Kapitel 8

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~Das ist kein Leben für ein Kind, für niemanden.~

Mahir

Ich war überrascht, dass dieses Kind noch lebte. Es ist doch unmöglich, dass er die letzten zwei Jahre alleine überlebt hatte in dem Alter. Man merkte, dass er Angst vor mir hatte und mir nicht vertrauen konnte, da es ja sein könnte , dass ich zu den 'Bösen' gehöre. Woher soll man denn auch wissen, wem man vertrauen kann und wem nicht ?
Samira und der Junge trennten sich wieder.
"Wie ist dein Name?" , fragte ich den Jungen und versuchte leicht zu lächeln, damit ich ihm keine Angst machte. Er sah mich nur schweigend an. "Keine Angst , er ist nicht böse, sondern ein guter Mann." , sagte Samira mit ihrer sanften Stimme zu dem Jungen. Er wischte sich weitere Tränen weg und antwortete: "T-Tarek." "Ok, Tarek, wie hast du es denn geschafft so lange zu überleben? Gibt es hier noch andere Überlebende?", fragte ich weiter . Seine braunen Augen füllten sich wieder mit Tränen. Wer weiß, was er alles erlebt hat? "Mein Vater war bei mir.", fing er an und schluchzte. Samira umarmte ihn wieder. "Er ist vor zwei Tagen gestorben!", fuhr Tarek fort, "Außer mir hat niemand mehr überlebt.""Was ist mit deinem Geschwisterchen ?" , fragte Samira und sah das Baby an. Es hatte seine Augen geschlossen. Schlief es etwa? Sie nahm das Baby in ihre Arme und streichelte zärtlich seine Wangen. Ihr Blick jedoch wurde leicht skeptisch. Tarek fing an zu schluchzen und weinte weiter, worauf Samiras Augen sich schockiert weiteten. Was war denn los?

Ich verstehe gerade gar nichts. Leicht schüttelte Samira das Baby, welches immer noch keine Reaktion gab. Langsam fing ich an zu verstehen. Das kann doch nicht ...
Sie hielt ihr Ohr gegen den Brustkorb des Babys und sagte geschockt : "Oh Gott!" Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie hielt schockiert eine Hand vor ihrem Mund, während sie auf dem anderen Arm das Baby noch hielt. "Tarek, dein Geschwisterchen -", fing sie an, doch beendete den Satz nicht. Oh nein. Ich wusste , was das bedeutete. Der Junge antwortete : "Sie ist nicht mehr bei uns!" und weinte stärker weiter. Ich kniete mich unsicher zu ihm hinunter und legte meine Hand  auf seine Schulter .
Er wusste es. Ihm war die ganze Zeit bewusst, dass das Baby tot war, doch wollte er es nicht wahr haben. Dies kann ich nachvollziehen. Ich umarmte Tarek sanft und ließ ihn sich ausweinen. Samira sah weiterhin nur schockiert zu uns, als ihr eine Träne die Wange hinunterlief.

"Ich weiß, es tut weh.", sagte ich mit einer ruhigen Stimme zu Tarek, "Aber es wird alles wieder gut." Den letzten Satz versuchte ich etwas sicherer zu sagen, doch zweifelte selbst daran. Aber was hätte ich sonst zu einem kleinen Jungen sagen sollen? 'Dieser Schmerz wird dich ein Leben lang begleiten' ?
"Ich werde sie nie wieder sehen.", sagte er unter Tränen . "Doch, das wirst du.", entgegnete ich, "Eines Tages wirst du sie wieder sehen, aber jetzt sind sie oben bei Allah . Sie sind nicht für immer tot, sondern leben im Jenseits und in deinem Herzen weiter." Mit meinem Daumen wischte ich ihm seine Tränen weg und zwang mich leicht zu lächeln. Er nickte . "Wir werden dich in Sicherheit bringen, okay?", sagte darauf Samira ernst, "Aber dein Geschwisterchen müssen wir hier lassen."

Das erinnerte mich an den ersten Tag vom Krieg. Als ich Azmir zurück lassen musste. Mir tat es seelisch weh.

"Ok.", murmelte  Tarek traurig.
"Jetzt aber brauchen wir einen Unterschlupf. Wir sind so müde vom Laufen. Können wir hier irgendwo schlafen?", wechselte ich etwas zögerlich das Thema. Tarek sah zu mir und antwortete : "Nur noch das Zimmer von Mama und Papa ist noch da , meines und das von meiner Schwester ist kaputt." Ich sah zu Samira . Das heißt, es gibt nur ein Bett und ich würde ganz bestimmt nicht mit ihr gemeinsam darin schlafen, da sich sowas nicht gehört.

"I-Ihr könnt da schlafen.", fügte Tarek hinzu. Samira kaute nervös auf ihrer Unterlippe. "Ist hier zufällig noch irgendwo eine Matratze ?", fragte ich unsicher. Ok, höchstwahrscheinlich ist hier keine ganze Matratze mehr. Dumme Frage von mir . Also meinte ich noch : "oder noch ein Kissen und eine Decke? Ich kann auch auf dem Boden schlafen." Tarek schüttelte verneinend den Kopf. "Warum schläft ihr nicht gemeinsam wie Mama und Papa in einem Bett? Papa schlief auch nie auf dem Boden.", fragte er verwirrt. Ich grinste leicht. "Mama und Papa sind verheiratet und lieben sich. Aber diese Schwester und ich nicht." "Oh.", sagte er , doch schien es nicht wirklich zu verstehen , was ich damit meinte, "Wie heißt ihr beide eigentlich?" Oh Mann, wir haben ernsthaft vergessen unsere Namen zu erwähnen!
"Ich bin Samira.", antwortete Samira zuerst , "Und das ist Mahir." Die braunen Augen des Jungen wurden wieder glasig . "Meine Schwester hieß auch Samira.", murmelte er. Ich empfand Mitleid für ihn. Wie soll dieses Kind mit dieser Situation nur klar kommen?


Hey :) S♡ meinte ich soll schonmal diesen Kapitel veröffentlichen. Ich werde versuchen auch zu Posten wird aber schwer sein weil viele Schularbeiten bevor stehen. Ab dem 17.10 werde ich wieder Zeit haben, also sollte es wie gewohnt weitergehen. Das wars dan auch :* Bis zum nächsten mal

M♡

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