Eine noch längere Reise

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Rick PoV:
Auf dem Weg zum Flughafen hatte Steven die ganze Zeit geschlafen. Und Rick hatte ihn die ganze Zeit angesehen. Es schien, als hätten sie die Rollen getauscht. Steven wirkte so friedlich, wenn er schlief. Dieser wunderschöne Mann, der ihn geküsst hatte. Einfach geküsst. Mitten auf den Mund. In Ricks Bauch hätte ein Feuerwerk stattgefunden - wenn Steven nicht betrunken gewesen wäre. So konnte Rick nicht sicher sein, ob das nicht nur eine Bierlaune war. Vielleicht fand er das ganze im nüchternen Zustand ja regelrecht eklig?

Am Flughafen angekommen weckte er Steven sanft. "Hey, Schlafmütze, aufwachen", flüsterte er und berührte seinen Freund sanft an der Schulter. "Hm?", machte Steven und blinzelte. Dann erblickte er Rick und lächelte. "Na, wenn dich mein Anblick so freut, hab' ich 'ne gute Nachricht für dich: Du darfst ihn jetzt gleich elf Stunden lang neben dir genießen. Also los, 'raus aus dem Auto, wir müssen einchecken", sagte Rick und sprang aus dem Auto. Steven folgte ihm, wenn auch langsam. "Rick, ich glaube, ich bin immer noch nicht nüchtern", erklärte er und nahm seinen Koffer entgegen. "Dann checken wir jetzt ein und gehen erstmal etwas essen", schlug Rick vor. Steven nickte. Das war eine gute Idee.

Steve PoV:
Nach dem Essen ging es Steven merklich besser. Auch Rick sah gut aus, er strahlte eine tierische Freude aus. Bei der Erinnerung an die Szene im Auto musste auch er unwillkürlich lächeln. Es war das richtige gewesen, Rick zu küssen, eindeutig. Er fühlte sich gut damit. Bestimmt würde Rick ihn später nochmal nach diesem zweiten Kuss fragen, da er ja wieder einmal Alkohol im Blut gehabt hatte, aber dann könnte Steven ihn beruhigen. Er bereute nichts und erinnerte sich an alles.

Während sie auf's Boarding warteten, merkte Steven, wie Rick ihn immer wieder aus dem Augenwinkel ansah. "Alles okay?", fragte er deshalb. "Wenn was ist, kannst du mich auch einfach ansprechen!" Rick zögerte. Steven sah, wie er schon wieder seine Finger knetete. Er legte eine Hand darauf. "Vorsicht, wenn du so weiter machst, hast du bald 'nen Knoten dadrin", scherzte er. Rick musste grinsen. "Also?", fragte Steven noch einmal. Rick räusperte sich. "Also, wegen vorhin, im Auto...", begann Rick zögerlich. "Ja?", fragte Steven. Er hielt den Freund absichtlich hin. Als er jedoch sah, wie Rick sind wand, hatte er ein Einsehen. "Rick", sagte er und sah diesem direkt in die Augen. "Ja, ich erinnere mich an alles. Und ja, ich stehe zu dem was ich, ähm, 'gesagt' habe." Er malte die Anführungszeichen in die Luft. "Ich bin wieder relativ nüchtern und bin froh, dass ich so reagiert habe auf die Frage." Jetzt war es 'raus und Steven beobachtete den Freund und dessen Reaktion genau. Erst zog Rick laut und zischend die Luft ein. Dann weiteten sich seine Augen und sein Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an. Dann spürte Steven, wie sich Ricks Finger entspannten und ruhig unter seinen lagen. "Echt?", flüsterte er. "Ja, immer noch. Sonst würde ich hier wohl kaum so entspannt sitzen, oder?", fragte Steven. Rick grinste "Nee, stimmt." - "Na also!", erwiderte Steven und lächelte. Auch Rick musste grinsen. Er sah auf ihrer beider Hände, die sich unwillkürlich miteinander verschlungen hatten, während sie geredet hatten. "Ähm", machte er. Steven sah hinunter. Er zuckte die Schultern. "Also, mich stört's nicht", entgegnete er trocken. "Dann ist gut. Mich nämlich auch nicht", sagte Rick und klang erleichtert. Leicht drückte er Stevens Finger.

Rick PoV:
Dieses Mal bestand Rick nicht darauf, den Fensterplatz zu bekommen. Dennoch sagte Steven, als sie in ihrer Reihe angekommen waren: "nun rutsch schon durch. Ich weiß doch, wie gerne du am Fenster sitzt!" Rick grinste und tat, wie ihm geheißen. "Danke", sagte er und meinte es ehrlich.

Kurz nach dem Start drehte er sich zu Steven um. "Du, die Sache vorhin im Auto, ne?", fragte er vorsichtig. Steve zog eine Augenbraue nach oben. "Ja?" - "Ähm, könnten wir das vielleicht wiederholen?" Steven lächelte. "Wenn du willst, gerne!" Rick musste nun auch lächeln. Er beugte sich zu Steven hinüber und legte sanft seine Lippen auf die des Freundes. Der hatte die Augen geschlossen und genoss die Berührung sichtlich. Auch Rick schloss nun die Augen und legte beide Hände an Steven Schultern. Leicht bewegte er die Lippen, da spürte er plötzlich eine Zunge an seiner Unterlippe. Also nicht irgendeine, sondern Stevens. Er zögerte kurz und öffnete für eine Sekunde die Augen.

