9. Kapitel

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Ich werde durch eine Stimme wach. "Es ist nichts Schlimmes, sie hatte nur einen Schock, da sie die Sachen mit dem Krieg und den Hungerspielen nicht sehr gut verarbeitet. Es sollte jemand bei ihr sein." Langsam öffne ich meine Augen und schaue in die fraglich Richtung, aus der die Stimme kommt. Peeta redet mit einem Arzt, vermutlich einem Kapitolarzt.
Als er sieht, das ich wach bin nimmt er meine Hand in seine und drückt sie leicht.
"Katniss." flüstert er fürsorglich. "Ich habe mir Sorgen gemacht."
Der Kapitolarzt sagt noch:"Gute Besserung, Mrs. Everdeen." bevor er den Raum verlässt und Peeta und mich alleine lässt.
Erst jetzt bemerke ich, das wir im Trainingscenter sind und mir wird übel. Aber ich reiße mich zusammen und bringe ein Lächeln zustande. "Peeta, ich..." weiter komme ich nicht, meine Stimme bricht und mein Hals fühlt sich plötzlich unfassbar trocken an. Als könnte er meine Gedanken lesen, sagt er: "Ich bringe dir etwas zu trinken." Er gibt mir ein Kuss auf die Stirn und verlässt den Raum.
Ich stehe langsam auf und gehe wankend ins Bad. Im Spiegel betrachte ich mein ziemlich mitgenommenes Gesicht. Ich sehe schrecklich aus. Tiefe Augenringe kann man deutlich unter meinen Augen sehen, meine Lippen sind trocken und meine Haare könnte ich auch mal wieder kämmen.
Ich verlasse das Bad wieder. Als ich durch dem Raum zum Bett laufe, wird mir wieder schwindelig und ich muss ich am Kamin festhalten. Mein Magen fühlt sich schmerzhaftig leer an und mein Kopf pocht.
Plötzlich geht die Tür auf und Peeta kommt ins Zimmer. Seine Augen sind rot und er guckt sich wütend im Zimmer um. Er hat doch nicht etwa einen Anfall. Mein Gedanke bestätigt sich allerdings im nächsten Augenblick, als er mich erblickt und auf mich zugestürmt kommt. Er reißt mich unvorsichtig von dem Kamin weg auf den Boden, drückt meine Hand unter seinem Fuß auf den Boden, so wie es Clove getan hat. Es tut verdammt weh und die Angst steigt in mir hoch. "Sieh mich an, bitte!" flehe ich. "Das bist nicht du, Peeta." Ich versuche ihn mit meinen Worten irgendwie zu besänftigen, aber es klappt nicht. Als Antwort landet seine Faust in meinem Gesicht. Ich spüre wie das warme Blut aus meiner Nase, mein Gesicht herunterläuft und ich bin zu schwach um mich zu wehren. Tränen tropfen auf den Boden, ich schließe meine Augen und warte auf den Schlag, den ich erwarte, aber es kommt keiner. Stattdessen wird der Griff um meine rechte Hand lockerer und schließlich steht Peeta auf und guckt schockierend auf seine Hände, wo das Blut aus meiner Nase klebt. "Katniss, ich..." Da ich immer noch auf dem Boden liege, stehe ich auf und blicke ihn unschlüssig an.
"Oh mein Gott, Katniss." Jetzt ist er derjenige, der anfägt zu weinen. "Ich, es..." "Das warst nicht du, es... Es ist ok" versuche ich ihn zu beruhigen, aber an meiner zitterigen Stimme kann man die mitschwingende Angst raushören. "Ich, ...du musst verarztet werden." Er geht ins Bad und bringt einen Erste-Hilfe-Koffer mit. Der Koffer ist silbern und hat in der Mitte ein Kreuz. Peeta stellt ihn auf das Bett und öffnet ihn mit einem leisen Klicken. "Peeta, du musst das nicht tun. Ich kann..." "Shh." kommt von ihm nur als Antwort , dabei guckt er konzentriert in den Koffer, um das richtige für mich zu finden. Ich merke, das er von Medizin keine Ahnung hat, wie Gale. Ich kann nicht anderes ich muss ihn einfach mit ihm vergleichen. Unwillig muss ich jetzt an Prim denken, die die geborene Ärztin war.
Nach einigen Sekunden nimmt Peeta einen kleinen Verband aus dem Koffer. Was hat er denn damit vor? Von allen Sachen, die in den Koffer sind, wäre das hier das letzte, was ich gegen eine blutende Nase nehmen würde.
Aber ich lasse ihn und sage nichts. Er tupft schließlich mit dem Verband das Blut weg und packt dann den Koffer wieder zusammen. Zufrieden betrachtet er sein Werk. Die Art, wie er mich anguckt ist irgendwie süß und beschützend zugleich, aber ein kleiner Teil von mir vertraut ihm noch nicht ganz. Trotzdem lächel ich jetzt. "Wie viel Uhr ist es?" frage ich ihn. Durch die Panoramafenster kann ich die Sonne hinter den Kapitolhäusern untergehen sehen. Ich tippe auf späten Nachmittag.
"Sechs oder Sieben." sagt er schulterzuckend. "Effie ist vorhin angekommen, sie hat jetzt eine grüne Perücke, sie meint das wäre der neue Trend." Ich lache und seit langem, ist es ein echter. "Hast du Lust auf das Dach zu gehen?" Das Dach. Bevor es in die Arena ging, war das Dach eines der wenigen Orte hier im Kapitol, den ich nicht verabscheute. "Warum nicht." antworte ich nur knapp und leider klingt es gelangweilt.

Als wir in den Teil mit den Windspielen gehen, nehme ich Peeta's Hand in meine und lege meinen Kopf auf seine Schultern. Ich will diesen Moment ausklingen lassen, endlich mal wieder glücklich sein. Jemanden bei mir haben, dem ich vertraue und die ganzen schlimmen Erinnerungen hinter mir lassen. Deshalb löse ich meine Hand aus seiner und ziehe in in eine Umarmung.

Die Tribute Von Panem • Tödliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt