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Schnell riss ich mich meine Augen auf. 

Wo war ich?

Was machte ich hier?

Wie hatte ich nun weiter zu verfahren?

So viele Fragen schwirrten mir durch denn Kopf und doch hatte mein Gehirn nicht den Drang diese Fragen zu lösen. Langsam erhob sich mein ganzer Körper von der sanften Landung. Ja, wirklich, alles war weich wie Federn.

Sofort schnellte ich in die senkrechte und für einen Moment tanzten Sternchen vor meinen Augen. 

Was war passiert? 

Plötzlich erschrak ich fürchterlich. Auf dem Bettrand meines Bettes, auf dem ich unverletzt saß, hockte wahrhaftig meine Mutter! Ein paar mal zwinkerte ich mit meinen Augen doch Melissa meine Mutter saß immer noch schweigend auf meinem Bett.

„Mama", flüsterten meine Lippen leise.

„Schätzchen, du darfst mich nicht länger aufhalten! Es tut mir leid aber ich muss...", und sie fuhr, ohne ihre Lippen merklich zu bewegen, fort, „ich muss weg, weg von euch, von dir und deinem Vater! Schatz ich habe wirklich keine Zeit euch Alles zu erklären, aber fragt Mattias! Er kann euch das erzählen!"

„Was, was soll uns Papa erzählen?"

„Charlie-schätzchen, er soll dir und deiner Schwester erklären dass ihr etwas ganz Besonderes seid!!! Ihr habt eine besondere Gabe, gebt Acht auf sie!"

Nie konnte ich mich richtig an das Gespräch mit Mama vor ihrer Abfahrt erinnern. Jetzt war es das erste Mal, dass ich sie klar, klarer als je zuvor, vor mir hatte.

Doch was war dass? Sie verschwand plötzlich.

„Nein bleib hier, Mama, bleib hier!!!"


„Alles okay mit dir? Charlie, hörst du mich?" Langsam öffnete ich die Augen.

„Puh, Gott sei Dank! Und ich dachte schon du wärst völlig ohnmächtig geworden!!!"

Was? War das etwa nur ein Traum....

„Caro", sagte ich nun erfreut, „kannst du mir bitte erklären was passiert ist? Ich steh grad nämlich total auf der Leitung!"

Caro räusperte sich gedehnt doch dann fing sie an zu erzählen: „Als du hier oben angekommen bist, wurdest du plötzlich kreideweiß im Gesicht. Ich hab dich gefragt was los sei aber du warst scheinbar nicht mehr ganz bei dir und dann bist du einfach umgekippt. Mit ein paar Umständen und jetzt vermutlichen Beulen an deiner Stirn", sie lächelte entschuldigend, "habe ich dich hier auf dieses klapprige, alte Sofa gezerrt.  Und du hast dann plötzlich irgendwas von unserer Mutter gefaselt...", sie unterbrach sich selbst. Eine dicke Träne kullerte ihr die Wangen hinunter.

„Ach Caro", meinte ich mitfühlend. Tröstend nahm ich sie in den Arm. Sanft drückte ich ein Küsschen in ihre schönen seidigen, blonden Haare.

Eine Weile saßen wir so da. Doch da hörten wir lauter werdende Stimmen durch die Türe dringen.

Die Wachen!!!

„Caro, also... wie wäre es wenn wir jetzt vielleicht einmal..."

Doch meine Schwester hatte schon verstanden, sprang auf, machte ein paar große Schritte auf die Treppe zu und winkte mich herbei.


Nach wenigen Minuten tapsten wir leise und vorsichtig die morschen Treppen hinauf. Der eigentliche Dachboden oder eben der Speicher war noch viel weiter oben. Eine steile Wendeltreppe führte dort hin.

Plötzlich wurde eine Türe aufgerissen und lautstark wieder zugeschlagen. 

Zum Glück war diese Treppe die auf den Dachboden führte und auf der wir uns gerade befanden durch ein davor hängendes großes Bild versteckt! 

Langsam schlichen wir weiter, diesmal aber etwas schneller. Doch wie es schien etwas zu schnell, denn nach den ersten paar Stufen stolperte Caroline und fiel lautstark zu Boden. Etwas wütend starrte ich sie an. Wenn die Aufseher das gehört hatten, war es nur eine Frage der Zeit bis sie uns fanden. Caro fing an sich ihren Fuß zusammenzudrücken und unterdrückte Leidenslaute von sich zu geben.

"Komm schon", wollte ich sie zum weitergehen auffordern, "so schlimm war es doch auch wieder nicht!"

Ich fing mir einen giftigen Blick von ihr ein. Es war mir gerade total egal ob sie jetzt sauer auf mich war, aber wir mussten weiter und das wusste Caroline genauso gut wie ich.

 Da fiel mir auf dass Caros Augen ganz gläsrig waren.

Hatte sie etwa geweint? Irgendwie war es ein komisches Gefühl meine Schwester so zu sehen. Denn genau wie aufgeben passte weinen nicht zu uns. Es musste also echt wehgetan haben.    Da kam in mir das schlechte Gewissen hoch. Es war gemein gewesen sie so anzuschnauzen. Nun saß meine Schwester zusammengekauert da, ich erkannte sie kaum wieder. Eine weitere Träne lief ihr über die Wange und tropfte auf den Boden.

 Auf dem roten, alten Läufer, der auf den ganzen Treppen ausgebreitet war, bildeten sich schon dunkle Wasserflecken. Ich sah genauer hin. Was war das denn? Dort glitzerte doch etwas, oder hatte ich mir das nur eingebildet?!

Leichter, schimmernder Staub stieg vom Teppich aus in die Luft.

Ich versuchte staunend zu meiner Schwester zu blicken, doch meine Augen konnten sich nicht von dem Geschehen abwenden. Es war wie verzaubert. Einen Moment lang stand ich in weichen, angenehmen Nebel. Was dann geschah konnte man kaum glauben.

Das Glitzern wurde zu zwei Gestalten, die fröhlich über eine Wiese tanzten. Die Beiden lachten, ließen sich ins Gras fallen und schauten in die Sonne. Doch plötzlich war ein großer Schatten vor der Sonne. Die Mädchen rannten weg. Da erkannte man ein paar Farben. Das eine hatte blonde Haare, das andere braune. An ihren Gesichtern sah man, dass beide furchtbare Angst hatten. Von oben, wo der Schatten herkam, war ein großer Mann gekommen. Er hatte ein grünes und ein rotes Auge. Schnell schaute ich weg. Meine Augen waren nun fest verschlossen. Doch ich wollte, trotz des furchteinflösenden Mannes, sehen wie es weiter ging. 

Der Mann war am Boden angelangt und man hörte schwere Schritte die immer näher kamen. Plötzlich sagte eine tiefe Stimme: „Die beiden Gören müssen doch irgendwo sein!" Erschrocken zuckte mein Körper zusammen.

Das Bild aus Tränenstaub verschwamm vor meinen Augen, bis es ganz weg war. Als wäre es nie dar gewesen.

War es das vielleicht auch gar nicht?

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