Flickerman erzählt nur belangloses. Ich höre schon fast nicht mehr zu, doch als ich "Katniss Everdeen" höre, setzte ich mich auf und schaue gebannt auf den Fernseher. "Katniss Everdeen, das Mädchen, das in Flammen steht hat wie wir alle wissen, ihr Baby verloren. Doch die geplante Hochzeit, die wegen des Jubel Jubiläums nicht statt finden konnte, wird vielleicht noch wiederholt. Wir halten sie auf den Laufenden." Er wechselt das Thema. Die Hochzeit, nach der Rebellion hatte ich sie fast vergessen. Peeta heiraten? Ich liebe ihn, das wird mir immer mehr bewusst, aber ich bin für ihn nur eine vom Kapitol erschaffene Mutation. Aber wie er in der letzten Nacht bei mir war, liegt ihm etwas an mir. Oder? Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, das es zu keiner gezwungenen Hochzeit kommen muss. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

Die Tribute Von Panem • Tödliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt