Kapitel 4

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~Aber diesemal war es anders. Diesesmal hielt mich jemand fest, diesesmal beschützte mich jemand und dass obwohl wir uns erst seit 2 Tagen kannten... ~

Mahir

Die Tatsache , dass ich nicht mehr alleine bin, machte mich so glücklich, dass ich zum ersten Mal wieder lächeln konnte.
Wieder explodierte eine Bombe, worauf ich Samira etwas fester umarmte. Sie hatte Angst und zitterte am ganzen Körper richtig stark, was ich verstehen konnte .

Früher hatte ich vor nichts und niemandem Angst. Verteidigen konnte ich mich und Azmir war immer bei mir.

Ich muss Samira zu dieser Darin bringen und am Besten unversehrt . Man hörte nur noch einige Schüsse, jedoch waren sie weiter entfernt , weshalb wir vorsichtig weiter gingen. Wann wird dieser Krieg nur endlich aufhören ?
Wieder hörte man Bomben explodieren.
Unsere Schritte wurden immer schneller und schneller .

Man konnte Samira die Bersorgnis um Darin ansehen. Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Ich selbst weiß auch , seitdem ich Azmir verloren habe, wie sich der Schmerz anfühlt, wenn man eine Person verliert, die einem sehr wichtig ist. Ich konnte hören , wie die Schüsse immer lauter wurden, was bedeutet, dass sie immer näher kommen. Das sagte ich auch Samira. "Es wäre besser, einen anderen Weg zu nehmen .", fügte ich noch hinzu, worauf sie nickte. "Hier entlang .", meinte sie und wir bogen in eine andere Straße ab . Eine Bombe explodierte in der Nähe , weshalb wir wieder etwas schneller rannten. Fast wäre Samira über einen Stein gestolpert , doch ich hielt sie noch in der letzten Sekunde fest. "Danke.", bedankte sie sich. Wieder hörte man laute Schüsse hinter uns. Ich hielt ihre Hand fest und wir rannten weiter. Mein Puls beschleunigte sich aus Angst. Wenn ich vielleicht Samira nicht kennengelernt hätte, hätte ich keine so große Angst vor dem Tod, doch jetzt fühlte ich mich auch für ihr Leben verantwortlich und dazu verpflichtet sie zu beschützen und zu Darin zu bringen. Ich nehme mal an , Darin ist ihre Schwester, da sie ja meinte, sie sei erst 9.

"Ich habe da jemanden gesehen!", hörte ich plötzlich eine Männetstimme rufen. Meinen sie uns?
"Da sind sie!", hörte ich hinter mir einen Mann. Mit der Waffe zeigte er auf uns, doch bevor er schießen konnte, zog ich Samira mit mir in eine andere Gasse. Wir rannten so schnell wir konnten weiter, doch mir war bewusst, das wir so nicht weiterkommen würden. Ein Versteck wäre gut. Nachdem wir in eine weitere Gasse abgebogen sind, suchte ich nach einem Versteck, wozu sich am besten Trümmer eines Hochhauses eigneten . Sofort versteckten wir und hinter diesen . Schüsse konnte man immer noch hören , welche immer lauter wurden. Vorsichtig sah ich mit Herzrasen nach, ob die Männer hier waren, und versteckte mich gleich wieder, als ich Stimmen hörte.
Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee , hier eine Bombe zu legen.
"Wo sind sie hin?", fragte der Eine. Aus Angst entdeckt zu werden , hielt ich meinen Atem an.
Samira zitterte und krallte sich an mein Oberteil fest. "Ich glaube sie sind da lang gegangen!" , antwortete ein Anderer und sie rannten weg. Wir wagten noch nicht auf zu stehen und warteten erst mal ab. In der Ferne konnte man wieder eine Bombe hören.

Mir fällt gerade auf, dass es echt komisch ist, dass sie jetzt schon früh am Morgen schießen. Am Anfang wussten sie ja auch nicht von unserem Dasein bescheid, was heißen muss, dass dort auch Andere waren.

Nachdem mehrere Minuten vergangen waren und ich mir wirklich sicher war, dass die Männer nicht mehr in der Nähe waren, sagte ich, dass wir gehen können. Samira ließ sofort mein Oberteil los , da sie anscheinend erst jetzt bemerkte, dass sie sich daran festgekrallt hatte, und entfernte sich etwas von mir. "T-Tut mir leid.", murmelte sie und sah leicht beschämt auf den Boden. Ich grinste leicht . "Passt schon.", meinte ich und stand schließlich auf. Ihr hielt ich meine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch sie nahm sie nicht und stand von selbst auf. "Wir sollten uns beeilen.", sagte sie , worauf ich nickte.

Wachsam liefen wir weiter. Gott sei Dank wurden wir nicht noch einmal von jemandem erwischt.
"Darin?", fragte Samira auf einmal und suchte nach jemandem . Ich suchte mit meinen Augen ebenfalls nach einer 9 Jährigen , doch fand niemanden. Erneut sagte Samira den Namen ihrer Schwester und wurde immer panischer . Sie suchte überall wie eine verrückte und sagte wieder und wieder Darins Namen.
"Hey, beruhige dich. Sie ist bestimmt hier irgendwo.", meinte ich aufmunternd , jedoch zweifelte ich selbst daran. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Männer entführt haben ist groß. "Ich soll mich beruhigen ?", schrie sie mich mit Tränen in den Augen an, "Verdammt, sie ist erst 9! Wo ist sie?! Darin! Darin, sag etwas!!!" Tränen liefen ihr über das Gesicht. "Samira, bleib ruhig.", sagte ich , da uns jemand finden könnte , wenn sie so laut ist. Ihre Panik konnte ich schon verstehen, doch , wenn sie nicht leise ist, werden wir wieder entdeckt. Ich sah mich weiter um, doch hier war einfach niemand . "Sind wir hier überhaupt richtig?", fragte ich sie vorsichtshalber . "Ja das sind wir! ", antwortete sie und wischte sich die Tränen weg, "und sag mir nicht , dass ich mich beruhigen soll, wenn meine Schwester verschwunden ist! Weißt du denn überhaupt wie es sich anfühlt Familienmitglieder zu verlieren ?" Sie wurde sehr wütend. Aber warum? Ich habe ihr doch nur gesagt, dass sie sich beruhigen soll. "Vielleicht ist Darin ja in der Nähe. Es bringt dir nichts , dich auf zu regen.", sagte ich ihr in einem ruhigen Ton und sah mich weiter um, ob jemand  in der Nähe ist. "Sie ist nicht hier , Mahir! Diese ... Diese Monster haben sie bestimmt umgebracht und ich konnte das nicht verhindern! Ich bin so eine schlechte Schwester!" Erneut brach sie in Tränen aus und ließ sich auf den Boden fallen. Sie schluchzte laut und murmelte immer wieder , dass sie Schuld an ihrem Tod sei. "Gib dir nicht die Schuld dafür.", meinte ich und kniete mich zu ihr hinunter, doch sie schüttelte nur ihren Kopf. "Rechne nicht mit dem Schlimmsten und beruhige dich, Okay?", sagte ich und sah sie bemitleidend an . Es macht mich irgendwie selbst traurig , sie so zu sehen. "Hör auf mir zu sagen, dass ich mich beruhigen soll!", schrie sie mich an, "Du , Du hast doch keine Ahnung wie es ist , wenn du deine Schwester verlierst und sie bestimmt tot ist!" Ich schwieg. "Verdammt, wäre ich doch nicht zu diesem Supermarkt gegangen und bei Darin geblieben!", fuhr sie fort, "Meine ganze Familie ist tot und ich konnte es nicht verhindern ! Weißt du wie sehr das weh tut, huh?" "Samira, bitte be-" "Sag mir nicht , dass ich mich beruhigen soll, wenn du diesen Schmerz nicht kennst!",schrie sie mich an.

Sie hat Recht . Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt , wenn man ein Familienmitglied verliert , aber ich weiß, wie es ist, wenn dein bester Freund stirbt und jemand, der sich wie ein Vater um dich gekümmert hat. Und eigentlich waren die beiden meine Familie.



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