Steven sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an und Rick schloss seine wieder. Dann öffnete er leicht die Lippen und schob seine Zunge vor, bis sie Stevens berührte. Steven legte eine Hand an seine Hüfte und sorgte so dafür, dass Rick wieder Gänsehaut bekam. Ihre Zungen begannen, einander zu necken und miteinander zu spielen. Immer wieder berührten sie einander oder die Lippen des Gegenübers. Als Rick keine Luft mehr bekam, löste er sich von seinem Freund. "Das war, wow, ich meine, also...", stammelte er, nach Worten ringend. Steven grinste und leckte sich über die Lippen. "Ja, das fasst es ganz gut zusammen, denke ich", antwortete er grinsend und strich Rick über's Haar. "Apropos zusammen", sagte Rick. "Sind wir, ich meine, willst du, ich meine, wir beide, also..." - "Fabian Rieck", sagte Steven streng. "Willst du mir hier etwa einen Antrag machen?" Rick übersah das Blitzen in den Augen des anderen und rückte schnell ein Stück weg. "Nein, so habe ich das doch nicht gemeint!", rief er aus. "Alter, das war ein Scherz! Du hättest dein Gesicht sehen sollten!", lachte Steven laut los. Rick boxte ihm gegen den Arm. "Du elender Kackspast, ich hatte fast einen Herzinfarkt wegen dir!", rief er aus. Plötzlich stand eine Stewardess neben ihnen und bedeutete ihnen, leiser zu reden.
Rick rückte wieder näher an Steven heran. "Ich weiß, wie du das meintest", flüsterte Steven jetzt und hielt Ricks Hand fest, damit er ihn nicht mehr boxen konnte. "Ich weiß nicht. Ich meine, möchtest du das denn? So fest, mit Monogamie und so?" Rick verdrehte die Augen. "Nee, mit Monogamie hab' ich's nicht so", sagte er lapidar und erntete einen Knuff von Steven. "Quatsch. Klar, sonst hätt' ich ja nicht gefragt, oder?" Steven nickte.

Steve PoV:
Rick wollte mit ihm zusammen sein? Mit ihm? Zusammen? Eine Partnerschaft? War er dann schwul? "Du weißt, dass das total Pinguin ist, oder?", fragte er seinen besten Freund daher. "Klar, na und?", antwortete dieser und machte eine wegwerfende Handbewegung. Steven sah ihn an. Die blaugrauen Augen schimmerten, funkelten. Kein Zweifel regte sich in ihnen. Rick schien sich seiner Sache absolut sicher zu sein.

Steven räusperte sich. "Also, nun ja. Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Aber wir sollten vielleicht nicht sofort rumrennen und es jedem erzählen. Nur für den Fall, dass wir nach zwei Wochen in der Realität merken, dass das doch absolute Scheiße ist und wir als 'nur Freunde' besser aufgehoben sind", erklärte er sachlich. Rick nickte. "Guter Gedanke", sagte er. Dann sah er ihn zweifelnd an. "Das heißt aber, keine Bitches, is' dir schon klar, 'ne?" Steven riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. "Waaas? Keine Bitches mehr?! Scheiße, darüber hab' ich gar nicht nachgedacht!" Rick boxte ihn wieder, woraufhin Steven seine beiden Hände festhielt. "Nein, keine Bitches, ist schon klar", murmelte er dann.

Rick lächelte, dann küsste er Steven wieder. Nach einigen Sekunden ließ Steven Ricks Hände los und legte sie an seine Hüfte und in seinen Nacken. Rick hielt sich an Stevens Rücken fest. Steven streichelte über Ricks Hüfte und fuhr mit der Hand über den Rücken, während er mit der anderen Hand Ricks Nacken kraulte. Das entlockte seinem Freund einen kehligen Laut, der ihn grinsen ließ. Langsam fuhr Steves Hand wieder nach unten und schob sich dann vorsichtig unter Ricks Pullover und T-Shirt. Plötzlich löste Rick sich wieder von ihm.

"Nicht falsch verstehen, aber: Wir gehen es langsam an, oder?", fragte Rick ihn schüchtern. Steven nickte und zog seine Hand zurück. "Na klar. Logisch. Wenn ich zu schnell bin, musst du es nur sagen", antwortete Steven. Rick nickte. "Du aber auch, 'ne?", erwiderte er. "Sicher", murmelte Steven. 

Rick sah ihn liebevoll an. "Das mit der Hand war übrigens okay. Ich wollte es nur generell mal klargestellt haben", sagte er weich. Steven lächelte. Dann versanken sie wieder in einen langen Kuss. 

2 Boys 1 Kap - zwei Frösche in SüdafrikaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt