7. Kapitel

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Wir fahren jetzt schon eine Weile. Ich sitze immer noch auf dem Bett und starre die gegenüberliegende Tür an. Haymitch kam vorhin herein und hat mich gefragt, ob ich etwas essen wolle. In habe seine Frage verneint.
Ich stehe auf, verlasse mein Abteil und gehe in den Hinteren Teil des Zuges. Ein riesiges Panoranafenster gibt mir die Sicht auf einen dichten Laubwald. Wie viel würde ich geben um jetzt dort jagen zu gehen.
Lange schaue ich mir die Landschaft zwischen den verschiedenen Distrikten an. Die Sonne geht langsam unter und der Himmel verwandelt sich in ein wunderschönes Farbspiel. Plötzlich geht die Tür hinter mir auf. "Katniss?" Ich drehe mich um und schaue in seine blauen Augen. "Du musst etwas essen." Er hat recht. Ich habe heute noch nichts gegessen. Ich schüttel den Kopf. "Ich habe keinen Hunger." "Was ist nur in letzter Zeit mit los? Ich mache mir Sorgen um dich." Verlegen schaue ich zu Boden. Was los mit mir ist? Ich weiß es selbst nicht. Wahrscheinlich liegt es an Prims Tot. Ich werde sie nie wieder sehen. Sie war die Person in meinem Leben, die selbst die dunkelsten Tage erhellte. Ich vermisse sie von Tag zu Tag mehr. Es bilden sich Tränen, ich kann sie nicht zurück halten. Wo ist nur die alte starke Katniss?
"Prim?" fragt Peeta flüsternd. Ich nicke. Er setzt sich neben mich auf das Sofa. "Es ist ok." Peeta nimmt mich in den arm. Nichts ist ok. Ich habe sie verloren. Ich fange an zu schluchzen.
Wir sitzen hier jetzt schon eine Weile. Ich in Peetas starken Armen. Ich denke nicht einmal daran mich von ihm zu lösen. Es tut gut nach Wochen wieder jemanden zu haben. Ich brauche ihn! "Peeta?" Schweigen. Ich nehme das mal als Ja. "Danke." Als Antwort drückt er mich noch fester an sich und vergräbt seine Hand in meinen Haaren. Irgendwann schlafe ich ein.

Als ich aufwache liege ich in meinem Abteil. Keine Albträume.  Die Tür geht auf. "Katniss?" Es ist Peeta. "Willst du etwas essen?" Nein, will ich nicht. Ihm zuliebe stehe ich allerdings auf und gehe mit Peeta in den Speisewagen. Eine riesiger gedeckter Frühstückstisch steht prachtvoll im Raum, an welchem Haymitch sitzt und genüsslich sein Essen isst. Peeta setzt sich ihm gegenüber, ich mich neben ihn. "Katniss." Haymitch schaut auf. "Du lässt dich also doch auch mal blicken." Genervt schaue ich ihn an und widme mich dann Peeta. "Wie geht es deinem Rücken?" fragt er. Ich zucke mit den Schultern. "Besser, schätze ich." Ein Stich in meinem Herz als ich in seine saphirblauen Augen schaue. Verwirrt richte ich meinen Blick auf den Boden. "Die Bombe hat mich schließlich nicht getroffen." Nein, mich hat sie nicht getroffen. Sie hat den wundervollsten und zugleich unschuldigsten Menschen Panems getroffen. Prim.

Peeta und Haymitch machen sich über das Frühstück her. Ab und zu schaut Peeta zu mir. Beim gefühlt 100. Mal fragt er: "Katniss, du musst etwas essen." "Er hat Recht, Süße." "Ich habe keinen Hunger." sage ich und verlasse den Speisewagen, während ich seine Blicke im Rücken spüre.
Liebt er mich? Eine einfache Frage mit einer komplizierten Antwort. Seit Stunden stelle ich sie mir, drehe dabei die ganze Zeit die Perle in meiner Hand, die mir Peeta in den 75. Hungerspielen geschenkt hat. Ich muss etwas machen. Dieser Zug macht mich verrückt. Ich weiß, das ich nicht raus kann, dieses Gefühl zerreißt mein ich. Zumindestens das, was noch übrig geblieben ist.
Es muss später Nachmittag sein, als ich aufstehe und dusche. Anschließend lege ich mich ins Bett und schlafe innerhalb von wenigen Sekunden ein.






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