Kapitel 13

69 4 1
                                    

Kapitel 13

Mary p.o.v

Fest umschloss er meine Hand mit seiner. Wieso ließ er sie nicht los? Ich dachte er hasste mich? Normalerweise hält man doch keine Händchen wenn man sich hasst. Während wir das Zimmer verließen und den kurzen Flur Richtung Trepper gingen und ins Erdgeschoss liefen, sah ich mich in seinem Haus um. Ja er wohnte in einem Haus. Es war hell und geräumig. Es passte meiner Meinung nach gar nicht zu ihm. Die Sonne schien durch die großen Glasfenster. Es musste später Abend sein. Die Sonne versank langsam hinter den Baumwipfeln. Das Haus hatte auf der Hinterseite einen großen Garten. Hinter der Veranda konnte man gerade noch einen Pool erkennen. Das beeindruckte mich ehrlich gesagt schon ziemlich. Ich fragte mich ob er wohl oft schwamm? Was für Badehosen hatte er dabei an? Ich wusste fast gar nichts über ihn. Sein ganzes Leben lag für mich und die meisten anderen im Dunklen. Nicht das es mich bisher sonderlich interessiert hätte. Aber jetzt wollte ich mehr über ihn erfahren. Obwohl ich es mir selbst nicht ganz eingestand. Und verstehen tat ich es selbst nicht. Er zog mich auf sein großes weißes Sofa. Er setzte sich hin und zog mich dann auch hinunter. Seltsames Schweigen umgab uns wieder. Er sah aus dem großen Fenster. Eigentlich konnte man es gar nicht als Fenster bezeichnen. Die ganze wesentliche Wand des Hauses war aus Glas gebaut worden. Es war eine wunderschöne Kulisse. Die Sonne die ihre schwächer werdendes orangenes Herbstlicht ausstrahlte, die roten, gelben und braunen Blätter die auf dem Boden lagen oder noch teilweise an den Bäumen hingen. Und im Vordergrund des wundervollen Bildes war Harry. Man konnte genau sein Profil erkennen. Die eine Hälfte seines Gesichtes lag im dunkeln. Im Schatten von ihm selbst. Die andere Seite wurde in perfekt einfallendem Lichtspiel beleuchtet. Es ist wie im echten Leben. Jeder Mensch hatte zwei Seiten. Eine dunkle und eine helle. In Harrys Fall hatte ich nur die dunkle kennen gelernt. Doch wie sah seine helle aus? Hatte er überhaupt eine? Bis gestern hätte ich nein gesagt. Doch er hatte mich vor meinen Vergewaltigern gerettet. Und er war so nett zu mir das ich dachte ich träumte. Und während wir da eine ganze Weile saßen und hinaus blickten, hatte er meine Hand nicht auch nur eine halbe Sekunde los gelassen. War das seine gute, helle Seite?

PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt