Schweiß tropfte ihm von der Stirn, als Hanabi sich gegen seine Brust lehnte. Seine Hand ließ sie dabei nicht los. Narutos Körper wurde von Schmerzwellen geschüttelt und sein Herz raste. "Nochmal... Wann wird Akatsuki das nächste mal angreifen?" Naruto schossen die Tränen in die Augen. "Ich weiß es doch nicht!" schrie er verzweifelt. Kato hielt kurz inne, sein Blick wechselte zwischen Naruto und Hanabi, bevor er "Lüge" brummte und Hanabi sich aufrichtete. Sofort griff sie nach Narutos Daumen und warf sich mit ihrem gesamten Körpergewicht dagegen. Es knackte Laut und Naruto begann erneut zu schreien. Er stampfte auf, um so irgendwie diesen Schmerz abzuschütteln. Hitzewellen schossen durch seinen Körper und das dumpfe Pulsieren in seiner Hand machte ihn wahnsinnig. "Weißt du, Naruto. Würdest du endlich kooperieren, müsste Hanabi dir nicht weh tun." Tränen liefen dem Blonden über die Wangen. In seinem Kopf drehte sich alles, das einzige, was er klar sehen konnte, war das Grinsen des kleinen Mädchens auf seinem Schoß.
"Aber ich weiß es doch wirklich nicht...." schluchzte er leise und ließ seinen Kopf kraftlos nach vorn fallen. Alles in seinem Körper schrie durcheinander, aber die lautesten Stimmen kreischten "Flucht!" und "Angriff!" Seit Tagen schrien sie in ihm aber jetzt brachten sie Narutos Kopf zum platzen.
Sie versuchten sich zu übertönen, sie schnitten einander das Wort ab und prügelten sich in Narutos Kopf um sein Gehör. Es war zu viel für den Uzumaki. Er wusste nicht, wie oft Hanabi und Kato ihn besucht und verprügelt hatten aber eines stand fest:
Er wollte einfach nur noch weg.
Sein Körper wurde seltsam kalt, als die Stimmen in seinem Kopf plötzlich verstummten. Alles in ihm zog sich zusammen, bevor jedliche Kraft seinen Körper verließ und sein Sichtfeld sich immer weiter schwärzte. Das einzige, was Naruto noch wahrnahm, war eine tiefe Stimme, die von zehn langsam herunterzählte, während er bei jeder Zahl tiefer in die Dunkelheit tauchte.
"Nichts da!" Naruto nahm nur noch einen dumpfen Druck auf seiner Hand wahr. Dass Hanabi ihm den nächsten Finger gebrochen hatte bekam er nicht mit. "Naruto!" rief Kurama aufgebracht. "Naruto! Hörst du mich? Junge, lass mich jetzt nicht allein!" Aufgebracht rüttelte Kurama an seinen Gitterstäben. "Komm schon, du musst kämpfen. Du weißt doch, wie man das macht!" Der Raum um Kurama wurde immer enger, die Luft in seinem Gefängnis wurde dünner und der Fuchsgeist wurde immer panischer. "Tu' mir das nicht an!" die Wände seiner Zelle erzitterten, Schutt fiel von den Wänden auf den Bijuu. Er spürte, wie Naruto die Kraft ausging. Sein Herzschlag, sein Atem, selbst seine Gefühle waren mit denen von Kurama verbunden. Er bekam eine Gänsehaut, als Narutos Herz immer langsamer schlug. Er konnte nicht fassen, was gerade passierte.
Naruto gab auf.
Der Fuchsgeist warf sich gegen die Gitterstäbe. Er wusste, wenn Naruto tatsächlich sterben würde, hätten die Hyuuga und Uchiha gewonnen. Sie würden Kurama versiegeln und seine Kraft für etwas missbrauchen, dessen Ausmaß sich der Bijuu selbst nicht klar war. "Du darfst nicht sterben!" schrie er verzweifelt. Er fühlte sich so hilflos in seinem sterbenden Käfig. Sein Chakra, das Naruto bisher geholfen hatte, würde ihn jetzt endgültig töten. Und so konnte Kurama nichts tun, außer zu zusehen, wie sein Jinchuuriki immer schwächer wurde.
"Nein, Nein, NEIN!" Hanabi war von Naruto gesprungen, nur um wieder auf ihn zuzuschießen und ihn samt Stuhl umzuwerfen. Mit einem lauten Knall prallte die Stuhllehne auf den Boden. Narutos Kopf schlug auf den kalten Beton auf. Blut verteilte sich um ihn herum und Hanabi begann zu kreischen. Sie schlug auf den Uzumaki ein, kratzte ihm die Haut in seinem Gesicht auf und sie begann immer lauter zu schluchzen. Tränen rollten ihr über die Wangen, während sie immer hysterischer auf den leblosen Körper unter ihr einprügelte. Kato kam auf das Mädchen zu. Den Kugelschreiber hielt er immer noch in seiner Hand. "Prinzessin." begann er leise. "Kommt von ihm runter..." er blieb hinter dem Mädchen stehen. Laut weinend drückte sie sich an Naruto und schlug auf seine stille Brust. "Ich hab ihn kaputt gemacht." winselte sie. Sie schmiegte ihr Gesicht an den kalten Körper unter ihr. "Ich hab es schon wieder kaputt gemacht!" schrie sie plötzlich wieder. Kato zuckte zusammen. Er hatte schon lange mit Hanabi zu tun, aber eine weinende Hanabi sah der Uchiha selten. "Hanabi..." begann er vorsichtig und streckte die Hand nach dem kleinen Mädchen aus, als diese plötzlich "MAMA!!" schrie und sich ihre Schläge gegen sie selbst richteten. Sie schlug sich in das blasse Gesicht kratzte an ihren Armen und ihrem Hals entlang, während sie immer wieder nach ihrer Mutter schrie. Kato griff nach den Händen des Mädchens, zog sie von dem Blonden herunter und drückte sie an sich. "Prinzessin, es ist okay..." murmelte er dem weinenden Mädchen auf den Scheitel. "Mama hatte Recht." hickste sie atemlos. "Ich bin ein böses Mädchen, nicht mal auf meine Spielzeuge kann ich aufpassen." Katos Blick wanderte zu Naruto. Seine Finger standen auf groteske Weise von seiner Hand ab, Seine Haut war übersäht von tiefen Wunden, von denen manche schon begonnen hatten zu heilen. Große Blutergüsse ließen den leblosen Uzumaki wie eine menschliche Leinwand erscheinen. Und dann fiel Katos Blick auf Narutos Gesicht, die Nase war angeschwollen, Blut quoll aus ihr hervor und lief über die aufgeplatzten Lippen. Seine Wangen waren angeschwollen und verdeckten die blauen Augen, von denen eines mit tiefen roten Kratzern überzogen war. Dem Uchiha wurde schlecht und er drehte dem Häufchen Elend seinen Rücken zu. Das war Hanabis Handschrift. Zerstörung bis ins kleinste Detail. Ihre Opfer hielten meistens nicht länger als zwei Tage durch. Vorsichtig hob er seinen Arm, um auf seine Uhr zu sehen. Naruto war eine harte Nuss gewesen, er hatte fünf Tage durchgehalten und er hatte auch erst spät angefangen zu reden. Er drückte das schluchzende Mädchen noch näher an sich. Er vergaß oft, dass Hanabi nicht nur das manipulierte Werkzeug ihres Vaters war. Sie war immer noch ein kleines Kind, das nie so etwas wie Liebe erfahren durfte. "Kato...?" Hanabi sah zu dem Uchiha auf, ihre großen Augen waren angeschwollen. Ihre Tränen glitzerten im Licht der nackten Glühbirne. "Wird Mama böse auf mich sein?" Katos Magen zog sich zusammen. Hanabis Mutter war schon vor Jahren gestorben. Das kleine Mädchen konnte das noch nicht verstehen und ihr Vater hatte das ausgenutzt. Er brachte ihr bei, Menschen zu quälen und zu töten. Er hatte aus einem fünfjährigen Mädchen eine Kampfmaschine gemacht, die vergessen hatte, was es heißt zu sterben. "Nein." murmelte der Ältere abwesend. Er hob das kleine Mädchen hoch und trug sie in Richtung Zellentür. "Ich wollte ihn nicht so schnell kaputt machen, Kato." quiekte sie heiser. "Ich wollte kein böses Mädchen sein." Die Tür wurde quietschend aufgeschoben. Der Uchiha sah ein letztes Mal auf den Uzumaki zurück, bevor er den Raum mit einer weinenden Hanabi verließ. "Ich weiß, Kleine. Es ist Okay...."