Kapitel 12 ~ Neustart

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Am Abend lag ich im Bett und dachte nochmal über alles nach. Es fühlte sich an wie ein Neustart. Nein, es war ein Neustart. Ich wollte nicht mich ändern, sondern mein Leben. Einfach alles hinter mir lassen. Loslassen von meinem alten Leben. Aber ich war schlecht im loslassen. Ich hing an Sachen die mir nichts bedeuteten aber ich schaffte es nie mich von ihnen zu trennen. Ich versuchte einfach alles aus meinem Gedächtnis zu löschen. Ich versuchte es. Ich versuchte es lange, aber es klappte einfach nicht. Nach langer Bedenkzeit wurde es mir langsam klar. Ich musste loslassen von allem was ich liebte. Von meinen Eltern, von Mila und von der schönen Lebenszeit von mir. Mein Kopf liess es vielleicht zu aber mein Herz nicht. Der Kopf kann Sachen vergessen aber das Herz nicht. Es geht einfach nicht. Mit Tränen in den Augen lief ich zum Spiegel und schaute in mein lebloses Gesicht. Alles Leben war aus mir gewichen. Und da konnte ich einfach nicht mehr. Ich sackte zusammen und liess meinen Gefühlen freien Lauf. Meinen Kopf stützte ich mit meinen Händen ab und ich hockte auf meine Knie. Mein Körper war wie betäubt. Betäubt von meinem Schmerz. Ich fühlte mich kraftlos und ausgelaugt. Meine Augenlieder waren schwer und die Augen taten mir weh. Stützend lief ich zum Bett und legte mich behutsam hin und ich schlief weinend ein.

Am nächsten morgen waren meine Augen nur noch schlitze, meine Haare waren zerzaust und meine Lippe war spröde. Nichts was man sich wünscht. So konnte es nicht weiter gehen. Eindeutig. Ich lief zum Badezimmer und klatschte mir mein Gesicht mit Wasser voll. Blinzelnd schaute ich mein Spiegelbild an und ging unter die Dusche. Als ich fertig war bürstete ich mir meine Haare durch. Die letzten zehn Zentimeter von meinen Spitzen waren kaputt. Ich suchte nach einer Schere und schnitt mir die Haare. Ich betrachtete mein Werk aber irgendetwas fehlte. Mein Gesicht war so leer. Und da, einfach so spontan schnitt ich mir einen Pony. Und erst als ich mein Gesamt Bild anschaute wurde mir klar, dass ich endlich loslassen konnte. Es waren zwar nur meine Haare, aber trotzdem. Es war ein Teil von mir. Von meiner Mutter. Ich hatte die genau gleichen Haare wie sie. Irgendwie war ich zufrieden. Zufrieden mit mir. Ich wusch die abgeschnittenen Haare das Lavabo hinunter und ging ins Wohnzimmer.

Mike sass auf dem Sofa und starrte auf den Boden. Er sah aus als ob er am nachdenken ist. Wie eine Katze näherte ich ihm. Plötzlich schaut er auf und schaute mich verwundert an.

"Was.. Wie.. Wow...!", er schaute mich an als sei ich ein komisches Tier dass man noch nie gesehen hatte. Er stand auf und stand ganz nahe an mich heran. Er schaute intensiv in meine Augen und strich mir über die Haare. Er kam näher und näher aber plötzlich wurde es mir zu viel und ich wandte mich ab. Er räusperte sich als wär ihm das peinlich. "Okay", sagte er seit langem schweigen, " fangen wir mit dem Training an.".

"Was für ein Training?", fragte ich verwundert.

" Wenn du kämpfen musst, musst du auch fit sein. Und deswegen trainiere ich mit dir. Und jetzt hopp, mach dich bereit. Ich möchte so schnell woe möglich anfangen.", er ging aus dem Zimmer und ich machte mich bereit. Meine Haare band ich zu einem hohen Pferdeschwanz. Ich zog bequeme Hosen und ein lockeres T-shirt an. Als ich draussen war, stand Mike mit verschränkten Armen da und schaute mich grinsend an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eigentlich richtig viel Muskeln hat und einen starken Körperbau. Und so fingen wir mit dem Training an. Am Anfang dehnten wir und um unsere Muskeln aufzuwärmen. Danach musste ich Rumpfbeugen und Liegestützen machen. Es war eine Qual für mich. Jede einzelne Liegestütze wurde eine Qual und ich war am Ende meiner kräfte. Aber Mike liess nicht los. Er blieb hartnäckig. Als wir mit dem Training fertig waren sagte Mike: " So das wars. Du kannsz dich jetzt ausruhen.".

"Was machen wir morgen?", fragte ich.

" Das gleiche.", schmunzelte er.

Ich stöhnte und machte mich bereit fürs schlafen. Kaum lag ich im Bett, schlief ich erschöpft ein.

Ich Trainierte jeden Tag mit Mike und ich wurde jeden Tag besser. Jeden Tag machte ich die Rumpfbeugen mit einet Spur leichtigkeit mehr und meine Reaktion wurde immer besser. Er brachte mich auch eine einfache Kampfsportart bei. Er trainierte mit mir mein Gehör und wie ich Spuren aufspürte. Ich dachte das geht nur in Filmen aber in dieser Zeit wurde mir klar, dass man alles schaffen kann wenn man den Willen dazu hat. Und ich hatte ihn. Ich habe mei Ziel erreicht und ich war seit langer Zeit zufrieden. Zufrieden mit mir.

Königblaues Blut *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt